Gottesfluch: Thriller (German Edition)
sich. »Soll ich Ihnen erklären, was geschehen ist?«, fragte er dann leise.
Kirsty nickte. »Ich nehme an, ich sollte es wissen«, antwortete sie mit erstickter Stimme. »Sonst würde ich nur ständig darüber nachgrübeln.«
Bronson umriss kurz den Unfallhergang. Als er fertig war, schüttelte Kirsty den Kopf.
»Ich verstehe es immer noch nicht«, sagte sie. »Dad war ein so guter Fahrer. Er war immer sehr vorsichtig und besonnen. Soweit ich weiß, hat er noch nie ein Ticket auch nur wegen Falschparkens bekommen.«
»Aber er fuhr einen fremden Wagen auf einer Straße, die er nicht kannte«, meinte Bronson. »Wir glauben, dass er nicht richtig eingeschätzt hat, wie scharf die Kurve tatsächlich ist, und bedauerlicherweise gab es an dieser Stelle keine Leitplanken.« Noch während er diese Worte aussprach, wusste er, dass er selbst nicht daran glaubte.
»Und hier«, er öffnete seinen Aktenkoffer, »habe ich die Inventarliste, auf der alles verzeichnet ist, was Ihre Eltern mit sich führten.«
Er gab Kirsty die von der Polizei angefertigten Ausdrucke und lehnte sich dann in seinem Sessel zurück.
Kirsty legte die Blätter vor sich auf den Tisch, ohne ihnen mehr als einen flüchtigen Blick zu gönnen. Sie trank noch einen Schluck Kaffee und sah dann Bronson an.
»Das ist so eine sinnlose Verschwendung«, sagte sie. »Ich meine, sie haben erst vor kurzem beschlossen, richtig Urlaub zu machen, sie hatten gerade erst angefangen, sich zu amüsieren. Normalerweise sind sie immer vierzehn Tage nach Spanien gefahren. Es war das erste Mal, dass sie etwas Abenteuerlicheres unternommen haben. Und dann passiert das.« Ihre Stimme brach bei dem letzten Wort, und sie weinte leise.
»Jedenfalls haben sie ihre Zeit hier genossen«, fuhr sie nach einer Minute fort und putzte sich geräuschvoll die Nase. »Zumindest meine Mutter. Ich glaube, Dad mochte Marokko nicht besonders, aber Mom liebte das Land.«
»Sie hat Ihnen Postkarten geschickt, nehme ich an?«, erkundigte sich Bronson, obwohl er die Antwort auf diese Frage bereits kannte.
Da die Zeitung aus Canterbury ein Foto von der Tontafel abgedruckt hatte, musste entweder Margaret oder Ralph O’Connor eine Kamera gehabt und eine Kopie des Fotos an ihre Tochter gemailt haben. Aber er wusste auch, dass in der Inventarliste, die die Polizei ihm gegeben hatte, keine Kamera aufgeführt war. Und er hatte ganz gewiss keine gesehen, als er die Besitztümer der O’Connors untersuchte.
Talabani hatte ihm gesagt, dass die Koffer bei dem Unfall aufgeplatzt waren. Vielleicht war also die Kamera so weit weggeflogen, dass die Polizei sie nicht gefunden hatte, als sie die Unfallstelle räumte. Möglicherweise hatte aber auch Aziz oder jemand anders am Unfallort sie aufgehoben und beschlossen, sie zu behalten. Andererseits, moderne Digitalkameras waren sowohl klein als auch teuer, und er hätte eigentlich erwartet, dass Margaret O’Connor sie in ihrer Handtasche oder in einer ihrer Jackentaschen aufbewahrte.
Kirsty schüttelte den Kopf. »Nein. Meine Mutter hat schon Computer benutzt, als sie noch arbeitete. Sie war sehr fit im Umgang mit E-Mails und dem Internet. In ihrem Hotel gab es einen Internetzugang, und sie hat mir jeden Abend eine Nachricht geschickt, in der sie mir schrieb, was sie an dem Tag unternommen hatten.« Sie tippte auf die schwarze Schultertasche, die auf dem Boden neben ihrem Sessel lag. »Die Mails sind alle hier auf meinem Laptop. Ich wollte sie ausdrucken und ihnen geben, wenn sie nach Hause kamen, und außerdem richtige Kopien von den Fotos machen, die sie mir geschickt hatte.«
Bronson richtete sich ein wenig auf. »Hat sie viele Fotos gemacht?«, erkundigte er sich.
»Ja. Sie hatte eine kleine Digitalkamera, eines der neuesten Modelle, und eines dieser Memorystick-Dinger, die die Datenkarte lesen können. Ich glaube, das hat sie in einen der Computer im Hotel gesteckt.«
»Kann ich die Fotos sehen, die Ihre Mutter Ihnen geschickt hat? Oder noch besser, könnten Sie mir vielleicht eine Kopie davon machen? Vielleicht auf einer CD?«
»Ja, selbstverständlich«, sagte Kirsty. Sie nahm die Tasche vom Boden, zog ein Notebook heraus und schaltete es an. Als das System hochgefahren war, schob sie eine leere CD in das DVD-Laufwerk, klickte den entsprechenden Ordner an und startete den Kopiervorgang.
Während die CD gebrannt wurde, zog Bronson seinen Sessel neben den von Kirsty und blickte auf den Bildschirm, als sie eine Diashow der Fotos ablaufen ließ. Er
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