Gottesfluch: Thriller (German Edition)
der Schränke in diesem Raum aufbewahrt wurde.
»Was jetzt?«, zischte Hammad.
»Wir suchen weiter«, erwiderte Zebari, der den Raum verließ und weiter durch den Flur ging. An dessen Ende befand sich eine Doppeltür. Zebari öffnete beide Flügel und trat in den Raum.
»Da«, hauchte er und streckte den Arm aus.
Dieser Raum wurde offenbar für Konferenzen oder Gesellschaften genutzt. Auf dem Boden lagen etwa zwanzig große Kissen, auf die sich Gäste nach arabischer Tradition mit gekreuzten Beinen setzen konnten. Die schlichten weißen Wände zierten etliche Teppiche und Gobelins, die anscheinend sehr alt und sehr wertvoll waren. Aber was Zebaris Aufmerksamkeit erregt hatte, war eine einzelne Vitrine am Ende des langen Raumes.
Die beiden Männer hasteten dorthin und blickten hinein. In der Vitrine befand sich ein kleines Podest aus durchsichtigem Acryl und daneben eine Karte mit dem Farbfoto eines kleinen, rechteckigen graubraunen Objektes und einem arabischen Text darunter.
»Keine Tontafel«, flüsterte Hammad.
Zebari nahm den Ausdruck wieder aus der Tasche, hielt ihn über die Vitrine und richtete den Strahl der Taschenlampe erst auf das Papier, dann auf das Foto auf der Karte vor ihnen.
»Nein, aber ich nehme auf alle Fälle die Karte mit. Ist sie mit einem Alarm gesichert?«, erkundigte er sich.
Hammad untersuchte sorgfältig alle Seiten der Vitrine. »Ich kann keine Drähte sehen außer dem Stromkabel für das Licht.« Er deutete auf eine kleine Lampe, die im hinteren Teil der Vitrine montiert war. Dann untersuchte er den Riegel, der den Deckel sicherte. »Hier ist auch nichts«, sagte er.
»Gut«, murmelte Zebari. Er öffnete den Riegel und hob den Deckel an. Er bedeutete Hammad, ihn festzuhalten, und griff in die Vitrine.
»Moment«, flüsterte Hammad plötzlich, der, nachdem der Deckel angehoben worden war, einen besseren Blick auf den hinteren Rand der Vitrine hatte. »Ich glaube, da ist ein Infrarotsensor!«
Aber es war schon zu spät. Im selben Moment flammten Lampen auf, die das gesamte Gelände um das Haus herum erhellten, die meisten Lampen innerhalb des Gebäudes leuchteten ebenfalls auf, und eine Sirene heulte.
»Zur Hintertür«, befahl Zebari, schnappte sich die Karte und schob sie in seine Tasche. »Schnell!«
Sie rannten durch den Flur, rissen die Hintertür des Hauses auf und stürmten zu der Leiter, die immer noch an der Mauer lehnte. Zebari erreichte sie als Erster, dicht gefolgt von Hammad.
Sobald Zebari oben auf der Mauer angekommen war, krallte er sich mit beiden Händen in das Mauerwerk und ließ sich so weit er konnte auf der anderen Seite herunter. Das letzte Stück ließ er sich fallen und bog die Knie, als er landete, sodass er den Aufprall mit den Beinen abfangen konnte. Er stürzte zur Seite, rollte sich einmal um die eigene Achse und sprang dann unverletzt auf.
Im selben Moment ertönten Schüsse auf der anderen Seite der Mauer.
Von seiner Position fast oben auf der Leiter blickte Hammad auf das Grundstück zurück. Drei Männer waren dort aufgetaucht, zwei von der Vorderseite des Hauses aus und einer von der Rückseite. Sie alle schossen mit ihren Pistolen auf ihn.
Er hatte keine Chance. In seiner dunklen Kleidung hob sich Hammad sehr deutlich gegen die weiße Farbe der Mauer ab. Er wurde fast augenblicklich getroffen, taumelte zur Seite und schrie vor Schmerz auf, als er auf den Boden stürzte.
Außerhalb des Grundstücks rannte Zebari um sein Leben. Während er noch verzweifelt versuchte, das Auto zu erreichen, hörte er weitere Schüsse hinter sich. Einer seiner Verfolger hatte die oberste Sprosse der Leiter erreicht und bereits begonnen, auf den Flüchtigen zu feuern.
26
»Das ist die falsche Antwort … schon wieder«, schnarrte der große Mann mit dem einseitig gelähmten Gesicht. Er trat vor und versetzte dem Verletzten einen Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht. Der Gefangene saß direkt vor ihm, Arme und Beine an einen Stuhl gefesselt, und hatte den blutüberströmten Kopf auf die Brust sinken lassen.
Amer Hammad war so gut wie tot, und er wusste es. Er war nur nicht sicher, ob der große Mann irgendwann die Geduld mit ihm verlor und ihm eine Kugel in den Schädel jagte oder ob er vorher an Blutverlust sterben würde.
Nachdem die drei Wachen ihn ins Haus gezerrt hatten, hatten sie zuerst ihren Boss angerufen. Dann fesselten sie ihm die Handgelenke und verbanden notdürftig seine klaffende Schussverletzung am linken Oberschenkel, wo die Kugel die
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