Gottesfluch: Thriller (German Edition)
da nicht die Reisetaschen?«
Kirsty wischte sich mit einem Papiertaschentuch über die Augen, und ihr Ehemann schlang seine Arme um sie. »Hör zu, Liebste«, sagte er. »Ich bin höchstens zwanzig Minuten weg, dann essen wir zusammen und packen. Wir fliegen morgen nach Rabat und klären alles. Außerdem bin ich nach wie vor bereit, allein dorthin zu fliegen, wenn du lieber zu Hause bleiben willst. Mir ist klar, wie schwer das alles für dich sein muss.«
»Nein.« Kirsty schüttelte den Kopf. »Ich will nicht allein hierbleiben. Ich will auch nicht nach Marokko, aber mir ist klar, dass wir hinfliegen müssen.« Sie verstummte, und ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen. »Ich kann einfach nicht glauben, dass sie weg sind und ich sie nie wiedersehe. Mom klang in ihrer E-Mail so fröhlich, sie war wirklich aufgeregt wegen dem, was sie gefunden hatte. Und dann passiert ihnen das. Wie konnte das alles nur so schnell geschehen?«
7
»Ich möchte gern das Fahrzeug sehen, bitte, und auch den Ort, wo der Unfall passiert ist.«
Bronson warf einen Blick über den Tisch auf die beiden Männer ihm gegenüber und sprach langsam auf Englisch. Dann lehnt er sich zurück und wartete darauf, dass der Polizeidolmetscher seine Bitte ins Französische übersetzte.
Er saß auf einem sehr geraden und ziemlich unbequemen Stuhl in einem kleinen Verhörzimmer in der Polizeiwache in Rabat. Sie befand sich in einem flachen, weiß gestrichenen Gebäude, das sich von den Nachbarhäusern nur durch den großen Parkplatz für Polizeifahrzeuge auf der Rückseite und durch die in Arabisch und Französisch beschrifteten Schilder auf der Fassade unterschied. Bronson hatte sich am Flughafen von Casablanca einen Wagen gemietet und war vor einer Stunde in Rabat angekommen. Dort hatte er erst einmal in seinem Hotel eingecheckt und war dann sofort zur Polizeiwache gefahren.
Marokkos Hauptstadt war kleiner, als er erwartet hatte. Es gab hier viele elegante Plätze und Freiflächen, die durch zumeist breite Straßen verbunden waren. Riesige Palmen säumten die Boulevards, und die ganze Stadt strahlte eine Atmosphäre kosmopolitischer Kultur und Vornehmheit aus. Sie wirkte fast eher europäisch als marokkanisch. Und es war heiß hier. Eine staubige, trockene, sengende Hitze, angereichert mit den ungewohnten Gerüchen Afrikas.
Falls DCI Byrd recht hatte und die marokkanische Polizei etwas an diesem tödlichen Unfall vertuschen wollte, war der einfachste Weg, sie dabei zu ertappen, so zu tun, als würde er kein Französisch sprechen, sagte sich Bronson. Er würde einfach nur genau zuhören, was sie sagten.
Bis jetzt funktionierte sein Plan hervorragend, nur dass die örtliche Polizei alle seine Fragen ohne das geringste Zögern beantwortet hatte und, soweit er sagen konnte, die Übersetzungen völlig zutreffend waren. Außerdem hatte er Glück, dass alle Polizeioffiziere, die er bis jetzt getroffen hatte, auf Französisch miteinander redeten. Denn die erste Landessprache in Marokko war Arabisch, Französisch nur die zweite. Wenn die Polizisten von Rabat beschlossen hätten, Arabisch zu sprechen, wäre sein Plan bereits an dieser Hürde gescheitert.
»Das haben wir erwartet, Sergeant Bronson«, antwortete Jalal Talabani, der höchste Polizeioffizier in Rabat, durch den Dolmetscher. Bronson vermutete, dass er das Pendant eines britischen Inspektors war. Der Mann war etwa einen Meter achtzig groß, schlank, hatte gebräunte Haut, schwarzes Haar und braune Augen. Außerdem trug er einen makellosen Anzug im westlichen Stil. »Wir haben das Fahrzeug zu einer unserer Garagen hier in Rabat bringen lassen, und wir können zu dem Unfallort an der Straße fahren, wann immer Sie wünschen.«
»Danke. Vielleicht können wir sofort mit dem Fahrzeug anfangen?«
»Wie Sie wollen.«
Talabani stand auf und schickte dann den Dolmetscher mit einer Handbewegung weg. »Ich glaube, wir kommen auch ohne ihn zurecht«, erklärte er, nachdem der Mann das Zimmer verlassen hatte. Sein Englisch war fließend und hatte einen schwachen amerikanischen Akzent.
»Oui. Si vous voulez, nous pouvons continuer en Français«, fügte er mit einem schwachen Lächeln hinzu. »Ich glaube, Ihr Französisch dürfte dafür gut genug sein, Sergeant Bronson.«
Ganz offensichtlich war Jalal Talabani kein Narr. »Ich spreche allerdings ein bisschen Französisch«, gab Bronson zu. »Deshalb haben meine Leute mich hierhergeschickt.«
»Das habe ich mir gedacht. Sie schienen unserem
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