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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Antichristen, nenn von mir aus die |145| Pfaffen Blutsauger, denn das sind sie auch. Aber erzähl meinen Knechten nicht, verdammter Mist, dass vor Gott alle gleich
     sind und alles allen gemeinsam gehören soll, auch meine Güter, meine Burg, meine Scheunen und meine Schatztruhe. Und dass
     man ans Schloss keine Abgaben zahlen muss, weil die künftige göttliche Ordnung alle Abgaben und Zinsen abschafft. Ich hab
     ihn ermahnt, ich hab ihn gewarnt. Er hat nicht gehört, also hab ich ihn ins Loch gesteckt. Ich hab noch nicht entschieden,
     was ich mit ihm mache. Vielleicht lasse ich ihn aufhängen. Vielleicht nur büßen. Vielleicht stelle ich ihn in Landeshut an
     den Pranger. Vielleicht liefere ich ihn dem Bischof von Breslau aus. Ich muss meine Beziehungen zum Bischof ein wenig aufbessern,
     weil sie mir in letzter Zeit ein wenig danebengegangen sind, haahaa – haa – ha!«
    Der eisenäugige Priester wusste natürlich, worum es ging. Er wusste vom Überfall auf das Zisterzienserkloster in Grüssau,
     den sich Zettritz im vorigen Jahr gegönnt hatte. Aus dem Wiehern der Bewaffneten am Tisch schloss er, dass sie an dem Raub
     beteiligt gewesen waren. Vielleicht hatte er sie zu auffällig gemustert, vielleicht war etwas in seinem Gesicht zu lesen,
     denn der Herr auf Schwarzwaldau richtete sich plötzlich auf und schlug mit der Faust auf die Sessellehne.
    »Drei Knechte hat mir der Grüssauer Abt verbrannt!«, brüllte er so laut, dass sich der Auerochse auf seinem Wappen, hätte
     er noch gelebt, des Gebrülls nicht geschämt hätte. »Das hat er mit Absicht getan! Händel hat er mit mir angefangen, der Hurensohn,
     obwohl ich ihn gewarnt habe, dass ich ihm das nicht durchgehen lasse! Ohne jeglichen Grund hat er die Knechte beschuldigt,
     sie würden zu den Hussiten halten, und sie auf den Scheiterhaufen geschickt! Und alles nur, um mir seine Verachtung zu zeigen!
     Er hat gedacht, ich brächte den Mut nicht auf, ich hätte nicht die Kraft, gegen das Kloster zu ziehen! Da hab ich ihm aber
     gezeigt, wo Barthel den Most holt!«
    »Gezeigt habt Ihr’s ihm«, der Priester hob wieder die Augen, »wenn ich mich recht erinnere, mit Hilfe und Unterstützung |146| der Waisen aus Trautenau und ihrem Anführer Jan Baština von Porostle.«
    Der Ritter beugte sich vor und durchbohrte ihn mit seinem Blick.
    »Was bist du für einer, Pfaffe?«
    »Könnt Ihr Euch das nicht denken?«
    »Ich kann’s mir denken, wohl wahr«, krächzte Zettritz. »Aber wahr ist auch, dass ich den Abt mit eurem unschätzbaren hussitischen
     Beistand Mores gelehrt habe. Macht das aus mir vielleicht gleich einen Hussiten? Ich empfange die Kommunion auf katholische
     Art, ich glaub ans Fegefeuer, und in der Not ruf ich die Heiligen an. Ich habe nichts mit euch gemein.«
    »Mit Ausnahme der Beute aus Grüssau, die Ihr Euch mit Baština geteilt habt. Pferde, Rinder, Schweine, Bargeld in Silber und
     Gold, Wein, liturgische Gefäße   ... Denkt Ihr wirklich, Herr, dass Bischof Konrad Euch im Austausch für irgendeinen dahergelaufenen Spielmann die Absolution
     erteilen würde?«
    »Du bist ungebührlich kühn!« Zettritz blinzelte. »Gib Acht, dass ich dich nicht auch auf diese Rechnung setze! Oh, wie würde
     sich der Bischof über dich freuen, ja, freuen würde er sich   ... Ich seh schon, du bist ein Schlaumeier, kein dahergelaufener Wicht. Aber deswegen sollst du noch lange nicht die Stimme
     oder die Augen heben. Du stehst vor einem Ritter! Einem Herrn!«
    »Ich weiß. Und deshalb schlage ich vor, die Sache nach Ritterart zu erledigen. Ein ehrliches Lösegeld für einen Knappen sind
     zehn Schock Groschen. Ein Spielmann ist nicht mehr wert als ein Knappe. Ich zahle für ihn.«
    Zettritz blickte zu seinen Burgmannen hinüber, und diese bleckten wie auf Kommando wie Wölfe die Zähne.
    »Du hast also Silber mitgebracht? Hast es in den Satteltaschen, ja? Und dein Pferd ist im Stall, in meinem Stall? Auf meinem
     Schloss?«
    »So ist es«, antwortete der Eisenäugige, ohne mit der Wimper zu zucken. »In Eurem Stall, auf Eurem Schloss. Aber Ihr |147| habt mich nicht ausreden lassen. Ich gebe Euch für den Goliarden Tybald Raabe noch etwas.«
    »Was soll das sein, du machst mich neugierig?«
    »Eine Garantie. Wenn die Gottesstreiter nach Schlesien kommen, und dies geschieht sehr bald, und alles niederbrennen, wird
     weder Eurem Stall, noch Eurem Schloss, noch den Höfen Eurer Untertanen etwas Böses widerfahren. Wir brennen prinzipiell nicht
     den Besitz

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