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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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umsichtig zu Werke gehen werdet.«
    »Die Inquisition   ...«
    »Und dass ihr nichts verratet. Schluss mit der Diskussion, Scharley. Schluss mit dem Gerede! Ihr habt einen Befehl erhalten.
     Ihr habt eine Aufgabe zu erfüllen. Und jetzt geht, und erledigt eure privaten Angelegenheiten. Ich rate euch, erledigt sie |138| allesamt, und zwar gründlich. Ich gebe zu, eure Aufgabe ist riskant, schwierig und gefährlich. Da ist es gut, wenn man vorher
     seine persönlichen Dinge regelt. Bei Freunden und guten Bekannten seine Schulden begleichen kann. Schulden anderer eintreibt   ...«
    Er brach plötzlich ab.
    »Reinmar von Bielau«, sagte er nach einer Weile und sah Reynevan an, dass diesem schauderte, »haben deine Privatangelegenheiten
     zufällig etwas mit der Rache für deinen toten Bruder zu tun?«
    Reynevan schüttelte verneinend den Kopf, denn sein Hals war plötzlich so trocken, dass er nicht ein Sterbenswörtchen hervorgebracht
     hätte.
    »Ohhh!« Prokop faltete die Hände. »Das ist gut. Das ist ausgezeichnet. Weiter so!«
    »Die Bibel sagt: Vertraue auf den Herrn!«, fuhr er nach einer Weile fort. »Was deinen Bruder betrifft, so kannst du dich auch
     auf mich verlassen, auf Prokop. Diese Sache nehme ich selbst in die Hand, persönlich. Ich habe schon damit begonnen.«
    »Dein Bruder, dessen Andenken ich ehre, war nur einer von vielen Verbündeten, die man uns in Schlesien ermordet hat. Jene
     verbrecherische Hand hat viele Leute erreicht, die mit uns sympathisierten und die uns geholfen haben. Diese Verbrechen bleiben
     nicht ungesühnt. Auf Terror antworten wir mit Terror, getreu dem Wort Gottes: Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Bein
     um Bein, Wunde um Wunde. Dein Bruder wird gerächt, dessen kannst du gewiss sein. Aber private Rache verbiete ich dir. Ich
     verstehe deine Gefühle, aber du musst dich im Zaum halten. Verstehen, dass es hier eine Hierarchie gibt, eine Abfolge für
     die Revanche, und du bist in dieser Hierarchie weit von der Spitze entfernt. Weißt du, wer an der Spitze steht? Ich sage es
     dir: Ich! Prokop, genannt der Kahle! Diese schlesischen Verbrecher haben mich auf ihre Liste gesetzt, denkst du, ich erlaube,
     dass sie so etwas ungestraft tun dürfen? Dass ich kein Exempel des Schreckens statuiere? Ich schwöre beim Vater und |139| beim Sohne, dass diejenigen, die Blut vergossen haben, es mit ihrem eigenen Blute bezahlen werden. Wie die Schrift sagt: Ich
     werde sie wie Staub in den Wind werfen, ich zertrete sie wie Schmutz auf der Straße. Ihrer Spur sende ich das Schwert hinterher,
     bis ich ihre Vernichtung vollzogen habe. Diejenigen, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, die im Verborgenen Verbrechen
     ersonnen, die im Schutze der Dunkelheit meuchelmörderische Hiebe versetzt haben, blicken sich schon jetzt feige um, verspüren
     schon jetzt jemandes Blick im Nacken. Schon jetzt fürchten diese Kreaturen der Finsternis das, was im Dunkel auf sie lauert.
     Sie haben sich als Wölfe gesehen, die Schrecken unter den wehrlosen Lämmern verbreiten. Jetzt zittern sie selbst, wenn sie
     das Geheul des Wolfes hören, der ihrer Spur folgt.«
    »Ich schließe also: Die Vorbereitung unseres Angriffes auf Schlesien ist derzeit eine Angelegenheit von hervorragender Bedeutung
     für unsere ganze Sache. Die Operation ist genauso wichtig wie etwa die Belagerung von Kolín oder der für Jahresende geplante
     Einfall in Ungarn. Ich wiederhole: Sollte wegen irgendwelcher Versuche einer privaten Rache diese Operation mit einem Fiasko
     enden, werde ich Konsequenzen ziehen. Streng. Ich werde keine Gnade kennen. Merkt euch das. Wirst du dir das merken?«
    »Ich werde es mir merken.«
    »Hervorragend. Jetzt aber   ... Reinmar, Bruder Neplach hat mir zugetragen, dass du Spezialist für   ... hmm   ... unkonventionelle Medizin bist. Und mir reißt es gewaltig in den Knochen   ... Kannst du das besprechen? Oder mit einem Zauberspruch heilen?«
    »Bruder Prokop   ... Magie ist verboten   ... Hexerei ist ein
peccatum mortale   ...
Der Vierte Prager Artikel   ...«
    »Hör auf, Unsinn zu reden, ja? Ich habe gefragt, ob du das heilen kannst.«
    »Das kann ich. Zeigt bitte, wo es wehtut.«

|140| Fünftes Kapitel
    in dem wir unsere Helden kurz verlassen und uns von Böhmen nach Schlesien begeben, um zu sehen, was etwa zur gleichen Zeit
     einige alte – und neue – Bekannte tun.
     
    Hab ich den nicht schon irgendwo gesehen, dachte, während er seinen Gast betrachtete, Wendel

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