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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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sorgfältig wählen. »Wenn ich dir sagen würde, dass gewisse Ereignisse, die mit mir und dem Anführer einer Sekte zu tun hatten, in genau diesem Turm vor dir stattgefunden haben, würdest du dann verstehen?«
    »Du meinst … O mein Gott, das war hier ?«
    »Ich weiß, ich bin ein bisschen empfindlich, aber ich möchte nicht, dass die Kinder dort spielen.«
    »Ich genauso wenig. Das Komische ist nur …« Ihre Stimme verlor sich.
    »Was, Debbie? Was ist komisch?«
    »Wir kommen gerade zu dem Turm, aber da ist sonst niemand. Keine Autos, es sei denn, sie sind irgendwo auf der Rückseite. Da ist nur ein Stück Asphalt, und der ist voller Schlaglöcher.«
    Jane war jetzt ernsthaft besorgt. »Dreh einfach um und verschwinde von dort.«
    »Es sieht auch ziemlich vernachlässigt aus hier. Alles zugewachsen. Nicht gerade ein geeigneter Platz zum Spielen für Kinder, selbst wenn das Wetter schön ist. Außerdem ist nichts vorbereitet, soweit ich das erkennen kann. Moment mal, ich sehe einen Wagen … er steht hinter ein paar Büschen.«
    »Hör zu, Debbie – bleib nicht stehen. Fahr einfach. Bitte. «
    »Hey, das ist wie eine Wasserrutsche da außen am Gebäude.« Jane erkannte Scotts Stimme. Er beschrieb die spiralförmige Treppe, die Zugang zu den einzelnen Ebenen des Getreidespeichers gewährte, und hoffte offenbar, es handelte sich um eine der Attraktionen, auf die er sich gefreut hatte. »Und da steht ein Mann drauf«, fügte er an.
    Eine eisige Faust griff nach Janes Herz.
    »Wo?«, fragte Debbie.
    »Ziemlich weit oben«, sagte Karen. »Er schaut zu uns herunter.«
    »Jetzt sehe ich ihn«, sagte Debbie. »Festhalten, Kinder, wir verduften schnell von hier.«
    »Jetzt kommt er herunter«, sagte Scott.
    »Verdammt«, fluchte Debbie leise. »Behaltet ihn im Auge, Kinder«, rief sie.
    Jane hörte das Jaulen des Wagens im Rückwärtsgang. Sie sagte nichts, um ihre Freundin nicht noch nervöser zu machen.
    »Jetzt ist er fast unten«, sagte Joshua.
    Das Getriebe knirschte, als Debbie verzweifelt versuchte, den ersten Gang einzulegen.
    »Jetzt mach aber mal, Mom«, sagte Karen und bemühte sich erkennbar, erwachsen zu klingen.
    »Ich versuch’s ja, ich versuch’s.«
    »Will nach Hause«, greinte Bethann, die die Spannung im Wagen wahrnahm.
    Bitte, lieber Gott, bring sie sicher da raus, betete Jane.
    »Okay, wir sind unterwegs«, sagte Debbie und schluckte schwer. »Wo ist er jetzt?«
    »Kann ich nicht sehen, weil wir um die Kurve gebogen sind«, sagte Karen.
    Sie fuhren eine Weile schweigend.
    »Irgendwas von einem Auto hinter uns zu sehen?«, fragte Debbie.
    »Nein, Mum«, antwortete Joshua.
    »Sicher?«
    »Er kommt uns nicht nach«, sagte Karen.
    Jane hörte, wie Debbie tief durchatmete.
    »Alles in Ordnung, Debbie, du hast es geschafft. Gut gemacht.«
    »Hoffentlich kommt mir auf dem Weg hier niemand entgegen«, erwiderte Debbie mit zittriger Stimme.
    »Glaub ich nicht. Aber lass das Telefon eingeschaltet, bis du auf der Hauptstraße bist«, sagte Jane.
    Keine zwei Minuten später fuhren sie zum Tor des Landsitzes hinaus. Jane hätte gern gewusst, ob es Anzeichen dafür gab, dass es einige Zeit geschlossen gewesen war. Doch angesichts Debbies Verfassung wollte sie ihre Freundin nicht bitten, es an Ort und Stelle zu überprüfen.

42
    Es stellte sich heraus, dass abgesehen von Debbie niemand aus dem Mütternetzwerk die Einladung erhalten hatte. Ihre neue Freundin hatte sich Lavinia genannt und behauptet, aus einer prominenten angloirischen Familie zu stammen; sie hatte sich erst einen Tag vorher bei ihr vorgestellt, aber gleich mit einer Flut an Korrespondenz Debbies Freundschaft gesucht. Jane las sie durch, nachdem sie die Kinder beruhigt hatten, und es klang durchaus alles echt, wenn man nicht wusste, dass es nur dazu gedient hatte, Debbie in Sicherheit zu wiegen, ehe sie zu der nicht existierenden Party gelockt wurde.
    Debbie gab zu, dass ihr die Aufmerksamkeit geschmeichelt hatte, und als die Einladung nach Cullenswood House kam – Lavinia bezeichnete es als Gelegenheit, sich kennenzulernen –, war es so kurzfristig, dass sie keine Zeit hatte, zu überprüfen, ob sonst noch jemand hinfuhr. Sie war nicht überrascht gewesen, dass Scott und Bethann mit eingeladen waren, da sie gegenüber Lavinia erwähnt hatte, wie sie die beiden jeden Tag mit ihren eigenen Kindern in der Schule beziehungsweise Krippe absetzte. Aber Jane nahm an, »Lavinia« hatte bereits genau gewusst, wer Scott und Bethann waren und wo sie

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