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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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mir eine Falle. Du wirst mir nicht vergeben. Du wirst die Rache für den Tod deines Bruders nicht aufgeben   ...«
    »Du hast ihn nur verraten. Andere haben ihn mit dem Schwert durchbohrt. Deren Namen will ich haben. Los, weiter, du elender
     Schacherer, jetzt bist du dran. Biete mir die Möglichkeit, mich an den anderen zu rächen, und ich verzichte auf meine Rache
     an dir.«
    »Was für eine Garantie habe ich, dass du mich nicht hinters Licht führst?«
    »Keine.«
    Der Ritter schwieg eine Zeit lang, man hörte nur, wie er schluckte.
    |69| »Frag!«, sagte er schließlich.
    »Hvězda und Švamberk, sie wurden ermordet, stimmt’s?«
    »Es stimmt«, stotterte Smiřický hervor. »Wahrscheinlich   ... Ich weiß es nicht   ... Ich vermute es, aber ich weiß es nicht sicher. Möglich ist es.«
    »Schwarze Magie?«
    »Bestimmt.«
    »An dem Gespräch mit dem Bischof hat noch ein anderer teilgenommen. Ein Hochgewachsener, Schlanker. Schwarze Haare bis zu
     den Schultern. Ein Vogelgesicht   ...«
    »Der Berater des Bischofs, sein Helfer und Vertrauter. Hör auf, mich mit Blicken zu durchbohren. Du weißt es doch oder kannst
     es dir wenigstens denken. Er erledigt die schmutzige Arbeit für den Bischof. Keine Frage, dass er auch Peter von Bielau ermordet
     hat. Und viele andere. Ich erinnere nur an den neunzigsten Psalm   ...«
    »Der Pfeil, der am Tage fliegt.
Timor nocturnus
. Der Dämon, der am Mittag zerstört   …«
    »Das hast du gesagt«, Smiřický verzog den Mund, »du hast diese Worte ausgesprochen. Und du hast wohl ins Schwarze getroffen.
     Willst du einen guten Rat, mein Junge? Halte dich von dem fern. Von ihm und den   ...«
    »Den schwarzen Reitern, die
Adsumus
rufen, die sich wie die Assassinen mit geheimnisvollen arabischen Substanzen benebeln. Die schwarze Magie anwenden.«
    »Das hast du gesagt. Jage sie nicht! Glaube mir, und höre auf mich. Versuch nicht einmal, dich ihnen zu nähern. Und wenn sie
     versuchen, sich dir zu nähern, fliehe. So weit und so schnell es geht.«
    »Seinen Namen. Den Namen des Vertrauten des Bischofs.«
    »Der Bischof selbst fürchtet ihn, so viel ist sicher.«
    »Seinen Namen!«
    »Er weiß von dir.«
    »Seinen Namen!«
    »Birkhart von Grellenort.«
    |70| Reynevan zog seinen Dolch. Der Ritter schloss unwillkürlich die Augen. Aber er öffnete sie sofort wieder und blickte mutig
     drein.
    »Das ist alles, Herr Jan Smiřický, du bist frei. Leb wohl. Und versuche nicht noch einmal, mir nach dem Leben zu trachten.«
    »Er wird es nicht versuchen«, sagte Samson Honig plötzlich. »Dir, Jan von Smiřice, bekommen Verrat und Verschwörung nicht
     gut. Sie zahlen sich nicht aus. Das wird auch in Zukunft so sein. Lass ab von Verrat und Verschwörung. In dir stecken so viele
     Ideen, so viele Pläne. So viele Ambitionen. In der Tat, es würde sich lohnen, wenn jemand hinter dir stünde, der dir halblaut
     rät, dir zuspricht und dich erinnert.
Respice post te, hominem te esse memento, cave, ne cadas. Cave, ne cadas,
Herr Jan Smiřický. Höre, wenn du Ohren hast.
Nescis, mi fili, diem neque horam.
Deine Ambitionen, Herr Smiřický, sind der Grund dafür, dass du untergehst. Aber du wirst weder den Tag noch die Stunde deines
     Falls kennen.«
     
    Als Reynevan den Keller verließ, war Samson irgendwohin verschwunden, aber einen Moment später tauchte er wieder auf. Sie
     gingen durch die Gässchen in Richtung Plattnergasse.
    »Meinst du, dass das klug war?«, fragte Reynevan. »Deine Rede am Schluss? Was war das eigentlich? Eine Prophezeiung?«
    »Eine Prophezeiung?« Samson wandte ihm sein Idiotengesicht zu. »Nein. Das habe ich irgendwie dahingesagt. Und ob das klug
     war? Nichts ist klug. Zumindest nicht hier, in deiner Welt.«
    »Aha. Dass ich das nicht gleich erraten habe! Aber da wir schon dabei sind, gehst du in die Tuchlaubengasse?«
    »Natürlich. Du nicht?«
    »Nein. Es gibt sicher viele Verwundete. Wie ich Rokycana kenne, hat er befohlen, sie in die Kirchen zu bringen. Das gibt jede
     Menge Arbeit, jeder Arzt wird gebraucht. Außerdem wird Neplach mich suchen. Ich kann nicht riskieren, dass er mich im Haus
     ›Zum Erzengel‹ findet.«
    |71| »Ich verstehe.«
    Sie kamen zum Markt. Der nackte, grässlich zugerichtete Leichnam Hynek von Kolštejns, des Herrn auf Kamyk, des Hetmans von
     Leitmeritz und Ritters aus der Stephanslinie der Wallensteins, aus dem Geschlecht der mächtigen Markvartice, hing nun nicht
     mehr am Pranger. Sicherlich hatte Propst Rokycana

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