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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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ein Auge zudrücken, da beide amerikanischen Reiseunternehmer wohlauf seien.
    Die Hauptsache sei, die Beitrittszeremonie stattfinden zu lassen, danach konnte ihnen die ganze Geschichte notfalls um die Ohren fliegen. Aber auf keinen Fall vorher.
    Was war also der wahre Preis für den Abzug der Terroristen?
    Fünf Millionen Dollar.
    Das war eine Menge Geld, aber wie es der Botschafter ausgedrückt hatte: Wenn man sich klarmachte, dass es das Leben von fast zwanzig Menschen plus ein weltberühmtes Gebäude von enormer religiöser Bedeutung erkauft hatte, und wenn man den türkischen EU -Beitritt – vom Stolz des Landes ganz zu schweigen – dazurechnete, dann waren es nur fünf Millionen Dollar.
    Wer die Ansicht vertrat, Terroristen sollten für ihre Taten nicht belohnt werden, würde empört sein, dass überhaupt Geld geflossen war. Wer in der realen Welt lebte, würde sagen, die Türkei sei billig davongekommen.
    Und in dem unwahrscheinlichen Fall, dass die sogenannte Belisarius Brigade je von sich aus behauptete, Lösegeld von der türkischen Regierung erpresst zu haben, würde man es einfach leugnen.
    Orhun nahm an, die pragmatischeren Köpfe in der EU würden sich vermutlichen denken, dass es einen Handel gegeben hatte, aber keine Einwände gegen die Beitrittszeremonie erheben. Sie waren bereits bei den Verhandlungen rund um die Lösung der Krise behilflich gewesen, indem sie Griechenland dazu überredeten, den türkischen Luftwaffenhubschrauber in den griechischen Luftraum fliegen und auf einer unbewohnten Insel in der Ägäis landen zu lassen.
    Auf lange Sicht war es nicht die Reaktion der EU , die ihm Sorgen bereitete. Es war die Israels. Dass die Türkei es versäumt hatte zu handeln, als ein israelischer Bürger auf ihrem Boden ermordet wurde, war schlimm genug, aber die Mörder entkommen zu lassen, würde zumindest einen diplomatischen Zwist auslösen. Und wenn die Israelis herausfanden, dass Geld geflossen war, konnte niemand sagen, was sie tun würden.
    Orhun stand auf und ging ans Fenster, schob einen Streifen der senkrechten Jalousie mit zwei Fingern beiseite und sah nach unten. In der grünen Vorstadt mit ihren Botschaften und Konsulaten war es ruhig zur Abendzeit, und nur gelegentlich fuhr ein Auto vorbei. Direkt unter ihm stand ein mit Blüten beladener Kirschbaum neben dem Fußweg, der an der Botschaft entlangführte.
    Er dachte an ein paar Dinge, die ihm zu schaffen machten. Nachdem die Terroristen gedroht hatten, der Deutschen und dem Ägypter etwas anzutun, hatten deren jeweilige Heimatländer sehr viel Druck ausgeübt, es nicht zuzulassen. Was so weit nicht überraschte. Doch bei dem hektischen diplomatischen Verkehr, der folgte, hatte Orhun – trotz seines beschränkten Zugangs zu diesem Verkehr – den deutlichen Eindruck gewonnen, dass es sich um keine Einbahnstraße handelte, denn türkische Diplomaten bezogen sich auf nicht genannte Ansuchen, die sie an die Deutschen und Ägypter hatten. Was für Ansuchen waren das? Als er während der Konferenzschaltung danach fragte, war man entschlossen zu anderen Dingen weitergegangen.
    Mehr darüber fand er nach Ende der Konferenzschaltung heraus, als nur noch er und Ersin Karatay, ein früherer Kollege von ihm, der in Ankara arbeitete, an einer Pressemitteilung für die staatliche Nachrichtenagentur feilten. Sie würde herausgegeben werden, sobald die Versammlung im Dublin Castle – zu der der Botschafter nach der Konferenz gegangen war – ihre Entscheidung getroffen hatte. Sie hatten sich mehr oder weniger auf die Formulierung geeinigt, als Orhun Karatay fragte, ob über den Hintergrund der Bande mehr bekannt sei.
    »Nicht dass ich wüsste«, sagte Karatay. »Es sei denn, ihre anderen Forderungen könnten uns etwas verraten.«
    »Andere Forderungen?« Orhun war verwirrt. »Du meinst, dass die Hagia Sophia wieder eine Kirche wird? Sagt uns das nicht, dass es griechisch-orthodoxe Fanatiker waren?«
    »Da bin ich mir nicht so sicher, Demir. Es hat schon Unternehmungen unter falscher Flagge gegeben. Jedenfalls handelt es sich bei den Forderungen, die ich meine, um ein paar Ergänzungen zu den fünf Millionen – ein bisschen wie diese Zusatzwünsche, die Popstars in ihre Verträge schreiben, wenn sie auf Tour gehen.«
    »Ich verstehe. Und worum ging es da?«
    »Hast du je von der Zeitbüchse gehört?«
    »Nein, aber du wirst mich sicherlich gleich aufklären.«
    »Sie wird im Kitab al-Hiyal erwähnt, dem Buch der raffinierten Geräte .«
    »Äh … und

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