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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Befestigung sie abgeschreckt   ...«
    »Nein, es war nicht deswegen«, widersprach ihm der Ritter. »Schweidnitz hat bereits vor einem Jahr ein geheimes Abkommen |567| mit den Hussiten geschlossen. Deshalb wurde es verschont.«
    »Und in den Mauern von Schweidnitz hat der Herr Starost Kolditz gesessen, sicher und behaglich«, spottete der Müller von Märzdorf.
     »Was geht es ihn an, wenn das Land in Flammen steht und im Blut schwimmt. Ihm geschieht nichts, er hat alles gut geplant.
     Pfui!«
    Eine Zeit lang herrschte Stille. Der Wirt von Gorrek beendete sie.
    »Von Striegau aus sind die Hussiten nach Westen gezogen. Jauer haben sie umgangen, ohne es anzugreifen. Aber Schönau haben
     sie geplündert und in Rauch aufgehen lassen. Bis auf die Grundmauern haben sie Klein Helmsdorf niedergebrannt, das Vorwerk
     der Leubuser Mönche. Dann sind sie nach Goldberg weitergezogen. Heute habe ich auf dem Hof einen Bekannten getroffen. Der
     sagte mir, sie hätten Goldberg niedergebrannt. Die Stadt hat Pech. Schon zum zweiten Mal haben die Hussiten sie zerstört.
     Prokop und die Waisen ziehen angeblich nach Löwenberg   ...«
    »Die Nachrichten sind veraltet«, warf der Bader aus Zobten am Berge ein. »Ich habe die Flüchtlinge auch gefragt. Die Hussiten
     sind bereits vor einer Woche nach Löwenberg gezogen, am Donnerstag, aber sie sind nicht über den Bober. Aber die Lausitzer
     Ritterschaft, die Herren in Eisen, die zum Entsatz nach Schlesien eilen sollten, haben es mit der Angst zu tun bekommen und
     sich am linken Ufer verschanzt, wie die Mäuse unterm Reisigbesen sitzen sie dort. Die Lausitzer werden uns nicht zu Hilfe
     kommen. Wir sind ganz auf uns gestellt, Leute. Armes Schlesien!«
    »Verdammtes Schlesien.«
    Ein Ochse brüllte, ein Hund bellte. Ein anderes Kind weinte laut. Elencia wandte den Kopf, aber sie konnte nicht zu ihm hingehen.
     Sie hatte einen kleinen Jungen auf dem Arm und beruhigte ihn, ein kleines Mädchen, nicht viel älter, klammerte sich an ihren
     Rock. Elencia seufzte und schniefte. Dzier żka beobachtete |568| sie unter den gesenkten Wimpern hervor. Sie selbst hatte nie ein Kind geboren, sie hatte nie eigene Kinder gehabt, aber sie
     hatte es nie bereut, es war nie ein Problem für sie gewesen. Bis heute nicht, dachte sie plötzlich, erschrocken über die Kälte,
     die ihr die Brust verengte und die Kehle zuschnürte.
    »Die einzige Hoffnung, die wir haben«, meinte der Kaufmann aus Breslau, »ist, dass dieser Kriegszug schon so lange dauert.
     Die Hussiten müssten doch allmählich müde sein, das viele geraubte Zeug muss sie drücken   ...«
    »Es bedarf nur einer Niederlage«, sagte der Ritter. »Die Fliehenden verlässt die Kraft ihrer Beine, das Gut, das sie gerade
     geraubt haben, drückt sie zu Boden. Ein Sieg verleiht Kräfte, da kommt einem die Beute so leicht vor wie eine Feder! Wer siegt,
     dem geht es gut! Ihre Pferde fressen den Weizen aus unseren Scheunen, sie schnuppern in unserer Asche herum. Aber es stimmt,
     der Krieg dauert schon einige Zeit. Vom Bober ist es nicht weit zu den Pässen im Riesengebirge, nicht weit nach Böhmen. Geb’s
     Gott, sie gingen.«
    »Und für wie lange?«, brauste der Müller aus Märzdorf auf. »Sie haben doch gemerkt, dass wir schwach sind und ihnen im Felde
     keinen Widerstand entgegensetzen können. Dass wir keinen Kampfgeist haben! Dass keiner da ist, der uns in den Kampf führt!
     Dass die schlesischen Ritter beim Anblick der Hussiten die Beine in die Hand nehmen und wie die Hasen davonlaufen! Ha, sogar
     die Herzöge laufen davon! Was hat denn Ludwig von Brieg getan? Seine Stadt hätte er verteidigen müssen, die wehrlosen Menschen,
     seine Untertanen. Als er ihnen Abgaben abgepresst hat, sagten sie: ›Das macht nichts, wir zahlen unser schwer verdientes Geld,
     aber dafür verteidigt uns unser guter Herr, wenn es zum Äußersten kommt.‹ Und was hat der gute Herr getan? Feige davongelaufen
     ist er und hat Brieg den Angreifern überlassen. Bis zur letzten Hütte haben die Hussiten die Stadt geplündert, die Pfarrkirche
     angezündet und das Kollegiat der heiligen Hedwig in einen Stall verwandelt, diese Gotteslästerer!«
    |569| »Dafür sollte sie der Blitz aus heiterem Himmel treffen!« Der Bader aus Zobten am Berge schüttelte den Kopf. »Gottes Zorn
     sollte über sie kommen! Und da soll man nicht zweifeln   ... Hmm   ... Ich wollte sagen: Schwer sucht Gott uns heim   ...«
    »Die Herren werden sich wohl oder übel an derlei

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