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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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dich deiner Pflichten entbunden. Prokop und Neplach haben ihre Befehle gegeben. Diese
     betreffen auch dich. Du weißt, was dir droht, wenn du dich weigerst?«
    »Ich mag euch auch«, Reynevan zuckte nicht mit der Wimper, »und scheiß mir bei eurem Anblick vor Freude in die Hosen. Aber
     schlagt mal einen etwas anderen Ton an, Jungs. Was die Befehle anbelangt, so seid ihr Boten, nichts weiter. Für das Erteilen
     von Befehlen bin ich zuständig. Daher sage ich euch: Redet, und zwar schnell und genau. Das ist ein Befehl. Ihr wisst ja,
     was bei Zuwiderhandlung droht.«
    »Hab ich’s dir nicht gesagt«, lachte Bisclavret, »hab ich nicht gesagt, du sollst mit ihm nicht so umspringen?«
    »Der ist erwachsen geworden«, gab Řehors lächelnd zu. »Ganz wie sein Bruder. Ganz wie Peterlin. Vielleicht hat er Peterlin
     sogar schon übertroffen.«
    |638| »Bruder Prokop der Kahle und Bruder Bohuchval Neplach, genannt Filou, wissen das.« Bisclavret, der endlich die Navaja weggesteckt
     hatte, verneigte sich übertrieben höflich, sozusagen äffisch. »Sie wissen, was für ein eifriger Utraquist Peterlins Bruder
     ist, was für ein glühender Eiferer für die Sache des Kelches. Daher bitten die genannten Brüder unseren Bruder Reynevan durch
     unsere unwürdigen Münder, er möge noch einmal seine Treue zum Kelch unter Beweis stellen. Die Brüder bitten untertänig.«
    »Halt’s Maul, Franzose! Rede du, Řehors! Kurz und wie ein normaler Mensch.«
     
    Prokops Befehl für Vogelsang war tatsächlich kurz und bündig und lautete: das Netz wiederaufbauen. So schnell, dass man es
     beim nächsten Überfall auf Schlesien nutzen konnte. Wann dieser Überfall stattfinden sollte, darüber hatte Prokop keine genauen
     Angaben gemacht.
    Reynevan wusste nicht recht, wie er etwas wiederaufbauen sollte, von dem er nur eine ganz allgemeine und recht vage Vorstellung
     hatte – das Netz, über das er praktisch nichts wusste, außer, dass es angeblich existierte. Bisclavret und Řehors, zur Ordnung
     gerufen, gestanden, sie betrachteten es schon als Hilfe seinerseits, dass es, wie sie sich ausdrückten, zu dritt sicherer
     sei, etwas zu unternehmen, als zu zweit.
    Trotz der angeblichen Eile war Reynevan nicht damit einverstanden, sofort aufzubrechen. Er wollte Vogelsang etwas Mores und
     Achtung vor seiner Person lehren. Vor allem aber musste er die Sache mit Jutta klären. Wie er es erwartet hatte, erwies sich
     dies als schwierig. Aber dennoch ging es leichter, als er angenommen hatte.
    »Was soll’s«, sagte sie, als ihr erster Zorn verflogen war. »Das hätte ich auch vorhersehen können. Galahad liebt, verspricht
     und schwört. Angeblich für die Ewigkeit. In Wirklichkeit aber nur bis zu dem Moment, in dem Nachricht vom Gral eintrifft.«
    »So ist es nicht, Jutta!«, protestierte er. »Es hat sich nichts geändert. |639| Es ist doch nur für ein paar Tage. Dann komme ich zurück   ... Es hat sich nichts geändert.«
    Sie sprachen in der Kirche miteinander, vor dem Altar und dem Altarbild, das, wie sollte es anders sein, eine auffliegende
     Taube darstellte. Aber Reynevan hatte die unglückliche Mayfreda da Pirovano vor Augen, die auf der Piazza del Duomo auf dem
     Scheiterhaufen verbrannte.
    »Wann gehst du?«, fragte sie, nun schon ruhiger.
    »Am frühen Morgen nach dem
Festum angelorum.
«
    »Also haben wir noch ein paar Tage für uns.«
    »Die haben wir.«
    »Und ein paar Nächte«, seufzte sie. »Das ist gut. Lass uns niederknien. Lass uns zur Göttin beten.«
    Am dreißigsten September, am Morgen nach St. Michael, Gabriel und Raphael, kamen Řehors und Bisclavret zurück. Sie waren reisefertig.
    Reynevan wartete auf sie. Auch er war bereit aufzubrechen.

|640| Vierundzwanzigstes Kapitel
    in dem der Geist der Zerstörung zurückkehrt, der zugleich – so scheint es jedenfalls – wohl auch ein schöpferischer Geist
     ist. Reynevan aber wird vor die Wahl gestellt.
     
    Seit seinem Bestehen war es Vogelsang gelungen, in Schlesien ein zahlenmäßig recht ansehnliches und weit verzweigtes Netz
     von »Schläfer«-Agenten zu schaffen, es gab also durchaus etwas wiederherzustellen. Das Problem bestand darin, dass die in
     der letzten Zeit über Schlesien hinwegschwappenden Wellen der Verfolgung nicht ohne Folgen für die Angeworbenen geblieben
     waren. Einige von ihnen, das stand zu befürchten, waren als Märtyrer, von denen nicht einmal mehr Aschespuren existierten,
     in die Geschichte eingegangen. Von denen, die überlebt

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