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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Hakenbüchsen auf
     sie zu zielen. Reynevan wurde unruhig. Immer wieder blickte er sich zum Wald hin um und überlegte, ob er es, falls er flüchten
     müsste, schaffen würde, dorthin zu galoppieren.
    Am gegenüberliegenden Ufer kamen vier Reiter aus dem Wald. Drei von ihnen hielten vor der Brücke, der vierte, in voller Rüstung,
     ritt unter lautem Hufschlag auf die Brücke. Das Wappen auf seinem Schild war nicht etwa der böhmische |487| Odřivous, wie Reynevan anfangs gedacht hatte, sondern der polnische Ogończyk.
    »Der Herzog empfängt die Abordnung!«, rief der Reiter. »Kommt beide herüber, auf unsere Uferseite!« »Haben wir Euer Ehrenwort
     als Ritter?«
    Der Ogończyk klappte sein heruntergefallenes Visier wieder auf und stellte sich in die Steigbügel.
    »He! Euch kenne ich doch!« In seiner Stimme schwang Verwunderung. »Ihr seid Bielau!«
    »Und Ihr seid Ritter Chris   ... von Kirchhain, stimmt’s?«
    »Gewährt uns Herzog Bolko gesandtschaftliche Immunität?«, unterbrach Horn trocken den Austausch von Höflichkeiten.
    »Der Herr Herzog gibt sein Ehrenwort.« Chris von Kirchhain hob seinen Eisenhandschuh. »Junker Bielau würde er auch so nichts
     zuleide tun. Kommt herüber!«
     
    »Na sieh mal einer an, na bitte!«, stellte Bolko Wołoszek, Herzog von Oberglogau und Erbe von Oppeln, fest. »Prokop muss Respekt
     vor mir haben, dass er so bedeutende Persönlichkeiten zu mir schickt. So bedeutende und so berühmte. Um nicht zu sagen, berüchtigte.«
    Das Gefolge des Fürsten, das seinen Stab bildete, begann zu flüstern und zu murmeln. Der Stab hatte sich in einer Hütte am
     Rande des Dorfes Kasimir versammelt, er setzte sich zusammen aus einem Herold in blauer Heroldskleidung mit dem goldenen Adler
     von Oppeln, fünf Rittern in Rüstung und einem Priester, der ebenfalls Harnisch und Halsbrünne trug. Drei von den Rittern waren
     Polen, außer Chris von Kirchhain begleiteten den Herzog ein schlesischer Nieczuja, den Reynevan kannte, und ein ihm unbekannter
     Prawdzic. Der vierte Ritter hatte auf seinem Schild das silberne Jagdhorn der Falkenhayns. Der fünfte war ein Johanniter.
    »Herr Urban Horn ist in ganz Schlesien bekannt«, fuhr der Herzog fort, während er den Genannten mit einem verächtlichen |488| Blick maß. »Vor allem durch die vom Bischof und der Inquisition ausgestellten Steckbriefe zu seiner Ergreifung. Und jetzt
     seht her, meine Herren, Urban Horn, der gottlose Begarde, Ketzer und Spion, kommt als Abgesandter in Diensten Prokops des
     Kahlen, dieses Erzketzers und Häresiarchen.«
    Der Johanniter knurrte drohend. Der Priester spuckte aus.
    »Du hingegen«, Wołoszek heftete seinen Blick auf Reynevan, »hast dich also ganz und gar auf die Seite der Häretiker geschlagen.
     Du hast wohl deine Seele dem Teufel verkaufen und ihm getreulich dienen müssen, damit man dich nun als Gesandten zu mir schickt.
     Vielleicht hat der Ketzermeister Prokop sich aber auch gedacht, wenn er dich schickt, dann erreicht er mehr, wegen unserer
     früheren Freundschaft? Ha, wenn er darauf zählt, dann hat er sich verrechnet! Denn das sage ich dir, Reynevan, als dich alle
     Hunde in Schlesien angebellt, dich einen Dieb und Verbrecher genannt und dir die schlimmsten Verbrechen, auch die Vergewaltigung
     von Jungfrauen, angehängt haben, da habe ich dich verteidigt und nicht zugelassen, dass man dich beschuldigte. Weißt du, wozu
     das geführt hat? Dass ich ein Dummkopf geworden bin.«
    »Aber ich bin klüger geworden!«, setzte er hinzu, nachdem er lange geschwiegen hatte. »Ich bin klüger geworden! Steckt euch
     die Gesandtschaft des Antichristen sonst wohin, ich habe nicht die Absicht, mit euch zu reden. Heda, Wachen! Ergreift sie!
     Und bindet dieses Vögelchen!«
    Reynevan wand sich und knickte zusammen, Chris von Kirchhain zwang ihn mit seinen mächtigen Fäusten, die er ihm auf die Schultern
     drückte, in die Knie. Zwei Knechte hatten Horn an den Schultern gepackt, ein dritter legte ihm geschickt eine Schlinge um
     Hals und Ellenbogen, zog an und band den Knoten.
    »Gott sieht es!« Der Priester hob theatralisch die Arme. »Gott sieht es, Herzog, dass Ihr recht tut!
Firmetur manus tua
, deine Hand möge gestärkt werden, weil sie die Häresie erstickt!«
    |489| »Wir sind Gesandte   ...«, Reynevan stöhnte unter dem Griff des Polen, »du hast dein Wort gegeben   ...«
    »Ihr seid Abgesandte, aber die des Teufels. Und das Wort, das man einem Häretiker gibt, gilt nicht. Horn ist ein

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