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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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schau dich an und sehe, du trägst es mit Würde. Das kann man nur bewundern.
     Und dich darum beneiden.«
    »Aber«, fuhr er fort, ohne eine Reaktion abzuwarten, »ich habe eine gute Neuigkeit für dich. Was dir nicht gelungen ist, ist
     mir gelungen. Ich habe den Lumpenhund geschnappt. Tatsächlich in der Nähe der St.- Valentins-Kirche, was deine Ehrlichkeit
     sehr schön zeigt. Freust du dich, Reynevan? Bist du dankbar? Vielleicht so sehr, dass wir offen und ehrlich über die fünfhundert
     Gulden des Steuereinnehmers sprechen können?«
    »Neplach, hab Erbarmen.«
    »Entschuldige, ich habe vergessen, dass du von der Affäre mit dem Steuereinnehmer überhaupt nichts weißt, dass du unschuldig
     und unwissend bist. Kommen wir also auf den Lumpenhund zurück, den ich gefasst habe. Stell dir mal vor, das ist |74| kein Geringerer als Jan Smiřický von Smiřice, der Hetman von Melnik und Raudnitz. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Kann ich.«
    »Ja und?«
    »Nichts und.«
    Es sah ganz so aus, als würden die Teufelchen jetzt Purzelbäume schlagen. Taten sie aber nicht.
    »Deine Meldung, dass Jan von Smiřice an der schlesischen Verschwörung beteiligt war«, fuhr Filou nach einer Weile fort, »ist
     leider Schnee von gestern. Ist überhaupt nicht mehr aktuell. Ein neues Zeitalter ist heraufgezogen, es tut sich vieles, jeder
     Tag bringt Veränderungen, was gestern noch wichtig war, hat heute keine Bedeutung mehr und ist morgen so viel wert wie Hundescheiße.
     Das verstehst du doch, denke ich?«
    »Na klar.«
    »Das ist gut. Insgesamt gesehen ist es nämlich bedeutungslos, denn was macht es schon für einen Unterschied, wofür Smiřický
     vor Gericht gestellt, verurteilt und hingerichtet wird, wegen Verschwörung, Verrat, Revolte, das ist doch alles ein und derselbe
     Mist. Was hängen soll, ertrinkt nicht. Dein Bruder wird gerächt. Freust du dich? Bist du mir dankbar?«
    »Neplach, ich flehe dich an, bitte fang nicht wieder mit den fünfhundert Gulden des Steuereinnehmers an.«
    Filou setzte den Humpen ab und blickte Reynevan direkt in die Augen.
    »Ich werde nicht davon reden. Die Sache ist peinlich, aber Smiřický ist geflohen.«
    »Was?«
    »Du hörst es ja. Smiřický hat Fersengeld gegeben. Er ist aus dem Gefängnis entflohen. Einzelheiten kenne ich im Moment noch
     nicht, eines ist jedoch bekannt: Bei der Flucht hat ihm sein Liebchen geholfen, die Tochter eines Prager Webers. Eine wahrhaft
     revolutionäre Angelegenheit, das musst du zugeben. Ein Ritter aus hohem Adel und seine Geliebte, eine Plebejerin, eine Weberstochter.
     Die müsste doch wissen, dass sie für ihn |75| nur ein Spielzeug ist, dass aus dieser Verbindung nichts werden kann. Und doch hat sie für ihren Liebsten ihr Leben riskiert.
     Hat er ihr Liebstöckel gegeben, oder was?«
    »Vielleicht«, Reynevan hielt dem Blick stand, »war es reine Menschlichkeit? Eine Stimme von hinten, die mahnte:
hominem te memento

    »Ist dir ganz wohl, Reynevan?«
    »Ich bin müde.«
    »Willst du was trinken?«
    »Danke, aber auf nüchternen Magen   ...«
    »Ha! Getroffen, Doktorchen! Holla, Wirt! Her zu mir!«
     
    Am Donnerstag nach Mariä Geburt, am elften September, fünf Tage nach dem Putschversuch, zog Prokop der Kahle, der Triumphator
     von Tachau und Mies, nach Prag. Mit ihm die ganze Armee, Tábor, die Waisen, die Prager und ihre Anhänger, die Kampfwagen,
     die Artillerie, die Reisigen und die Reiterei. Es waren
in toto
zwölftausend Bewaffnete.
    Und unter ihnen Scharley.

|76| Drittes Kapitel
    in dem Reynevan erfährt, dass er sich vor alten Weibern und Jungfrauen in Acht nehmen muss.
     
    Das Rührei war nicht übel«, meinte Scharley. »Zwar hat der Sellerie den Geschmack ein wenig beeinträchtigt und wollte nicht
     ganz zu dem der Eier passen. Wer um Gottes willen und wozu gibt geraspelten Sellerie ans Rührei? Das muss eine übersteigerte
     kulinarische Phantasie unserer liebenswürdigen Wirtin sein. Aber wozu herumnörgeln, das Wichtigste ist doch, dass der Bauch
     voll ist. Die Frau Wirtin, unter uns gesagt, ist als Frau nicht ganz ohne, ja, gar nicht ohne   ... Die Gestalt einer Juno, die Bewegungen einer Pantherin, in den Augen ein Blitzen, ha, vielleicht werde ich mir bei ihr
     auch ein Zimmer mieten und ein bisschen hier wohnen? Ich denke an den Winter, jetzt bleibe ich ja nicht lange hier, denn Prokop
     befiehlt den Abmarsch, wenn nicht morgen, dann übermorgen, wir ziehen, wie es heißt, nach Kolín, um Bořek von Miletínek den
    

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