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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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unterstützt, der, obgleich selbst nicht abergläubisch, es doch gern bei andern sah. Er hörte jede Gespenstergeschichte der benachbarten Klatschschwestern mit unendlichem Ernst an, und war der Frau des Pförtners, ihres Talents für das Wunderbare wegen, ganz vorzüglich gewogen. Er war selbst ein fleißiger Leser alter Legenden und Romane, und beklagte es oft, daß er nicht daran glauben könne; denn ein abergläubischer Mensch, meinte er, müsse in einer Art Feenland leben.
    Während wir Alle mit großer Aufmerksamkeit auf die Erzählungen des Pfarrers hörten, drangen auf einmal verschiedenartige Töne aus dem Saale in unsere Ohren, in welchen etwas wie der Ton roher Bardenmusik, der Lärm mehrerer jungen Stimmen und Mädchengelächter gemischt, zu hören war. Plötzlich öffnete sich die Thür, und es kam ein Aufzug herein, den man beinahe für eine Versammlung des ganzen Feenhofes hätte halten können. Der unermüdliche Geist, Meister Simon, war in gewissenhafter Erfüllung seiner Pflicht, als Fürst der Ungebühr, auf den Gedanken gekommen, eine Weihnachts-Vermummung oder Maskerade anzuordnen; und, nachdem er den Oxforder Studenten und den jungen Offizier, die eben so bereit zu Allem waren, was Lustigkeit und Fröhlichkeit erregen konnte, zu seinem Beistand herbeigerufen, ihn alsbald ins Werk gesetzt. Man hatte die alte Haushälterin zu Rathe gezogen; die alten Kleidungsstücke und Garderoben durchgemustert, und die Ueberbleibsel der Kleiderpracht, welche seit mehreren Geschlechtern das Licht nicht gesehen hatten, daraus hervorgezogen; der jüngere Theil der Gesellschaft war auf dem Versammlungszimmer und dem Saale herbeigerufen, und das Ganze zu einer komischen Nachbildung einer alten Maskerade ausstaffirt worden. [Fußnote: Maskeraden oder Vermummungen waren in alten Zeiten Lieblingsvergnügungen zu Weihnachten, und die Garderoben in Hallen und Herrenhäusern wurden oft in Bewegung gesetzt, um Anzüge und abenteuerliche Verkleidungen zu liefern. Ich möchte beinahe glauben, daß Meister Simon den Gedanken zu der seinigen aus Ben Jonson’s Weihnachts-Maske entlehnt habe. – Anm. des Verf. ]
    Meister Simon führte, als »alte Weihnachten,« den Zug, seltsam geschmückt mit einer Halskrause, einem kurzen Mantel, der große Aehnlichkeit mit einem Unterrocke der alten Haushälterin hatte, und einem Hut, der zum Dorfkirchthum gedient haben könnte, und ohne Zweifel zur Zeit der Covenanters eine Rolle gespielt hatte. Unter diesem ragte seine krumme Nase keck hervor, mit einer von der Kälte herrührenden Röthe überzogen, die den Sieg eines Decembersturmes zu verkündigen schien. Er war von dem blauäugigen wilden Mädchen begleitet, welches als »Dame Fleischpastete« mit der ehrwürdigen Pracht verschossenen Brokats, einem langen Brustlatze, spitzem Hut und Schuhen mit hohen Absätzen ausgestattet war. Der junge Offizier erschien als Robin Hood in einem Jagdanzuge von Kendal-grünem Zeuge und einer Feldmütze mit goldener Troddel.
    Dieser Anzug zeugte gewiß nicht von tiefer Untersuchung, und es war augenscheinlich, daß es dabei mehr auf das Malerische abgesehen war, etwas, das bei einem jungen Manne, in Gegenwart seiner Geliebten, ganz natürlich ist. Die schöne Julie hing in einem niedlichen Bäuerinnenanzuge als »Jungfrau Mariana« an seinem Arme. Die übrigen Personen des Zuges waren auf verschiedene Art umgestaltet; die Mädchen aufgestutzt in dem Putzstat der alten Schönheiten aus dem Bracebridge’schen Geschlecht, und die Knaben ausstaffirt mit Schnurbärten von gebranntem Kork, breitschößigen Röcken, aufgeschlagenen Aermeln und großen Alongeperücken, die Charaktere Roastbeef, Plump-Pudding und andere bei den alten Maskeraden Ausgezeichnete, darstellend. Das Ganze stand unter der Aufsicht des Oxforder Studenten, in der geeigneten Rolle des Ungebühr, und ich bemerkte, daß er seinen Stab über die kleinen Personen des Zuges ziemlich wild und herrisch walten ließ.
    Das Einbrechen dieses bunten Haufens, der, nach der alten Sitte, mit Trommelschlag hereintrat, bildete den höchsten Grad des Lärms und der Freude. Meister Simon bedeckte sich durch das stattliche Wesen, womit er als »alte Weihnachten« mit der unvergleichlichen, obgleich kichernden Dame-Pastete einen Menuet tanzte mit Ruhm und Ehren. Diesem folgte ein Tanz sämmtlicher Charaktere, welche durch das Gemisch ihrer Anzüge das Ansehen erhielten, als ob die alten Familienbilder auf ihren Rahmen hervorgetreten wären, um sich der

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