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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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die Mauer geklettert, haben das Tor eingeschlagen, bevor wir noch
peccatores, te rogamus
rufen konnten, war der ganze Haufen auch schon drin. Und begann zu morden   ... Ein Horror!
Sanctus Deus, sanctus fortis, sanctus immortalis, miserere nobis   ...
Bruder Adalbert haben sie mit einem Speer durchbohrt, Bruder Pius wie den heiligen Dionysius mit Schwertern, Bruder Matthäus
     mit einer Armbrust erschossen, von den anderen waren viele
graviter vulneratus   ...
Die Hussiten, Gott möge sie strafen, haben die Kühe, die Schweine und die Schafe aus dem Stall getrieben   ... Alles haben sie mitgenommen, bis zum letzten |550| Stück Vieh   ... Pfui, diese Hundesöhne, nicht genug damit, dass sie Häretiker sind, dazu auch noch
latrones et fures
! Aus der Kirche haben sie die Gerätschaften herausgetragen, den Reliquienschrein, Umhänge, Ornate, das große silberne Kreuz,
     Votivgaben, Leuchter   ... Nichts haben sie dagelassen. Diejenigen von uns, die noch am Leben waren, haben sie in den Hof getrieben, an die Mauer.
     Da ist der Anführer dieser Bande gekommen, eine schreckliche Fratze hat er gehabt, sofort merkt man, dass das ein Ketzer ist,
     Královec haben sie ihn gerufen, und mit ihm noch ein anderer, den nannten sie Kolda. Dann haben sie die Bauern gerufen. Das
     heilige Tribunal muss wissen, dass mit diesen hussitischen Böhmen auch unsere hiesigen Bauern mitgezogen sind, diese gottlosen
     Abtrünnigen. Denen hat der Häretiker Královec befohlen, los, zeigt uns, wer von den Mönchen hier das Volk gequält hat, gleich
     halten wir Gericht. Gleich werden wir diese gemästeten Blutsauger, so hat er uns genannt, bestrafen. Da haben diese Bauernjudasse
     auf Bruder Maternus gezeigt, der habe sie gequält. Es stimmt schon, Frater Maternus hat diese Knechte manchmal hart angefasst,
     er sagte immer
rustica gens optima flens
. Jetzt kriegte er’s zurück. Sie haben ihn herbeigeholt und mit Dreschflegeln erschlagen, diese Verbrecher. Dann haben sie
     den
cellerarius
Scholer erschlagen, den haben die Bauern angezeigt, weil er immer die Weiber betatscht hat und manchmal auch jungen Burschen
     nachstellte   ... Nach ihm den
custos
Wenzel, Bruder Ägidius, Bruder Laurentius   ... Das war ein Geschrei, ein Stöhnen und Flehen, das Blut spritzte, wir auf den Knien, weinend,
ab ira tua, ab odio et omni mala voluntate libera nos, Domine   ...
«
    »Was mit dem ehrwürdigen Vater, unserem Abt, geschehen ist, fragt Ihr? Ich sag’s gleich. Schon schickten sich die Hussiten
     an, abzuziehen, da kam so ein blondhaariger Junker herbei, mit bösen Augen, das Gesicht zu einer Grimasse verzogen   ... Sie nannten ihn Renevan. Nein, ehrwürdiger Vater, ich irre mich nicht, ich hab’s genau gehört: Renevan. Aufs Kreuz möchte
     ich’s schwören   ... Jener Renevan hat den ehrwürdigen Vater |551| am Habit gepackt. Der ist es, hat er gerufen, das ist Nikolaus Kappitz, der Abt von Kamenz, der schlimmste Leuteschinder,
     ein Lump, ein Zuträger und ein Inquisitoren   ... hmm, hmm, vergebt   ... ein Inquisitorenhund. Und zum Abt hat er gesagt, erinnerst du dich an Adele, du Hundesohn?, und hat mit den Zähnen geknirscht.
     Die du in Münsterberg für hundert ungarische Dukaten der Zauberei angeklagt hast? Dem Tod geweiht? Dafür wirst du jetzt bezahlen.
     Denk an Adele auf deinem Weg zur Hölle, du mieser Pfaffe! Das hat er zum Abt gesagt, bevor sie diesen in den Hof gezerrt haben.
     Ich hab es wohl gehört. Jedes einzelne Wort. Aufs Kreuz möchte ich’s schwören   ...«
    »Beim Thema bleiben, jawohl. Den ehrwürdigen Vater haben sie erschlagen. Mit Stöcken und Beilen   ... Jener Renevan hat nicht geschlagen. Er stand nur da und sah zu.«
    »Das ist alles, was sich zugetragen hat, heiliges Tribunal, am Kardienstag im Jahre des Herrn 1428.   Ich habe die Wahrheit gesagt, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr mir Gott helfe. Die Ketzer haben unsere
     Kirche und das Kloster in Brand gesteckt. Sie haben auch in die Scheune, die Mühle, die Bäckerei und die Brauerei Feuer geworfen.
     Und sind weggezogen, unterwegs haben sie noch unser Klosterdorf Radkowitz angezündet. Und uns, die wir am Leben geblieben
     waren, haben sie die Habite ausgezogen. Da haben wir noch nicht gewusst, was das soll. Das ist erst später bekannt geworden.
     Nämlich, als diese Räuber Frankenstein überfallen haben   ...«
     
    »Was seid ihr denn für welche?«, rief der Wachmann vom Glatzer Tor herab. Neben ihm kauerten andere

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