Gottesgericht
etwas von ihren Gefühlen für die Frau spürte.
»Ich habe gerade nachgesehen, wie nahe wir unserm Zielort sind«, erklärte Dr. Kelsey. »Ich nehme von dort einen Flug nach Hause, wie Sie wissen.«
Als sich Dr. Kelsey über die Karte beugte, um sich alles genauer anzusehen, warf Hakan Eden einen wissenden Blick zu.
»Eden muss ebenfalls hier aussteigen«, sagte er, während die Paläografin das höhnische Grinsen auf seinem Gesicht nicht sehen konnte. »Sie hat etwas zu erledigen.«
»Ach, wirklich?«, sagte Dr. Kelsey, richtete sich auf und blickte die beiden abwechselnd an.
»Ja. Ihr werdet das Schlauchboot zusammen an die Küste bringen, wenn wir Anker geworfen haben«, sagte Hakan.
Das war Eden neu.
»Bleiben Sie ein paar Tage dort?«, fragte Dr. Kelsey.
»Äh … Ja.«
»Ich auch. Das heißt, wenn wir rechtzeitig ankommen, sodass noch Zeit übrig ist. Wo werden Sie …?«
»Hey, wollt ihr beiden nicht sehen, was sich auf der Welt tut?«, unterbrach Hakan.
»Natürlich«, sagte Eden, erleichtert, das unangenehme Gespräch abbrechen zu können.
»Ähm … okay«, sagte Dr. Kelsey ohne große Begeisterung.
Eden bemerkte, dass die Karte zwar immer noch das Mittelmeer zeigte, aber mehr in Richtung Naher Osten gerutscht war und jetzt die langen Finger des Roten Meers und des Persischen Golfs zu beiden Seiten des großen Lappens der Arabischen Halbinsel einschloss.
»Es tut sich was im Mittelmeer, im Roten Meer und drüben im Persischen Golf«, sagte Hakan. »Aber fangen wir hier, beim Ausgang des Sueskanals ins Mittelmeer an.« Eden sah die winzigen Davidssterne vor der ägyptischen Küste. »Die israelische Marine sucht nach uns, deshalb kontrollieren sie Schiffe, seit der Kanal wieder befahrbar ist. Aber jetzt hat Ägypten zwei iranischen Fregatten die Einfahrt vom Roten Meer her erlaubt, sie müssen also auf die Israelis treffen, wenn sie oben wieder ausfahren – klingt vielversprechend, nicht?« Er rieb sich in hämischer Freude die Hände.
Die beiden Frauen murmelten etwas. Es erinnerte Eden daran, wie sie ihrem kleinen Bruder immer den Gefallen getan hatte, sich scheinbar für seine Strategie-Brettspiele zu interessieren.
Hakan fuhr mit dem Zeigefinger wieder den Sueskanal entlang nach unten, vorbei an den rot-grünen Punkten, die für die iranischen Schiffe standen, und dann an der Sinai-Halbinsel entlang. »Hier ist das Rote Meer und hier der Golf von Akaba.« Er deutete auf einen schmalen blauen Streifen, der auf der anderen Seite des Sinai aufwärts verlief. Eine Traube rot-grüner Punkte umringte den Eingang dazu. »Hier haben sich weitere iranische Schiffe versammelt. Das bringt die Israelis wirklich auf die Palme, weil sie eine Marinebasis in Eilat, hier am oberen Ende des Zugangs haben. Das heißt also, Iran rückt vom Mittelmeer und vom Roten Meer her auf sie vor. Und um dem Westen und den Unterstützern Israels das Leben noch schwerer zu machen …«, er legte den Zeigefinger auf die schmalste Stelle des Persischen Golfs, »sind die Iraner dabei, die Straße von Hormus dichtzumachen, durch die zwanzig Prozent des Öls auf der Welt gehen. Das wird sie direkt in Konflikt mit der im Golf stationierten 5. Flotte der US-Marine bringen.«
»Verfügen diese Streitkräfte über Atomwaffen?«, fragte Dr. Kelsey.
»Worauf Sie sich verlassen können. Zunächst einmal ist die 5. Flotte eine der größten mobilen Nuklearstreitkräfte der Welt. Zweitens haben die Israelis an Land stationierte Raketen vom Typ Jericho, die in der Lage sind, den Iran mit Atomsprengköpfen zu treffen. Es ist nicht klar, ob der Iran Israel von seinem Boden aus nuklear angreifen kann, aber sie könnten jederzeit einen Atomschlag von einem Schiff auf See führen. Eher früher als später wird es die eine oder andere Seite darauf ankommen lassen, und dann – bumm!« Hakan schleuderte die Arme zur Untermalung in die Luft.
Dr. Kelsey seufzte laut. »Finden Sie nicht, dass es ein bisschen voreilig war, dieses ganze Chaos zu schüren, obwohl wir noch kein Datum hatten?«
»Ich dachte, Ihre Leute können es nicht erwarten, Israel von seinen Feinden angegriffen zu sehen?«, sagte Hakan bockig, so wie Edens Bruder, wenn er einen seiner Spielkameraden ausschimpfte.
»Nur wenn das Timing stimmt. Es muss mit dem Plan des Herrn in Einklang stehen …« Dr. Kelsey sah Hakan vorwurfsvoll an. »Deshalb wäre es sinnvoll gewesen, das Datum zu haben, bevor Sie anfingen, Leute hinzurichten.«
»Bitte spielen Sie hier nicht die
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