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Gottessoehne

Gottessoehne

Titel: Gottessoehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tyra Reeves
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nichts ins Nirwana zu entschwinden?«
    »Ich werde eine Möglichkeit finden…«
    »Ich hasse dich Sam und ich will dich nie, nie wieder sehen.« Sie wirbelte auf dem Absatz herum, rannte zur Terrassentür, schlug diese mit einem lauten Rums hinter sich zu, lief weiter zum Lift, um dort wild hämmernd den Liftknopf zu bearbeiten.
    Sam blieb wie betäubt zurück. Er hörte, wie sich die stählerne Aufzugtür mit einem
Plimm
öffnete, um fünf Sekunden später mit einem leisen Klicken wieder zu schließen.
    Sie war fort und sie hasste ihn jetzt. Er konnte ihr das noch nicht einmal verübeln. Ein unbekanntes Gefühl stieg in ihm auf. Es war ganz neu für ihn, und einen Augenblick war er nur damit beschäftigt, diese ungewohnte Empfindung zu analysieren. Erstaunen machte sich in ihm breit, als er herausfand, dass es Selbstverachtung war. So kurz war er diesmal nur auf der Erde und so heftig wurde er mit der gesamten Bandbreite menschlicher Gefühle konfrontiert. Aber, war er denn nicht verachtenswert? Ja, er war es. Er hatte Kate in eine Geschichte hineingezogen, die ihr Schmerzen bereitete, und er hatte ihr doch niemals Schmerzen zufügen wollen. Aber war es denn jemals anders gewesen? Er dachte zurück an Lea. Wie lange war das her? Mehr als 10.000 Jahre. Sie hatte ihn geliebt und mit der Blindheit einer Mutter ebenso ihren gemeinsamen Sohn. Er erinnerte sich, wie sie ihn damals mit großen Augen angeschaut hatte, als er sie über die Geheimnisse der Sonne aufgeklärt hatte. Wissbegierig hatte sie ihm gelauscht, als er ihr die Wunder der Photosynthese erklärt hatte und was das für das gesamte Leben auf der Erde bedeutete.
    Dann folgte die Gewissheit, dass bald eine Katastrophe über sie hereinbrechen würde und sie war gezwungen, der Wahrheit ins Auge zu sehen, dass sie ihren Mann und ihr Kind nie wieder sehen darf, auch nicht in einem Leben nach dem Tod.
    Und hatte er Kate nicht in das gleiche Schicksal hineingestoßen? Nein! Diesmal nicht, diesmal würde es anders sein. Kein teuflischer Schwur stand mehr zwischen ihnen und wenn es sein musste, würde er sich sogar für sie opfern. Aber dann, wäre sie auch allein, allein mit der Erinnerung an ihn und ihre gemeinsame Zeit. Sam seufzte und stieg das Geländer hoch, das die ausladende Dachterrasse einzäunte. Balancierend suchte er erst Halt auf der schmalen Brüstung, bis er ganz still und aufrecht da stand. Das nächtliche New York lag ihm zu Füßen.
    Ich muss es tun. Nein, ich kann nicht. Dann, wenn sie mich vergessen hat, ist die Chance größer, dass sie ihren Kummer überwinden wird. Ich will nicht! Doch, das bin ich ihr schuldig.
    Wieder seufzte er. Er brauchte ihr nur drei Worte ins Ohr zu flüstern und sie würde ihn und das Geschehen der letzten Tage vergessen. Ihr gemeinsames Kind würde nie erfahren, wer sein Vater ist. Er war sich sicher, dass das Kind nicht wie die Halbwesen aus der Vergangenheit sein würde. Langsam richtete er sich auf. Er hatte sich entschieden, er würde es tun. Kate sollte ihn vergessen, damit sie die Möglichkeit hatte, normal weiterzuleben. Eine Amsel, die ihr Nest in einem hohen Baum direkt vor dem Haus hatte, schreckte aus dem Schlaf auf, als Sam den ersten Ton eines uralten Liedes anstimmte. Die Melodie, getragen von seiner sanften, warmen Stimme, schwebte durch die laue Frühlingsnacht, die Worte in einer längst vergessenen Sprache verstand die Singdrossel nicht, aber die Melancholie und die schlichte Schönheit des Gesangs berührten die Vogelseele. Die Amsel spreizte kurz die Flügel und begann, erst sachte, dann immer lauter das Lied nach zu trällern. Unten auf der Straße weckte der Amselgesang ein weiteres Vogelpärchen, das mit der gleichen Melodie antwortete. Innerhalb kürzester Zeit schlossen sich immer mehr Singvögel dem ungewöhnlichen Chor an. Ihr Lied durchdrang den nie enden wollenden Verkehrslärm und tauchte die Großstadt in eine Sinfonie voller Traurigkeit und Sehnsucht.
    Kate bekam von alledem nichts mit. Sie rannte den Gehsteig entlang, blind für ihre Umgebung. Wut und Verzweiflung hämmerten in ihr und sie wollte nur noch eins: weg! Sie lief, ohne zu wissen wohin, sie lief, bis ihre Lungen anfingen zu brennen und sie keuchend nach Atem rang.
Mist! Ich habe mein Spray in der Wohnung liegengelassen und stehe kurz vor einem Asthmaanfall. Ich geh aber nicht zurück, ich will ihn nicht mehr sehen!
Sie hielt sich die Seite, in der sich ein pochender Schmerz meldete. Sie schnappte nach Luft und hörte das

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