Gottesfluch: Thriller (German Edition)
Mosaische Bund?«
»Okay, ich erklär’s dir: 1952 haben Archäologen in Qumran eine Schriftrolle aus Kupfer entdeckt. Das allein war schon ziemlich ungewöhnlich. Aber wirklich bemerkenswert war eine weitere Tatsache: Während alle anderen Schriftrollen, die man am Toten Meer fand, ausnahmslos religiöse Texte enthielten, bestand diese Rolle einfach nur aus einer Liste mit vergrabenen Schätzen. Das Problem war nur, dass die Ortsangaben keinen Sinn ergaben; sie waren einfach zu vage. Aber einer dieser Einträge wies auf eine zweite Schriftrolle hin, die irgendwo anders versteckt worden war – eine Schriftrolle, die weit mehr Details über das Versteck dieser Schätze offenbarte. Dieses Dokument, das bisher noch niemand gefunden hat, wurde als die Silberne Schriftrolle bekannt.«
»Und der Mosaische Bund?«
Angela nickte. »Erst mal bedeutet mosaisch natürlich ›auf Moses bezogen‹.«
»Du meinst wirklich den Moses aus ›Moses und die Zehn Gebote‹?«
»Ganz genau. Ich meine den Propheten Moses, Verfasser der Thora und Anführer der Israeliten. Ebendiesen Moses.«
»Und was ist das für ein Bund?«, wollte Bronson wissen. »Du redest doch wohl nicht etwa über die Zehn Gebote?«
Angela nickte bedächtig. »Genau das ist mit dem Mosaischen Bund gemeint. Vergiss die Bundeslade. Das war einfach nur eine mit Blattgold verzierte Holzkiste, in der die Zehn Gebote herumgetragen wurden. Vermutlich ist die Bundeslade selbst schon seit Jahrhunderten völlig verrottet. Aber dies hier ist ein möglicher Hinweis auf den Ort der Gebote selbst, auf die Steintafeln, für deren Aufbewahrung diese Lade überhaupt gebaut wurde.«
»Das kann nicht dein Ernst sein, Angela. Gibt es überhaupt glaubwürdige Beweise dafür, dass Moses gelebt hat?«
»Dieses Thema haben wir bereits mehr als einmal besprochen, Chris«, sagte sie und lächelte. »Ich glaube, du kennst meine Ansichten. Wie bei Jesus gibt es keinerlei konkrete Beweise, dass Moses eine reale Person gewesen ist. Aber anders als Jesus taucht er in mehr als einer alten Quelle auf – allein diese Tatsache verleiht ihm schon mehr Glaubwürdigkeit. Er wird in den Schriften zahlreicher griechischer und römischer Historiker erwähnt, so auch in der Thora und sogar im Koran.
Aber ob es nun eine historische Tatsache ist, dass Moses wirklich existiert hat, oder nicht, ist in diesem Zusammenhang gar nicht mal so wichtig. Wenn dieser Yacoub recht hat, dann glaubten die Menschen, als sie diese Relikte versteckten und die Tontafeln vor zweitausend Jahren herstellten, sie besäßen tatsächlich etwas, das einst Moses gehört hat. Das bedeutet, um welche Relikte es sich auch gehandelt haben mag, sie waren damals bereits uralt. Und jede Art von Steintafel, die älter als zweitausend Jahre ist, wäre ein ungeheuer bedeutender archäologischer Fund.«
»Also willst du jetzt anfangen, danach zu suchen?«
»Allerdings, das will ich. Diese Chance kann ich mir einfach nicht entgehen lassen. Eine solche Gelegenheit bietet sich nur ein Mal im Leben.«
Bronson schaute sie an. Ihr Teint war nicht mehr blass, sondern vor Aufregung gerötet, und ihre wunderschönen braunen Augen funkelten vor Erwartung. »Trotz allem, was du heute durchgemacht hast? Man hätte dich in diesem Keller fast umgebracht.«
»Daran brauchst du mich nicht zu erinnern. Aber Yacoub ist tot, und was immer seine Bande jetzt vorhat, es ist unwahrscheinlich, dass die Jagd auf uns und die Wiederbeschaffung dieser Tontafel für sie im Augenblick höchste Priorität hat. Auf jeden Fall verlassen wir in ein paar Stunden dieses Land, und ich glaube nicht, dass sich die Silberne Schriftrolle oder die Tafeln des Mosaischen Bundes in Marokko befinden. Die Anspielung auf Qumran ist deutlich genug. Ich vermute vielmehr, dass die Menschen, die diese Tontafeln hergestellt und versteckt haben, sie in Judäa oder irgendwo in dieser Gegend vergraben haben. Und die Tontafel, die die O’Connors gefunden haben, dürfte uns die genaue Lage verraten.«
Bronson nickte. »Also gut, ich fürchte aber, dass du deine weiteren Nachforschungen allein anstellen musst. Ich muss zurück nach Maidstone, um meinen Bericht zu schreiben. Möglicherweise muss ich sogar im Mordfall Kirsty Philips ermitteln. Ich glaube nicht, dass mich Dickie Byrd plötzlich nach Israel reisen lässt. Bist du denn sicher, dass es sich lohnt, diese Spur weiterzuverfolgen?«
Angela sah ihn an. »Ganz sicher«, antwortete sie. Sie öffnete ihre Handtasche, zog ein
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