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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ganz Schlesien keinen gab, der sich dieser Streitmacht in einer offenen
     Feldschlacht würde widersetzen können. Den Schlesiern blieben nur noch die Mauern der Städte. Oder, wie den Einwohnern von
     Reichenbach, die Flucht in den Wald.
    »Abmarsch!«, rief er den Hauptleuten zu. »Bereitmachen zum Abmarsch! Nach Breslau!«
    »Nach Breslau!«, nahm Jaroslav von Bukowina die Parole auf. »Gegen Bischof Konrad! Abmaaaarsch!«
    »Heute ist Ostersonntag!«, rief Královec. »
Festum festorum!
Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!«
    »Resurrexit sicut dixit!«,
rief Prokupek. »Halleluja!«
    »Halleluja! Lasst uns Gottes Lob singen, Brüder!«
    Aus den Kehlen der Dreschflegelkämpfer der Waisen und der Lanzenträger von Tábor stieg ein Lied auf und setzte sich wie Donnerhallen
     bis zum Himmel fort. Sogleich fielen die Hellebardenträger von Chrudim, die Pavesenträger von Nimburg und die Armbrustschützen
     von Schlan mit ihren mächtigen Stimmen ein.
    Buóh všemohúcí
    vstal z mrtvyćh žádúcí.
    Chvalme
ž
Boha s veselím,
    tot ’ nám všĕm Písmo velí!
    Kyrieleison!
    |562| Während sie sich in Marsch setzten, griffen die Speerträger von Sigmund von Vránov, die Panzerreiter von Zmrzlík, dann die
     Wagenmeister, die leichte Reiterei von Kolda von Žampach, Salavas Reiter und Tovačovskyś Mähren den Gesang auf. Am Ende, die
     Nachhut bildend, kamen, mit donnerndem Gesang auf den Lippen, Puchałas Polen auf ihren Pferden.
    Der Staub lagerte in einer Wolke über der Straße nach Breslau. Das immer noch brennende Reichenbach hinter sich lassend, zog
     Prokops aus Taboriten und Waisen bestehende Armee nach Norden. Auf den sich am Horizont dunkel abhebenden, wolkenverhangenen
     Zobtenberg zu.
    Jezukriste, vstal si,
    nám na příklad dal si,
    žet’ nám z mrtvyćh vstáti,
    s Bohem přebý vati.
    Kyrieleison!
    Die Brände wüteten noch immer in der Stadt, während die Vorstädte fast vollständig niedergebrannt waren, Rauch stieg empor,
     und verglühende Flämmchen zuckten noch auf den Balken und Bohlen. Als sie hörten, dass der Gesang der Hussiten in der Ferne
     verebbte, begannen die Leute aus ihren Verstecken herauszukriechen, aus den Wäldern und von den Bergen herunterzukommen. Sie
     blickten sich erschrocken um und weinten, als sie ihre vernichtete Stadt sahen. Dann wischten sie sich Ruß und Tränen aus
     dem Gesicht. Und sangen. Denn es war Ostern.
    Christ ist erstanden
    Von der Marter alle.
    Des soll’n wir alle froh sein,
    Christ soll unser Trost sein.
    Kyrieleison!
    |563| Die Franziskanermönche kamen aus ihrem Versteck und stiegen den Weinberg hinunter. Sie gingen weinend und singend auf die
     verbrannte Stadt zu.
    Es war Ostern.
    Christus surrexit.
    Mala nostra texit
    Et quos dilexit
    Hos ad caelos vexit.
    Kyrieleison!
    Die Armee Prokops des Kahlen marschierte nach Norden. Eine Feuerwolke und Rauchsäulen erhoben sich über den Dörfern, die von
     den Abteilungen Salavas und Ostrogskis angesteckt worden waren. In hellrotem Feuerschein explodierten die Dächer von Bertholdsdorf.
     Prauß, Harthau und Rudelsdorf gingen in Flammen auf. Kurz darauf stand der ganze Horizont in Flammen.
    Es war Ostern.
    Die Gottesstreiter marschierten nach Norden. Mit Gesang auf den Lippen.
    Všichni svĕtí, proste,
    nám toho spomozte,
    bychom s vámi bydlili
    Jezukrista chválili!
    Kyrieleison!
    Es war Ostern. Christus war wahrhaftig auferstanden.
    Das Feuer hatte das ganze Land erfasst.

|564| Einundzwanzigstes Kapitel
    in dem verschiedene Personen aus verschiedener Perspektive beobachten, was die Geschichte so treibt. Und die Geschichte, die
     sich von der Kette losgerissen hat, treibt es verdammt schlimm. Und zeigt, wozu sie imstande ist.
     
    »Armes Schlesien.«
    »Verfluchtes Schlesien!«
    Das in der Nähe von Neumarkt gelegene Flüchtlingslager am Neumarkter Wasser war mehr als überfüllt, es platzte geradezu aus
     allen Nähten. Der übliche Wechsel von Kommenden und Gehenden hatte das Überleben zwar bisher irgendwie ermöglicht, aber heute
     erschrak Dzier żka de Wirsing nahezu bei dem Gedanken, dass neue Flüchtlinge auftauchen könnten.
    Als es zu dämmern begann, atmete sie erleichtert auf, denn nachts kam meist kaum jemand, und sie wusste, dass viele Flüchtlinge
     planten, bei Tagesanbruch weiterzuziehen. Die Hussiten waren abgezogen, nach Süden, auf der Straße, die nach Kostenblut, Striegau,
     Bolkenhain und Landeshut führte. Vielleicht kehrten sie ja nach Böhmen

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