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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Verräter
     und Häretiker. Und du bist auch ein Häretiker. Du warst einst mein Freund, Reynevan, damals habe ich dich nicht binden lassen.
     Aber jetzt halt besser die Fresse!«
    Er hielt sie.
    »Den dort liefere ich dem Bischof aus.« Er deutete mit dem Kopf auf Horn. »Das ist meine Pflicht als guter Christ und als
     Sohn der Kirche. Was dich betrifft   ... Ich habe dir schon einmal verziehen, um unserer alten Freundschaft willen. Auch jetzt lasse ich dich frei   ...«
    »Wie?«, schrie der Priester empört, während Falkenhayn und der Johanniter murrten, »einen Ketzer lasst Ihr frei?«
    »Halt die Schnauze, Pater!« Wołoszeks Zähne blitzten unter dem Schnauzbart auf. »Und mach sie nie mehr ungefragt auf. Ich
     lasse dich frei, Reinmar von Bielau, unserer früheren Freundschaft eingedenk. Aber das ist das letzte Mal, beim Leiden Christi!
     Das letzte Mal! Wage es nicht, mir je wieder unter die Augen zu kommen! Ich stehe an der Spitze eines Kreuzfahrerheeres, bald
     werden wir uns mit der Armee des Bischofs vereinigen und gemeinsam nach Troppau ziehen, um euch Ketzer von der Erde zu fegen.
     Geb’s Gott, dass der Bischof von Breslau mich für einen guten Katholiken erachtet! Wer weiß, vielleicht erlässt er mir dann
     sogar die Schulden. Wer weiß, vielleicht gibt er mir dann sogar das zurück, was er einst dem Herzogtum Oppeln geraubt hat.
     Also hoch das Kreuz, Gott will es, und marsch, marsch nach Troppau!«
    »Dort, wo einst die Vorstadt von Troppau war«, warf der gefesselte Horn ein, »zerstreut der Wind die Aschereste. Gestern war
     Prokop bereits vor Leobschütz. Heute ist er noch näher herangekommen.«
    Bolko Wołoszek sprang auf ihn zu und schlug ihm mit der Faust hinters Ohr.
    |490| »Ich habe gesagt, ich würde nicht mit dir reden, du Seelenverkäufer. Umso weniger werde ich mir dein Gerede anhören.«
    »Reynevan!« Er wandte sich unvermittelt diesem zu. »Was sagt der da von Troppau? Es soll eingenommen sein? Das glaube ich
     nicht! Lasst ihn los, Herr Chris!«
    »Troppau hat sich verteidigt.« Reynevan, befreit, rieb sich die schmerzenden Schultern. »Aber die Vorstadt ist in Flammen
     aufgegangen. Auch Katscher und Altstett und vorher noch Hochwald und Ostrau sind in Flammen aufgegangen. Grätz und Leobschütz
     sind davongekommen, aber das verdanken sie einzig und allein der Klugheit Herzog Wenzels. Er hat mit Prokop ein Abkommen getroffen,
     ihm eine Ablöse gezahlt und so sein Herzogtum gerettet. Wenigstens einen Teil davon.«
    »Und das soll ich glauben? Dass sich Przemko von Troppau nicht zum Kampf gestellt hat? Dass er seinem Sohn erlaubt hat, mit
     den Hussiten zu paktieren?«
    »Herzog Przemko sitzt so still hinter den Mauern der Troppauer Burg wie ein Mäuslein unterm Reisigbesen. Er sieht sich die
     Feuersbrünste an, denn wohin man auch blickt, überall brennt es. Und der junge Herzog Wenzel hat, wie es aussieht, seinen
     ureigenen Verstand. Um diesen kann man ihn nur beneiden, das ist nachahmenswert.«
    »Gott wird die strafen, die sich mit den Ketzern gemein machen und mit ihnen paktieren«, empörte sich der Priester. »Ein Pakt
     mit den Ketzern ist ein Pakt mit dem Satan! Wer ihn eingeht, ist in alle Ewigkeit verdammt. Und hier auf Erden, zu Lebzeiten,
     wird die Strafe   ...«
    »Herzog!«, rief ein Bewaffneter, der einen Helm trug und in die Hütte stürmte. »Ein Bote!«
    »Her mit ihm!«
    Der Bote hatte, das sah und das roch man, weder sich noch sein Pferd geschont. Eine Schicht verkrusteten Schlamms bedeckte
     ihn bis zum Gürtel, und den Gestank nach Pferdeschweiß |491| konnte man noch ein paar Schritte weiter weg wahrnehmen.
    »Rede!«
    »Die Böhmen kommen   ...«, keuchte der Bote, nach Luft schnappend. »Sie ziehen mit großer Macht heran   ... Verbrennen alles   ... Hotzenplotz ist verbrannt   ... Neustadt eingenommen   ...«
    »Waaas?«
    »Neustadt ist eingenommen   ... In der Stadt tobt ein furchtbares Schlachten   ... Zeiselwitz brennt   ... Bielau brennt   ... ist eingenommen   ... die Hussiten   ...«
    »Hast du den Verstand verloren?«
    »Die Hussiten   ... vor Oberglogau   ...«
    »Aber wo ist das Heer des Bischofs? Wo ist Johann von Münsterberg? Wo sind die Herzöge Ruprecht und Ludwig? Wo ist Herr Puta?«
    »In Neisse. Sie befehlen   ... Sie befehlen, der gnädige Herr Herzog möge so rasch als möglich zu ihnen stoßen.«
    »Zu ihnen?«, brach es aus Wołoszek hervor, der mit beiden Händen den Streitkolben in seinem Gürtel

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