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Gotteszahl

Gotteszahl

Titel: Gotteszahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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»Die schlichte, einfache und die, die überhaupt nicht komisch ist. Weder für dich noch für mich. Du hast die Wahl.«
    Keine Reaktion.
    »Wie heißt du?«
    Noch immer keine Antwort.
    »Na gut«, sagte Knut Bork und zog die Handschellen hervor. »Hände auf den Rücken, bitte.«
    »Martin. Martin Setre.«
    »Martin«, wiederholte der Polizist und steckte die Handschellen wieder ein. »Hast du irgendeinen Ausweis bei dir?«
    Kurzes Kopfschütteln und ein Schulterzucken.
    »Wie alt bist du?«
    »Achtzehn.«
    Knut Bork grinste.
    »Siebzehn«, sagte Martin Setre. »Bald. Bald siebzehn.«
    Das Jammern des Freiers wurde immer lauter. Es war fast ein Uhr nachts und kaum Verkehr. Aus der Prinsens gate hörten sie die Straßenbahn scheppern, und ein Taxi hupte die beiden im Weg stehenden Autos wütend an, als es mit eingeschaltetem Taxischild an ihnen vorübersauste, auf der Jagd nach Fahrgästen.
    »Knut«, rief der Kollege laut. »Kannst du mal rüberkommen?«
    »Komm her«, sagte Knut Bork und packte den Jungen am Oberarm, der so dünn war, dass er die Hand darum schließen konnte.
    Der Junge ging widerwillig mit.
    »Diesen Knaben müssen wir wohl mitnehmen«, sagte der Kollege, als sie näher kamen. »Sieh mal, was wir hier haben.«
    Bork warf einen Blick ins Auto.
    Das Fach zwischen den Vordersitzen war offen. Im Raum unter der Armlehne war gerade genug Platz für eine vollgestopfte Tüte. Knut Bork zog Plastikhandschuhe an und packte die Tüte an einem Zipfel. »Sieh an«, sagte er und schnalzte beifällig mit der Zunge. »Ich muss schon sagen. Hasch, vermute ich mal?«
    Die Frage war unnötig und wurde auch nicht beantwortet. Der Polizist wog die Tüte in der Hand und schien nachzudenken. »Ungefähr ein halbes Kilo«, sagte er endlich. »Ganz schön viel.«
    »Das ist nicht meins«, weinte der Mann. »Das ist seins.«
    Er zeigte auf Martin.
    »He«, heulte der Junge. »Danke, ja. Scheiße. Ich hab fünf Gramm für den Job verlangt, und seht mal, was ich gekriegt hab!«
    Er zog den Reißverschluss runter und versuchte, irgendetwas aus einer Innentasche zu fischen. Endlich erwischte er es mit Zeige- und Mittelfinger und zog es hervor. »Höchstens drei Gramm«, sagte er und ließ die in Plastikfolie gewickelte kleine Kugel vor seiner Nase hin und her pendeln. »Höchstens! Als ob ich aus dem Auto gestiegen wäre, wenn dieses Riesenpaket mir gehörte. Als ob ich das nicht mitgenommen hätte, wenn es meins wäre. Bist du eigentlich der totale Vollidiot, oder was?«
    »Er hat nicht ganz unrecht, oder?«
    Der Freier schluchzte auf, als der Polizist ihm die Hand auf die Schulter legte und eine Antwort verlangte.
    »Bitte! Ihr könnt mich doch nicht einfach einbuchten! Ich tu wirklich alles, ich kann … ihr könnt alles haben, was ihr …«
    »Papperlapapp«, sagte Knut Bork und hob warnend die Handfläche. »Machen Sie die Lage nicht noch schlimmer für sich. Wir machen das in aller Ruhe so, dass wir …«
    »Kann ich jetzt gehen?«, sagte Martin mit jämmerlicher Stimme. »Ihr wollt mich doch gar nicht, das wisst ihr. Mich schickt ihr doch nur zum Jugendamt und dann gibt es jede Menge Papierkram für euch und dann …«
    »Hast du nicht gesagt, du bist erwachsen? Los jetzt.«
    Ein Nachtbus kam angefahren. Er musste im Zickzack zwischen den Autos hindurch, die seine Fahrbahn versperrten. Nur ein nächtlicher Fahrgast schaute die vier Männer neugierig an, dann dröhnte der Bus weiter, und sie konnten wieder reden.
    »Mein Wagen«, schluchzte der Freier, als er zum Streifenwagen geführt wurde. »Meine Frau braucht den morgen früh! Die Kinder müssen in den Kindergarten!«
    »Um das mal so zu sagen«, sagte Knut Bork und half dem Mann auf den Rücksitz. »Morgen früh wird deine Frau viel größere Probleme haben als eine fehlende Fahrgelegenheit.«

Straßenjunge
    Das Problem war, dass sich so viele über schlechte Luft beklagten. Über Gestank, um es ganz offen zu sagen. Der Concierge hatte große Probleme damit, die Gäste zu verteilen, wenn sie aus ihren Zimmern kamen, die sie als unbewohnbar bezeichneten. Es ging nicht um einen abgegrenzten Teil des Hotels. Im Gegenteil, die Klagen kamen aus einem Zimmer hier und einem Zimmer dort, und am Ende ging die Patience nicht mehr auf. Dafür, dass so viele Zimmer nicht mehr genutzt werden konnten, war das Hotel total überbucht.
    Das Hotel Continental in Oslo war ein stolzes Haus, das schlecht riechende Zimmer nun gar nicht akzeptierte.
    Das Faktotum Fritjof Hansen

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