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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Lust anzuschließen. Mehrere Jahrhunderte machten rechts und links Kreuz mit einander; das Mittelalter gab Pirouetten und Rigodons zum besten, und die Tage der Königin Elisabeth hüpften munter durch die Mitte nachfolgender Geschlechter hinunter.
    Der würdige Squire betrachtete diese abenteuerlichen Belustigungen und diese Auferstehung seiner alten Garderobe mit der einfachen Gutmüthigkeit kindischen Entzückens. Er stand da, lachte und rieb sich die Hände, und hörte kaum auf ein Wort, das der Pfarrer sagte, ungeachtet dieser sehr gründlich sich über den alterthümlichen und stattlichen Tanz des Paon oder Pfaus ausließ, von welchem, seiner Meinung nach, der Menuet abstammte. [Fußnote: Sir John Hawking sagt, bei der Erwähnung des Tanzes Pavon, von
pavo,
einem Pfau, »es ist ein ernster und majestätischer Tanz; die Art, wie man ihn in alten Zeiten tanzte, war, daß die Herren vom Stande ihn mit Hut und Degen, die Rechtsgelehrten in ihren Mänteln, die Pairs in ihren Gewändern, und die Damen in Kleidern mit langen Schleppen tanzten, deren Bewegung beim Tanze der eines Pfaus glich.« – Anm. des Verf. ] Ich, meines Theils, blieb in einer beständigen Aufregung, welche die abwechselnden Auftritte der Laune und der unschuldigen Fröhlichkeit, die vor meinen Augen vorübergingen, bei mir hervorbrachten. Es war begeisternd, wie die mildblickende Lustigkeit und die warmfühlende Gastfreiheit zwischen der Kälte und Finsterniß des Winters durchbrachen, wie das Alter seinen Unmuth ablegte und die Frische des jugendlichen Genusses wieder annahm. Auch die Betrachtung, daß diese flüchtigen Gebräuche schnell der Vergessenheit zueilten, und daß dieß vielleicht die einzige Familie in England war, in welcher sie noch in ihrem ganzen Umfange pünktlich beobachtet wurden, flößte mir Antheil an dem Auftritte ein. Auch gesellte sich zu all diesem Getümmel eine gewisse Sonderbarkeit, die ihm einen eigenthümlichen Reiz gab; sie war Zeit und Ort angepaßt, und wie das alte Herrenhaus vor Fröhlichkeit und Wohlleben beinahe taumelte, schien die Lustigkeit lange dahingeschwundener Jahre widerzutönen.
    Doch genug von Weihnachten und seiner Kurzweile; es ist Zeit, dieser Geschwätzigkeit Einhalt zu thun. Ich höre meine ernsthafteren Leser fragen, »wozu nützt alles dieß – wie soll die Welt durch dieß Geschwätz weiser werden?« Ach! ist denn nicht schon Weisheit genug zum Unterricht der Welt vorhanden? Und wenn auch nicht, gibt es nicht tausend geschicktere Federn, welche für ihre Bildung arbeiten? – Es ist ja viel angenehmer, zu ergötzen als zu belehren – den Gesellschafter eher als den Lehrmeister zu spielen.
    Was ist am Ende das Scherflein Weisheit, das ich zu der Masse des Wissens hinzufügen könnte; oder wer bürgt mir dafür, daß meine weisesten Erörterungen sichere Leiter für die Meinungen Anderer werden? Wenn ich dagegen schreibe, um zu belustigen, und mir dieß mißlingt, so ist meine eigene vereitelte Erwartung das einzige Uebel. Wenn es jedoch, in diesen schlimmen Tagen, durch einen glücklichen Zufall mir gelingt, eine Runzel auf der sorgenvollen Stirn zu glätten, oder das schwere Herz einen Augenblick seines Kummers vergessen zu machen; wenn ich hie und da den sich sammelnden Nebel des Menschenhasses zerstreuen, einen freundlichen Blick auf die menschliche Natur eröffnen und meinen Lesern mit seinen Mitmenschen und sich selbst in bessere Laune versetzen kann, gewiß, gewiß, dann habe ich nicht umsonst geschrieben.
    Klein-Britanien.
    (Das folgende Stückchen Ortsgeschichte ward mir neulich von einem seltsam aussehenden alten Herrn in einer kleinen braunen Perücke und einem schnupftabaksfarbenem Rocke eingehändigt. Ich ward mit dem Manne auf einem meiner Beobachtungsgänge in dem Mittelpunkt dieses großen Irrgartens, der City, bekannt. Ich gestehe, daß ich Anfangs nicht recht wußte, ob dieß nicht eine von den apocryphischen Erzählungen sei, welche forschenden Reisenden, wie ich, oft aufgehängt werden, und die unsere Wahrhaftigkeit so unverdienter Weise verdächtig gemacht haben. Bei gehörigen Erkundigungen erhielt ich jedoch die befriedigendsten Nachrichten über des Verfassers Zuverlässigkeit; und, in der That, man hat mich versichert, er sei in diesem Augenblicke mit einer ausführlichen und genauen Beschreibung der sehr anziehenden Gegend, worin er wohnt, beschäftigt, und man kann das Folgende bloß als einen Vorschmack dessen ansehen, was er zu leisten gedenkt.)

Was ich

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