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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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sollte mir das weiterhelfen?«
    » Begleite mich auf dem fliegenden Teppich zurück in der Zeit …« Karatay hatte seinen Tonfall verändert, sodass er wie eine Voice-over-Stimme klang. » Zurück ins 9. Jahrhundert und das Goldene Zeitalter der Islamischen Gelehrsamkeit … zurück zum Haus der Weisheit in Bagdad …«
    »Schon gut, schon gut, du kannst die sonore Stimme wieder bleiben lassen, Ersin. Sie passt sowieso nicht zu dir …«
    »Du bist ja nur neidisch, Demir. Jedenfalls ist das eine wahre Geschichte. Der Kalif von Bagdad hat drei Männer, die im Haus der Weisheit an der Übersetzung von Büchern über Ingenieurkunst arbeiteten – drei Brüder –, damit beauftragt, ein Verzeichnis nützlicher mechanischer Geräte anzufertigen. Im Zuge ihrer Forschung sollten sie Texte ausfindig machen, die in byzantinischen Klöstern aufbewahrt wurden, und die Erfindungen beschrieben, die bis zum antiken Griechenland zurückreichten. Im Jahr 850 wurden sie alle in einem großen, illustrierten Werk zusammengefasst, dem Kitab al-Hiyal, Das Buch der raffinierten Geräte . Hie und da …« Karatays Stimme verlor sich.
    Orhun wartete.
    »Ich dachte, ich hätte draußen jemanden gehört«, sagte Karatay schließlich. »Aber ich habe mich wohl getäuscht, da ist niemand.«
    »Erzähl mir von der Zeitbüchse – so kurz und knapp es geht.« Karatay war nicht dafür bekannt, sich kurz zu fassen.
    »Dazu wollte ich gerade kommen. Hie und da in dem Text verwiesen die Brüder auf verschiedene mechanische Vorrichtungen, die den byzantinischen Kaisern jener Zeit gehörten. Und unter diesen Mechanismen war ein Ding, das angeblich als Vorhersagemaschine benutzt wurde. Es war etwa ein Jahrhundert zuvor gebaut worden und wurde zusammen mit einem Buch verwendet – vermutlich einer Art Gebrauchsanleitung. Aber der Ruf dieser Vorhersagemaschine war so gewaltig, dass zu ihrem Gebrauch die Genehmigung sowohl des Kaisers als auch des Patriarchen erforderlich war, von denen einer den Mechanismus aufbewahrte und der andere das Buch.«
    »Dieser Mechanismus – gab es eine Illustration davon?«
    »Eine Zeichnung. Rein auf Mutmaßungen basierend, da wenige Menschen ihn je gesehen hatten. Man erzählte den Brüdern, da die Maschine die Fähigkeit habe, das Ende der Welt vorauszusagen, sei ihre Verwendung streng begrenzt. Ihren Aussagen zufolge wurde sie jedoch deshalb so selten benutzt, weil sie islamische Erfolge im Krieg mit der Christenheit vorhersagte.«
    »Vom Hype einmal abgesehen«, sagte Orhun, »haben wir es wahrscheinlich mit einem primitiven Computer zu tun, der wie eine Art astronomische Vorrichtung funktionierte und mithilfe dieser Gebrauchsanleitung oder von Tabellen programmiert werden konnte. Richtig?«
    »Ich kann dir diese Frage nicht beantworten, Demir – vielleicht war es kein so schlichtes Gerät, wie du denkst. Jedenfalls, gehen wir schnell ins Jahr 1204, als der vierte Kreuzzug Konstantinopel plünderte. Sie schafften eine unvorstellbare Menge von Artefakten in alle möglichen Länder Europas, darunter – und das ist Spekulation, wie ich anfügen muss – die Zeitbüchse.«
    »Du sagst, das ist Spekulation. Wessen? Deine?«
    »Eigentlich nicht. Wir haben alles über dieses Gerät heute Nachmittag von einer jungen Frau erfahren, die hier arbeitet. Sie hat eine Diplomarbeit über die Faszination geschrieben, die mechanische Vorrichtungen für die ottomanischen Sultane hatten. Ihr Name ist Latife. Sie würde dir wirklich gefallen, Demir. Ein Arsch zum Niederknien. Wie gemacht für …«
    »Hey!«, unterbrach Orhun. »Hör auf, darüber zu fantasieren, wie meine Fantasien aussehen könnten.«
    »Oho, ein bisschen empfindlich, was? Also gut, dann die Zeitbüchse. Latife behauptet, die Ottomanen waren besessen von der Idee, sie zu finden. Obwohl sie wussten, dass die von den Kreuzfahrern geraubten Schätze, die man nicht eingeschmolzen hatte, über ganz Europa verstreut waren, schienen sie zu glauben, dass sie unversehrt in Wien oder zumindest sonst irgendwo in Österreich gelandet war. Du wirst dich aus unserer Geschichte erinnern, Demir, dass die Ottomanen über einen bestimmten Zeitraum jährliche Tribute von den Wienern in Form von Uhren und mechanischen Geräten eintrieben. Latife zufolge verlangten die Gesandten des Sultans regelmäßig, es müssten Gegenstände aus der Plünderung Konstantinopels darunter sein.«
    »Also, lass mich raten. Die Belisarius Brigade hat eine ähnliche Forderung gestellt.«
    »Ja, woher

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