Gottesfluch: Thriller (German Edition)
Gespräch bereits zu folgen, bevor der Dolmetscher eine Übersetzung lieferte. Normalerweise merkt man, ob jemand versteht, was geredet wird, selbst wenn die Person nichts sagt. Wie dem auch sei, bleiben wir beim Englischen.«
Fünf Minuten später saßen Bronson und Talabani im Fond eines marokkanischen Streifenwagens und rasten durch den schwachen Nachmittagsverkehr. Sie fuhren mit Blaulicht und heulender Sirene. Bronson war an die etwas diskretere Vorgehensweise der britischen Polizei gewöhnt, sodass ihm dies hier etwas übertrieben vorkam. Immerhin fuhren sie nur zu einer Garage, um sich einen Wagen anzusehen, der an einem Verkehrsunfall beteiligt gewesen war; ein Einsatz, den man schwerlich als dringend bezeichnen konnte.
»So eilig habe ich es nicht«, sagte er lächelnd.
Talabani sah ihn von der Seite an. »Nein, Sie vielleicht nicht«, erwiderte er. »Aber wir stecken mitten in einer Mordermittlung, und ich habe viel zu tun.«
Bronson beugte sich interessiert vor. »Was ist passiert?«
»Ein paar Touristen haben die Leiche eines Mannes in einem Garten in der Nähe der Chellah gefunden, das ist eine uralte Totenstadt direkt vor den Stadtmauern. Er hatte eine Stichwunde in der Brust«, erklärte Talabani. »Wir haben weder einen Zeugen, noch gibt es ein Motiv, aber natürlich ist ein Raubmord die naheliegende Möglichkeit. Im Augenblick jedoch haben wir nur den Leichnam selbst, und wir wissen noch nicht einmal, wie der Mann heißt. Mein Boss macht mir eine Menge Druck, dass ich den Fall so schnell wie möglich löse. Die Touristen«, setzte er hinzu, als der Polizeiwagen von der Straße abbog, in eine Garage fuhr und das Lärmen der Sirene schlagartig verstummte, »besuchen nämlich normalerweise nicht gerne eine Stadt, in der es ungelöste Morde gibt.«
Auf einer Seite des brüchigen Betonparkplatzes stand ein Renault Megan, obwohl Bronson die Marke des Fahrzeugs nur erkannte, weil er einen Teil des Namens auf der Kofferraumklappe erkennen konnte. Das Dach des Wagens war fast bis zur Höhe der Motorhaube eingedrückt, und es war vollkommen offensichtlich, dass diesen Unfall niemand überlebt haben konnte.
»Wie ich Ihnen schon sagte, ist der Wagen zu schnell in eine Kurve gefahren, einige Kilometer außerhalb von Rabat«, erklärte Talabani. »Er ist von der Straße abgekommen, gegen ein paar Felsen am Rand der Straße geprallt und hat sich überschlagen. Dort ging es etwa zehn Meter steil nach unten in ein ausgetrocknetes Flussbett. Der Wagen ist die Böschung hinuntergestürzt und auf dem Dach gelandet. Sowohl der Fahrer als auch die Beifahrerin waren sofort tot.«
Bronson warf einen Blick in das zerstörte Fahrzeug. Die Windschutzscheibe und alle anderen Fenster waren zertrümmert, und das Steuerrad war verformt. Abgeschlaffte Airbags versperrten ihm teilweise die Sicht ins Innere des Fahrzeugs. Er schob sie zur Seite und blickte dahinter. Blutflecken auf den Vordersitzen und dem Dachhimmel erzählten eine deutliche Geschichte. Die beiden Vordertüren waren abgerissen worden, vermutlich von der Rettungsmannschaft, damit sie die Leichen bergen konnten. Man hatte die Türen später einfach auf den Rücksitz des Wagens geworfen. Das hier war nach allen Maßstäben gemessen ein einziges blutiges Chaos.
Talabani warf von der anderen Seite einen Blick in das Wrack. »Die beiden Insassen des Wagens waren eindeutig schon lange tot, bevor der Krankenwagen am Unfallort eintraf«, sagte er. »Trotzdem wurden sie ins örtliche Krankenhaus gebracht. Ihre Leichen liegen immer noch dort, im Leichenschauhaus. Wissen Sie, wer die Arrangements für ihre Überführung in die Heimat macht?«
Bronson nickte. »Man hat mir gesagt, dass die Tochter der O’Connors und ihr Schwiegersohn hierherfliegen, um die Überführung mithilfe der britischen Botschaft zu veranlassen. Was ist mit ihren Habseligkeiten?«
»Wir haben in ihrem Hotelzimmer nichts gefunden, weil sie bereits ausgecheckt hatten, aber wir haben zwei Koffer und eine kleine Reisetasche vom Unfallort geborgen. Der Kofferraum des Wagens hat sich bei dem Aufprall geöffnet, und die Koffer wurden aus dem Wrack herausgeschleudert. Die Schlösser sind aufgegangen und der Inhalt wurde verstreut, aber wir haben alles aufgesammelt, was wir finden konnten. Im Wagen haben wir eine Frauenhandtasche gefunden. Sie war zwar nicht besonders stark beschädigt, aber voller Blut, vermutlich von Mrs. O’Connor. Wir verwahren alle diese Gegenstände auf der Polizeiwache, bis
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