Gottesfluch: Thriller (German Edition)
gefunden.«
»›Gedi‹?« Bronson sprach es aus wie ›Jedi‹ aus den Kriegder-Sterne -Filmen.
»Ja. Aber ich kenne keine Ortschaften in der Nähe von Qumran mit diesem Namen, jedenfalls keine wichtigen. Ich hoffe, dass Yosef vielleicht eine Idee hat, wenn wir ihn treffen.«
»Und was bedeutet das Wort unmittelbar daneben? Bist du damit weitergekommen?«
Angela nickte bedächtig. »Allerdings«, antwortete sie. »Das heißt übersetzt ›Mosheh‹ und ist die aramäische Version des Namens Moses. Damit lautet dieser Satz: ›die Tafeln von … Tempel von Jerusalem … … Moses der … …‹. Wenn wir versuchen, die Leerstellen mit einigermaßen plausiblen Spekulationen auszufüllen, dann könnte dieser Satz so heißen: ›die Tafeln vom Tempel von Jerusalem und von Moses, dem großen Führer‹, vielleicht auch ›dem berühmten Propheten‹ oder so etwas.«
Angela sah Bronson an. »Aber eines ist ganz offensichtlich«, erklärte sie. »Yacoub hatte recht … der Ausdruck ›die Tafeln vom Tempel‹ meint fast sicher die Tafeln des Mosaischen Bundes, also jene beiden Steine, auf denen der ursprüngliche Bund zwischen Gott und den Israeliten festgehalten wurde.«
Bronson schüttelte den Kopf. »Das meinst du doch nicht wirklich ernst.«
»Natürlich nicht«, antwortete Angela. »Aber wer auch immer diese Inschrift in die Tafeln gemeißelt hat, glaubte ganz offensichtlich daran.«
»Die Zehn Gebote.«
»Nein. Alle glauben, dass es zehn Gebote gab, doch in Wirklichkeit war es nicht so. Es hängt alles davon ab, auf welchen Teil der Bibel du dich stützt, aber die beiden präzisesten Eintragungen finden sich vermutlich in Exodus 20 und im Deuteronomium 5. Beide Quellen erklären unabhängig voneinander, dass Moses mit vierzehn Geboten vom Berg Sinai herabgestiegen ist.«
»Aber ›Die Vierzehn Gebote‹ klingt nicht ganz so gut, hab ich recht?«
Angela lächelte ihn an. »Nein, das tut es nicht. Wenn man jedoch den gesamten Exodus liest, also das zweite Buch Mose, findet man über sechshundert Gebote, einschließlich solcher Perlen wie ›Du sollst nicht dulden, dass eine Hexe am Leben bleibt‹ oder ›Du sollst niemals einen Fremden in die Irre führen‹.«
»Wann hat Moses eigentlich gelebt, vorausgesetzt, es hat ihn tatsächlich gegeben?«
»Wie immer bei solchen Fragen hängt die Antwort davon ab, welche Quelle du bevorzugst. Laut Talmud wurde er etwa 1400 vor Christus von einer Jüdin namens Jochebed geboren. Als der Pharao Feraun befahl, alle neugeborenen jüdischen Kinder männlichen Geschlechts zu töten, hat sie ihn in ein Weidenkörbchen gelegt und auf dem Nil ausgesetzt. Er wurde von Angehörigen der ägyptischen Königsfamilie gefunden und von ihnen adoptiert. Das ist die Geschichte, die wir alle kennen, und sie ist fast identisch mit der Geschichte des Königs Sargon in Akkad aus dem Jahr 2400 vor Christus; nur war der Fluss, auf dem er getrieben ist, der Euphrat.
Es gibt sehr viele unterschiedliche Versionen der Mythen und Legenden um Moses, aber die meisten Christen und Juden glauben, dass er der Mann war, der die Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei befreite und sie in das Gelobte Land führte – das heutige Israel. Es ist allerdings ziemlich interessant, wie oft der Name Moses in den Quellentexten verschiedener Religionen erscheint. Im Judaismus zum Beispiel tauchte er in einer ganzen Reihe von Geschichten der Jüdischen Apokryphen auf, ebenso in der Mischna und im Talmud. In der christlichen Bibel ist sowohl im Alten wie auch im Neuen Testament von ihm die Rede, und er ist der am häufigsten beschriebene Charakter im Koran. Die Mormonen haben das Buch Mose, das angeblich seine übersetzten Schriften enthalten soll, in ihren biblischen Kanon aufgenommen. Und auf einer etwas oberflächlicheren Ebene behauptet L. Ron Hubbard, der Gründer der Scientologen, dass Moses einen Desintegrator besaß, eine Art Science-Fiction-Waffe, mit der er die Außerirdischen abwehren konnte, die das alte Ägypten überfallen hatten.«
Bronson schüttelte den Kopf. »Aber glaubst du nun, dass Moses existiert hat, oder nicht? Und wenn er nicht existiert hat, wie hätte es dann den Mosaischen Bund jemals geben können?«
»Keiner weiß genau, ob Moses ein Mann aus Fleisch und Blut gewesen ist«, erwiderte Angela, »aber die historische Stichhaltigkeit des Mosaischen Bundes kann man nur schwer anzweifeln. Einfach deshalb, weil es so viele zeitgenössische Verweise auf die Bundeslade gibt, die
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