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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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einen Witz darüber gerissen, als ich ihn am Dienstag besucht habe.«
    »Einen Witz?«
    »Ja, er sagte: ›Ich habe alle deine Geburtstage in den letzten zehn Jahren versäumt, und ich habe nicht vor, dieses Jahr eine Ausnahme zu machen‹.«
    Jane lachte kurz. »Er hatte wirklich einen fabelhaften Humor, dein Onkel.«
    »Ja. Und er war auch ziemlich mutig. Er wurde entführt, wussten Sie das?«
    »Ja.«
    Cliona sah Jane durchdringend an. »Er sagte, es hat ihm sehr geholfen, wenn er daran dachte, wie Sie einmal von einem Verrückten entführt wurden und überlebt haben.«
    Jane war verdattert. »Wirklich?«, entfuhr es ihr.
    »Er hat außerdem erzählt, dass Sie den Kerl mit einer Schere gestochen haben, stimmt das?«
    »Äh …ja, aber das war reine Verzweiflung, Cliona, keine Tapferkeit.«
    »Egal, er fand Sie jedenfalls ziemlich cool«, fügte Cliona beiläufig an, ehe sie sich vor die Couch kauerte und die Kinder ansprach. »Wie heißt ihr beiden denn?«
    Cliona redete noch mit ihnen, als Mary einige Minuten später mit einem braunen DIN -A4-Kuvert ins Restaurant zurückkam. »Liam sagte, das soll ich Ihnen so schnell wie möglich nach der Beerdigung geben. Er sagte, er habe vorgehabt, an dem Tag, an dem Sie hier waren, mit Ihnen darüber zu reden, aber dann sei er zu müde gewesen.«
    Jane hatte an jenem Nachmittag nichts davon bemerkt, dass er müde geworden war. Doch sie war wohl zu sehr mit der Geiselnahme in Istanbul beschäftigt gewesen.
    »Da fällt mir ein, Mary, wir haben Sie schon einmal als Vermittlerin eingesetzt.« Sie bezog sich darauf, dass Mary einmal ein Schriftstück für sie zu Lavelle geschmuggelt hatte, als sie beide von der Polizei überwacht worden waren.
    »Tja, das wird jetzt wohl das letzte Mal gewesen sein«, sagte Mary und bemühte sich zu lächeln, aber ihre Unterlippe zitterte.
    Jane nahm den Umschlag entgegen, dann umarmten sie sich.

22
    Eden wartete mit Hakan im Kartenraum. Sie waren vom Missionsrat gerufen und dann gebeten worden zu warten, während der Rat etwas im angrenzenden Konferenzzimmer besprach. Das Wort »Mission« war eine absichtliche Anspielung auf den Begriff, der die Aktivitäten christlicher Evangelisten beschrieb. Eden fragte sich, was Dr. Kelsey davon halten würde.
    Hakan vertrieb sich die Zeit, indem er über einer digitalen Karte des Mittelmeers auf einem horizontalen, tischgroßen Bildschirm in der Mitte des Raums brütete.
    »Schau mal«, sagte er und winkte sie zu sich. »Sieh dir an, was wir bisher erreicht haben.« Er betrachtete einen Bereich der mit Inseln übersäten Ägäis zwischen der Türkei und Griechenland. »Das ist der Eingang zu einer der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt …« Sie sah die Schriftzüge Dardanellen, Marmarameer, Istanbul. »Und das hier sind israelische Raketenboote …« Eine Handvoll winziger, weißblauer Sterne umringte den Eingang zu den Dardanellen. »Und hier …«, er deutete zu einer Kette weißer Halbmonde in der Meerenge, »und hier«, er fuhr mit dem Zeigefinger einen Halbkreis der Monde rund um die israelischen Schiffe nach, »ist die türkische Marine. Sie ist dort, um zu verhindern, dass die israelische Flottille den Zugang zu den Dardanellen blockiert, und sie an der Flucht zu hindern, falls sie in irgendeiner Weise gegen die Türkei vorgeht.«
    »Was hoffen die Israelis zu erreichen?«, fragte Eden.
    »Sie wollen uns in die Hände bekommen, und sie hoffen, es führt zu Ergebnissen, wenn sie die Türkei unter Druck setzen. Eine so kleine Flotte wie ihre ist nicht in der Lage, den Schiffsverkehr in der Meerenge allzu stark zu beeinträchtigen, aber indem sie die Türken zum Handeln angespornt haben, haben sie eine sehr viel effektivere Blockade geschaffen. Und rate mal, was jetzt passiert …?«
    Er fuhr mit dem Finger die Dardanellen hinauf ins Marmarameer, an Istanbul vorbei ins Schwarze Meer und dann hinüber nach Russland, wo sich eine Flut roter Punkte an den Küsten ballte.
    »Der Kreml hat Israel angeprangert, weil es den internationalen Schiffsverkehr beeinträchtigt und dem russischen Handel Schaden zufügt. Deshalb mobilisiert das Land Kriegsschiffe, die russische und ukrainische Handelsschiffe ins Mittelmeer begleiten sollen. In der Zwischenzeit …« Sein Zeigefinger glitt nach Griechenland hinüber, wo einige israelische Sterne einer größeren Zahl weißer Kreuze in der Nähe eines Landfingers gegenüberstanden. »Die Israelis glauben, wir hätten auf Athos Unterschlupf gefunden, deshalb

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