Gottesfluch: Thriller (German Edition)
Überraschung sein. Und zwar in Paris. Das Museum hat sie vor zwanzig Jahren von einem Antiquitätenhändler in Jerusalem als Teil einer größeren Menge von Artefakten gekauft. Die Inschrift ist tatsächlich Aramäisch, und die Tafel ist als ein Kuriosum klassifiziert, weil der Text aus einer Reihe von scheinbar willkürlichen Wörtern besteht … Du hast also recht, Angela. Das da ist ebenfalls eine dieser Tafeln.«
»Steht da auch, wofür sie nach Meinung des Museums benutzt wurde?«
Bronson nickte. »Die Inschrift legt nahe, dass die Tafel einfach nur dafür genutzt wurde, die aramäische Schrift zu lehren, oder eine Art Hausaufgabe von jemandem gewesen ist. Das ist so ziemlich dasselbe, was auch Baverstock annahm, hab ich recht? Auf jeden Fall vermutet das Museum, dass diese Tontafel nur aus Versehen gebrannt wurde, entweder, weil sie zwischen andere Tafeln geraten ist, die tatsächlich gebrannt werden sollten, oder weil es ein Feuer in dem Gebäude gab, wo sie verwahrt wurde.«
»Das ist durchaus logisch. Tontafeln waren für häufige Benutzung vorgesehen. Wenn eine Inschrift ihren Zweck erfüllt hatte, konnte man sie entfernen, indem man einfach nur mit einer Klinge oder etwas Ähnlichem über die Oberfläche fuhr. Gebrannt wurden normalerweise nur Tafeln, auf denen man etwas wirklich Wichtiges notierte, zum Beispiel finanzielle Vorgänge, Eigentumsangelegenheiten, solche Sachen. Eine gebrannte Tontafel ist quasi unzerstörbar – wenn man sie nicht zum Beispiel mit einem Hammer zertrümmert.«
»Da steht noch etwas anderes.« Bronson betrachtete den unteren Rand des Bildschirms. Dann legte er den Finger auf das Mausfeld und klickte einen anderen Link an. »Das hier ist die ursprüngliche aramäische Inschrift«, sagte er, als der Bildschirm zwei Textblöcke zeigte, »und darunter ist die französische Übersetzung. Davon sollten wir eine Kopie machen.«
»Unbedingt«, antwortete Angela und kopierte ein Bild der Website auf ihre Festplatte. »Wie lautet die französische Übersetzung? Auf den ersten Blick scheint mir, als würden einige Wörter häufig wiederholt.«
»Stimmt. Es gibt einige Dopplungen, und es sieht aus, als wären die Wörter zum größten Teil rein willkürlich gewählt worden. Diese Tafel muss tatsächlich zu dem Set gehören. Lohnt es sich, zu dem Museum zu fahren, um sie sich anzusehen?«
»Eine Sekunde«, antwortete Angela und rief die Beschreibung wieder auf. »Wollen mal sehen, ob sie tatsächlich ausgestellt ist. Was steht da?«
Bronson warf einen Blick auf den Bildschirm. »Hier steht: ›Im Lager. Zugänglich für akkreditierte und anerkannte Wissenschaftler nach Einreichung eines schriftlichen Ersuchens mindestens zwei Wochen im Voraus.‹ Dann steht da noch, an wen du schreiben sollst, wenn du Interesse hast, und welche Zeugnisse das Museum akzeptiert.« Er seufzte. »Damit wäre die Frage wohl beantwortet, stimmt’s? Ich nehme nicht an, dass wir so bald nach Paris fahren.«
28
Jalal Talabani erkannte die ruhige, gemessene Stimme aus seinem Handy sofort.
»Wie kann ich Ihnen helfen?«, erkundigte er sich, nachdem er sich kurz überzeugt hatte, dass keiner seiner Kollegen auf der Polizeiwache von Rabat in Hörweite war.
»Zwei meiner Leute sind dem englischen Polizisten, diesem Bronson, gestern zum Flughafen nach Casablanca gefolgt. Er hat dort eine Frau abgeholt, die aus London hierhergeflogen ist. Wir haben angenommen, dass sie seine Ehefrau sein könnte, aber einer meiner Geschäftspartner hat sie überprüft. Ihr Name ist Angela Lewis. Sie wohnt bei ihm in seinem neuen Hotel in Rabat. Finden Sie heraus, wer sie ist, und melden Sie sich dann bei mir.«
Dann machte der Mann eine Pause, und Talabani wartete. Er wusste, dass der Anrufer sich gern Zeit ließ.
»Sie haben drei Stunden«, erklärte die Stimme. Dann wurde die Verbindung unterbrochen.
Bronson reichte es. Sie hatten die letzten anderthalb Stunden damit zugebracht, auf Zeichnungen und Übersetzungen und Fotos von Tontafeln aus Museen rund um die Welt zu starren.
Einige der Fotos auf dem Bildschirm waren scharf und deutlich, andere so verschwommen, dass sie fast nutzlos waren. Aber nachdem er sich jetzt neunzig Minuten dieser Bilderflut ausgesetzt hatte, war er reif für eine Pause.
»Meine Güte, ich brauche einen Drink«, murmelte er, lehnte sich zurück und reckte die Arme. »Ich weiß wirklich nicht, wie du so etwas durchhältst, Angela. Bringt dich das nicht vor Langeweile um?«
Sie sah ihn an
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