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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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haben sie einen Truppentransporter und eine Korvette mit einem Aufklärungshubschrauber an Bord von der Hauptflotte ausgegliedert … Natürlich sehen die Griechen dabei nicht tatenlos zu.« Er rieb sich freudig die Hände. »Es trifft alles so ein, wie wir es erhofft haben. Selbst der Iran hat schon Schaum vor dem Mund …«
    Eden verlor das Interesse. »Wie kommt Dr. Kelsey voran? Hat sie es schon gefunden?«
    »Nein. Aber ich bin mir sicher, dass sie weiß, was sie tut.«
    In diesem Augenblick ging die Tür zum Konferenzraum auf, und jemand rief Hakan hinein.
    Eden studierte die Karte wieder. Hätte sich etwas von alldem erreichen lassen, ohne den alten Mann zu töten? Wahrscheinlich nicht. Warum also konnte sie es nicht dabei bewenden lassen? Immerhin hatte sie mindestens einen der Wachleute selbst erschossen. Aber das konnte man als unvermeidbare Kampfhandlung einstufen. Von Hakans Taten ließ sich das nicht sagen. Oder war das nur Haarspalterei ihrerseits? Wenn man diesen Weg wählte, hieß es: alles oder nichts. Und doch konnte sie sich nicht vorstellen, das zu tun, was er mit dem Wachmann getan hatte, von dem älteren Israeli ganz zu schweigen. Es lag nicht in ihrer Natur. Aber machte das Hakan zu einem Sadisten oder zu einem überzeugten Aktivisten? War es ein Mangel ihrerseits?
    Sie hörte Applaus aus dem Konferenzzimmer.
    Wie alle ihre Komitees bestand der Missionsrat aus drei Mitgliedern der Auserwählten, die an einem andern Tag genauso gut in einem andern Komitee auftauchen konnten. Obwohl sie in räumlicher Nähe zu den Aktivisten lebten, waren sie praktisch anonym. Sie waren außerdem steril und sexuell inaktiv. Nur Aktivisten – die Mannschaft und die Soldaten – behielten ihre Sexualität, bis irgendwann auch sie für alle Zeit von deren Ketten befreit wurden.
    Die Tür ging auf, und Hakan kam mit einem Lächeln auf den Lippen heraus. »Jetzt brauchen sie dich «, sagte er.
    Er hielt ihr die Tür auf, und sie betrat den schwach beleuchteten Raum.
    Eden kannte den Ablauf. Der einzelne Stuhl am Ende des ovalen Tischs war für sie. Die drei Mitglieder des Rats – zwei Männer und eine Frau, in diesem Fall – saßen am anderen Ende. Eine Lampe hing tief über dem Tisch und ließ die Personen größtenteils im Dunkeln.
    »Du bist eine der Erwählten«, fing einer der Männer an, als Eden Platz genommen hatte. »Jenseits des Verlangens, jenseits der Weiblichkeit. Bist du auch jenseits der Furcht?«
    »Ja.«
    »Was ist weißes Märtyrertum?«
    »Exil.«
    »Was ist grünes Märtyrertum?«
    »Leiden.«
    »Was ist rotes Märtyrertum?«
    »Tod.«
    Das waren die rituellen Fragen, die jedem Mitglied gestellt wurden, das die notwendigen sieben Grade der Initiation durchlaufen hatte, um einer der Erwählten zu werden. Bei Sitzungen wie dieser war zuletzt größtenteils darauf verzichtet worden, aber die Anwesenheit ihres Gründungsdokuments, das nun an Bord war, hatte die alten Traditionen wiederaufleben lassen. Eden hatte sich ihre weiße und grüne Schärpe bereits verdient – das Exil war ihr Dauerzustand, und sie hielt weiter die verlangten asketischen Regeln ein. Diese waren nicht mehr so streng wie in den Anfangstagen der Organisation, als sie oftmals das Maß an Gesundheit und Körperkraft beeinträchtigten, das Aktivisten benötigten. Die meisten der Regeln zielten auf die Unterdrückung der Libido. Doch für alle, denen der Kampf zu viel war, standen Medikamente zur Verfügung.
    Rotes Märtyrertum konnte nur posthum verliehen werden. Und Kandidaten dafür mussten alle Zwischenstufen bestanden haben, von denen es viele gab. Sie waren im Lauf der Jahre angefügt worden, da sich neue Aufgaben entwickelten, die beachtet werden mussten.
    »Wir haben dich und die anderen bereits für euren Erfolg beim jüngsten Auftrag belobigt«, sagte die Frau. »Es ist nun an der Zeit, dass du eine Aktion ausführst, die dir den Zugang zum nächsten Level einbringen könnte.«
    »Bist du bereit, die Mission anzunehmen, egal was die festgelegte Farbe sein mag?«, fragte der zweite Mann.
    »Ich bin bereit.«
    »Was ist schwarzes Märtyrertum?«, fragte die Frau.
    Die Frage war ein ziemlicher Schock. Sie hatte sie nicht erwartet. »Es wird errungen, wenn ein Aktivist ein Ziel eliminiert, das weder ein Anhänger noch ein Abtrünniger ist.«
    »Weiter …«, forderte einer der Männer sie auf.
    »In den Augen der Welt und selbst der Organisation kann die Zielperson Achtung verdient haben, doch die Aktivistin muss zeigen,

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