Gottessoehne
heraus leuchtete, setze seine Hufe so grazil und schwerelos auf den Waldboden, dass sie nicht das geringste Geräusch erzeugten. Direkt vor Danel blieb das gewaltige Tier stehen. Dann zog es seinen Kopf zurück, der Grigori senkte langsam das Haupt und der Hirsch ließ sein schimmerndes Geweih mit einer einzigen machtvollen Bewegung nach vorne schnellen. Die wie Messerklingen scharfen Enden des Geweihes zerschnitten die Haut, Muskeln und den Schädelknochen, als wäre es nur Papier. Danel stieß einen gellenden Schrei aus und sein Körper explodierte in einem Gewirr von Lichtfunken.
Kapitel 27
Die Lifttür öffnete sich. Erschöpft und nass trat Kate in die Wohnung. Bangla und Desh marschierten mit hocherhobenem Schwanz auf sie zu, und sie nahm einen nach dem anderen in ihre Arme, schmiegte ihr Gesicht in das weiche Fell und genoss die Wärme der kleinen Körper.
Kate, du bist wieder da. Wir sind so glücklich.
Wie ein leises Echo hallten diese Worte in ihrem Bewusstsein. Es war wie ein Wunder, sie wusste genau, was in den beiden Tieren vorging.
Das ist das Geschenk des Engelblutes, das nun ebenso durch meinen Körper zirkuliert, wie durch Sams.
Dann gab sie den beiden zu fressen, ging ins Badezimmer und frottierte ihr Haar halbwegs trocken. Nachdem sie aus den nassen Kleidern in einen bequemen Hausanzug geschlüpft war, kehrte sie in ihr Atelier zurück. Sie betrachtete ihr Bild, eine wilde Mischung aus Rot und Schwarz. Unwillkürlich kehrte die Erinnerung an den Kampf im Park zurück. Hätte sie nicht lieber bei Sam bleiben sollen? Doch das war keine handfeste Auseinandersetzung zwischen zwei Männern gewesen, nein, es war eher ein Kampf zwischen Naturgewalten. So hatte sie Sam noch nie erlebt, sie hatte noch nicht einmal geahnt, dass diese wilde, ungezügelte Seite in ihm schlummerte. Sie ging zu den bodentiefen Fenstern und starrte in die nun sternenklare Nacht hinaus. Sie gestand sich ein, dass sie sich vor Sam ein wenig gefürchtet hatte. Trotz des Wissens um seine wahre Natur, hatte sie all die Tage versucht die Illusion aufrechtzuerhalten, er sei ein normaler Mensch. Aber das war er nicht.
Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Mitternacht war längst vorbei, wann würde er endlich zurückkehren? Welch eine Ironie des Schicksals, eine Sterbliche hatte Angst um einen Unsterblichen.
Sie hörte Schritte hinter sich und fuhr herum. »Sam!«
Er stand einfach nur da und sah sie an. Seine goldbraunen Haare wellten sich vor Feuchtigkeit und das Meerblau seiner Augen leuchtete mit solch einer Intensität, als hätte der Regen alles Dunkle herausgewaschen. Er öffnete die Arme. »Es ist vorbei. Danel wird weder dir noch sonst irgendjemanden etwas Böses mehr antun.« Kate schmiegte sich an seine Brust. »Was ist geschehen?«
»Es sieht so aus, als hätte die göttliche Ordnung doch noch eingegriffen. Du kannst beruhigt sein, es war nicht meine Hand, die ihn gerichtet hat. Allerdings habe ich durch ihn etwas Interessantes erfahren. Es ist so, wie wir vermutet haben. Unsere Tochter wird außergewöhnlich sein. Sie wird über eine Gabe verfügen, die Nephilim von den gewöhnlichen Menschen zu unterscheiden. Damit wird sie für diese Bastarde zu einer tödlichen Bedrohung und das erfreut Lilith nun gar nicht. Du und unser gemeinsames Kind sind ihr ein Dorn im Auge, und sie wird nichts unversucht lassen, die Geburt unseres Kindes zu verhindern.«
Kate wurde es schwarz vor Augen, ihre Beine drohten unter ihr wegzuknicken und sie begann zu zittern. Sam wiegte sie leicht hin und her, wie ein kleines Kind und flüsterte ihr zärtliche Kosenamen ins Ohr. »Ich lass dich nicht allein. Ich werde dich beschützen, und wenn es mich meinen letzten Atemzug kostet, dir und dem Kind soll kein Leid geschehen.«
Den Rest der Nacht sprach keiner von ihnen ein Wort mehr. Ihre Körper kannten eine andere Art von Sprache, um einander Trost zu spenden und die Angst zu nehmen.
Der Morgen graute schon. Kate hatte keinen Schlaf gefunden. Sie lag sicher in Sams Armen, wissend dass er nicht schlief. Er schlief niemals.
Welch eine Verantwortung lag nun auf ihren und den winzigen Schultern ihrer Tochter. Noch nicht auf der Welt, war sie bereits zum Spielball von Gut und Böse geworden, und was würde mit Sam geschehen? Die Zeit verging so schnell, sie glitt ihr wie Sand durch die Finger. Was erwartete sie beide? Eine Trennung, die unwiderruflich war, oder gab es doch noch Hoffnung? Langsam drehte sie ihm ihr Gesicht zu und bewunderte
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