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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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herunter. »Sally, ich bin auch mit Jorgensen in Berührung gekommen.«
    »Was?«
    »In der Nacht, bevor er von dem Laster überfahren wurde, sind wir beide zusammen durch eine Schaufensterscheibe gefallen, und ich habe mich geschnitten.«
    »Davon bekommt man noch keine Tollwut.«
    Mir zog sich alles zusammen. »Sie verstehen das nicht. Als er die Kirche betrat, hat er mich an sich gezogen. Er hat geheult und gespuckt, und Sie sagten doch, Speichel -«
    »Oh, mein Gott.«
    Jesse kam nun mit besorgtem Gesicht zu mir herüber und formte die Lippen zu einem lautlosen Was? Ich fand ein Stück Schmierpapier, schrieb CDC drauf und deutete auf seinen Laptop.
    »Evan«, sagte Sally ruhig, »vielleicht sollten Sie sich mal mit Ihrem Arzt unterhalten.« Weltweit sterben jedes Jahr bis zu 70 000 Menschen an Tollwut. In den Entwicklungsländern sind Hundebisse für die meisten Fälle verantwortlich, aber in Amerika geht die Ansteckung meistens auf den Biss eines wilden Tiers zurück. In einem besonders schaurigen Fall starben acht Menschen nach einer Hornhauttransplantation mit infiziertem Gewebe. Tollwut kann jedes Säugetier treffen, und der Ausgang ist praktisch immer tödlich.
    So viel zur Webseite des CDC.
    Die Seite der WHO flößte mir auch nicht mehr Hoffnung ein, genauso wenig wie die Seite des Pasteur-Instituts. Es gab ausschließlich epidemiologische Horrormeldungen zu lesen, die mir eine höllische Angst einjagten.
    Tollwut siedelt sich im zentralen Nervensystem an, die Inkubationszeit beträgt drei bis zwölf Wochen. Während dieser Zeit zeigen sich bei dem befallenen Tier – oder dem Menschen – keinerlei Anzeichen einer Krankheit. Erreicht der Virus aber schließlich das Gehirn, folgen unausweichlich Schmerz, Lähmung, Geisteskrankheit und Tod. Von gerade einmal sechs Menschen ist bekannt, dass sie die Krankheit überlebt haben.
    Da hatte man ja bei Ebola noch bessere Chancen. Für diese Nacht war an Schlaf nicht zu denken.
    Sofort am Morgen rief ich bei meiner Ärztin an und erklärte der Sprechstundenhilfe, dass sie die Ärztin so schnell wie möglich aus ihrem Aerobic-Kurs oder von der Toilette holen sollte, damit sie mich zurückruft. Dann überlegte ich es mir anders und verabredete einen Termin in der Praxis in dreißig Minuten. Zwanzig Minuten später war ich dort und wartete auf der Treppe. Die Sonne schien mir ins Gesicht. Um mich herum blühten sorgfältig gepflegte Blumenbeete.
    Ich stellte mir vor, wie ich mit Schaum vor dem Mund aussehen würde.
    Die Ärztin kam bald darauf mit einer Kaffeetasse in der Hand und der Morgenzeitung unter dem Arm die Einfahrt hochspaziert. Lourdes Abbott war eine modebewusste Frau in ihren Fünfzigern mit einer tiefen Furche zwischen den Augenbrauen und einer sehr direkten Art.
    »Kommen Sie rein.« Sie schaltete das Licht an. »Ich habe bereits mit dem Gesundheitsamt über den Fall gesprochen. Sie werden sich bei Ihnen melden.« Sie ließ die Zeitung auf den Schreibtisch fallen. Die Tollwut-Geschichte hatte es auf einen prominenten Platz geschafft. Sie deutete auf einen Stuhl. »Schießen Sie los.«
    Ich erzählte ihr, dass Jorgensen geschrien und in Richtung meines Gesichts gespuckt hatte. Sie trank seelenruhig einen Schluck aus ihrer Tasse.
    »Können Sie sich erinnern, ob Sie mit dem Speichel in Kontakt gekommen sind?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich musste mir keine Spucke abwischen, aber – ich weiß es nicht.«
    Ihre Stirnfurche vertiefte sich. »Zeigen Sie mir Ihre Schnittwunden.«
    Ich streckte meine Hände aus. Der Schorf war bereits am Abheilen. Dann zeigte ich ihr die unter den Haaren verborgenen Wunden auf meinem Kopf.
    »Wie wurden die Schnittverletzungen hinterher behandelt?«
    »Mein Freund hat sie ungefähr eine halbe Stunde danach zu Hause ausgewaschen.«
    »Mit Wasser und Seife?«
    »Ja. Und dann mit Desinfektionsmittel behandelt und Pflaster draufgeklebt. Ich habe geduscht und mir die Haare gewaschen.«
    »Warum kratzen Sie andauernd an Ihrem Rücken und Ihrem Bauch?«
    Zu den Wespenstichen sagte sie nichts. Sie schrieb nur alles auf und starrte dann auf ihren Zettel.
    »Ich glaube, dass das Risiko in Ihrem Fall gering ist. Ich möchte sogar bezweifeln, dass Sie Kontakt mit dem Virus hatten. Andererseits hatten Sie Hautverletzungen, und bei Dr. Jorgensen wurde unzweifelhaft Tollwut diagnostiziert. Wir befinden uns hier in einer Grauzone, aber wir sollten kein Risiko eingehen. Ich empfehle Ihnen, sich impfen zu lassen.«
    Ich nickte, halb

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