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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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umklammerte. »Sie ziehen
     sich zurück, überantworten meine Stadt und meine Güter dem Verderben, und ich soll zu ihnen ziehen? Mein Oberglogau ist bedroht,
     und ich soll nach Neisse ziehen? Der Bischof befiehlt es? Konrad von Oels, dieser Dieb, Säufer und Hurenbock, wagt es, mir
     zu befehlen? Und ihr, was glotzt ihr so? Raten sollt ihr, verdammt noch mal! Raten! Was ist zu tun?«
    »Zum Angriff!«, brüllte der Johanniter. »Gott mit uns!«
    »Vielleicht stimmen diese Nachrichten ja nicht?« Der Schlesier mit dem Nieczuja-Wappen blinzelte.
    »Wir ziehen nach Neisse«, sagte Falkenhayn bestimmt, »und schließen uns dem Bischof an. Wir werden eine Kampfmacht sein und
     die Häretiker in einer Schlacht bezwingen. Wir werden die verbrannten Städte rächen   ...«
    Der Herzog sah ihn an und knirschte mit den Zähnen.
    |492| »Du sollst nicht raten, wie wir sie rächen, sondern wie wir sie retten können!«
    »Paktieren«, stieß der Ogończyk hervor. »Ablöse zahlen.«
    »Ich habe nichts, womit ich zahlen könnte!« Wołoszek biss sich auf die Lippen. »Mein Neustadt   ... Süßer Jesus! Mein Oberglogau!«
    »Wir müssen auf Gott vertrauen«, meinte der Priester, »es kommt so, wie Gott es will   ... Hier ist die Bibel   ... Ich öffne sie, aufs Geratewohl, und was ich dann verlese, wird eintreffen   ...«
    »Und durch den Fluch«, zitierte Urban Horn, der dem Priester zuvorkam, »bestimmten sie alles, was in der Stadt war, zum Tode
     durch das Schwert; Männer und Frauen, Jünglinge und Greise   ...«
    Bolko Wołoszek durchbohrte ihn mit seinem Blick, Horn verstummte. Aber nun sprach sofort Reynevan weiter.
    »Und Josua verbrannte Ai«, fuhr er fort, »und machte es auf ewig zu einer Brandstätte, zu einer Wüstenei bis auf den heutigen
     Tag. Denk gründlich nach, Bolko. Fasse einen Entschluss, bevor es zu spät ist.«
    »Dies ist eine Revolution, Bolko«, fügte er hinzu, als er merkte, dass es der Piastenspross nicht eilig hatte, ihn zu unterbrechen.
     »Die Welt nimmt eine neue Gestalt an, dreht sich in mächtigen Bahnen. Das Rad der Geschichte rollt weiter, keine Kraft mehr
     ist imstande, dies aufzuhalten. Du kannst aufspringen oder davon zermalmt werden. Wähle!«
    »Herzog, Ihr könnt bei den Siegern oder unter den Besiegten sein. Den Besiegten droht, wie uns die Klassiker lehren, immer
     das Elend. Den Siegern aber   ... Den Siegern gehören Stärke und Macht. Denn die Welt wird auch auf der Landkarte eine neue Gestalt annehmen.«
    »He?«
    »
Sapienti sat.
Die Grenzpfähle werden zum Nutzen der Sieger verschoben, Herzog. Und derer, die sich mit ihnen verbünden.«
    |493| »Sollte das ein Vorschlag gewesen sein?« In den Augen des jungen Herzogs blitzte es auf. »Ein Angebot?«
    »Sapienti sat.«
    »Ha!« Das Blitzen hielt an. »Und es ist zu meinem Nutzen, sagst du. Heißt genau?«
    Horn lächelte herablassend und deutete mit den Augen auf seine Fesseln. Auf eine Handbewegung Wołoszeks hin wurden diese sofort
     durchschnitten. Bei diesem Anblick murrte Falkenhayn erneut, und der Johanniter schlug mit der Hand auf seinen Schwertknauf.
     Der Priester sprang geradezu in die Höhe.
    »Herr«, schrie er, »hör nicht auf diese teuflischen Einflüsterungen! Das Gift der hussitischen Schlange träufeln sie in dein
     Ohr! Gedenke des Glaubens deiner Ahnen! Gedenke   ...«
    »Halt’s Maul, Pfaffe!«
    Der Priester machte einen Satz.
    »So einer bist du also? So einer bist du?«, schrie er noch lauter und fuchtelte mit den Händen dem Herzog unter der Nase herum.
     »Nun kennen sie dich! Du Apostat! Du Abtrünniger! Mit Ketzern gibst du dich ab! Ihr Ritter! Schlag ihn, wer an Gott glaubt!
     Ich verfluche dich! Verflucht sei Haus und Hof, verflucht sei schlafend, stehend oder gehend   ...«
    Bolko Wołoszek fuhr ihm zur Erwiderung mit dem Streitkolben an die Schläfe. Der sechskerbige Kopf zerschmetterte mit einem
     Knirschen den Knochen. Der Priester fiel um wie ein Klotz, streckte sich noch einmal, dann durchlief ihn ein Zittern. Der
     Herzog wandte sich um, einen Befehl auf den verächtlich verzogenen Lippen. Aber er musste ihn nicht einmal aussprechen, die
     Polen hatten die Absicht ihres Herrn erraten. Chris von Kirchhain spaltete mit einem mächtigen Schlag der Streitaxt dem Johanniter,
     der sein Schwert gezogen hatte, den Schädel. Prawdzic stieß Falkenhayn das Schwert in die Kehle, der Schlesier Nieczuja besserte
     mit einem Stich in den Rücken nach. Die Toten sanken zu Boden, Blut breitete

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