Gott´sacker (Krimi-Edition)
steckt etwas dahinter, aber wie bringt uns das weiter? Wo kann man denn nachforschen, wann Kinder gestorben sind oder sie beerdigt wurden?«
Deodonatus machte ein großes Auge und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
»Ich hab de Zusammahang: In da Bücha, in da Bücha, die die Einbrecha verbrenna wollten. Da steht so was drinna. Oh heilige Mutta Maria, aba die sind bei da Polizei.«
»Ja endlich, das ist ein Zusammenhang, da kann was dran sein. Wir müssen der Spur nachgehen, wir müssen aber auch Cäci finden.«
»Ja, aba da Polizei rückt da Bücha nicht raus.«
»Ich weiß nicht, ob es was bringt: Ich habe die angekokelten Bücher im Keller fotografiert. Komm, wir schauen sie uns an.«
Auf dem Gepäckträger von Deos Quickly kam ich heil bei mir zu Hause an.
Die Aufnahmen der Buchseiten waren hervorragend. Alles, was nicht unter dem Feuer gelitten hatte, war deutlich zu erkennen. Auf dem Computerbildschirm waren auf den Buchseiten filigrane handschriftliche Einträge mit Datumsangaben zu sehen. Leider konnten weder Deo noch ich die Einträge lesen, die Schrift war Sütterlin und somit schon mehr als 50 Jahre aus der Mode.
Auf Fotopapier druckte ich die Seiten aus. Frieda konnte Sütterlin bestimmt noch lesen. Gerade als wir aus dem Haus wollten, klingelte das Telefon.
Es war Cäci.
18
Das Buch Numeri:
›19,11 Wer irgendeinen toten Menschen berührt, ist sieben Tage lang unrein.
19,12 Am dritten Tag entsündigt er sich mit dem Reinigungswasser, und am siebten Tag wird er rein. Wenn er sich am dritten Tag nicht entsündigt, dann wird er am siebten Tag nicht rein.
19,13 Jeder, der einen toten Menschen, einen Verstorbenen, anrührt und sich nicht entsündigt, hat die Wohnstätte des Herrn verunreinigt. Ein solcher Mensch muss aus Israel ausgemerzt werden, weil er sich nicht hat mit dem Reinigungswasser besprengen lassen. Er ist unrein; seine Unreinheit haftet ihm immer noch an.‹
Der Mann steckte die Bibel hektisch zurück in die Schublade. Er sprang auf, der alte Schulstuhl aus Buchenholz mit seiner gebogenen Lehne fiel krachend zu Boden. Der Mann war völlig verschwitzt und von oben bis unten mit Erde beschmutzt.
Heilandzack, Reinigungswasser, ich brauche Reinigungswasser. Ich habe den Toten berührt, nur mit Reinigungswasser kann ich mich entsündigen. Wenn nicht, werden sie mich ausmerzen.
Das war eine Scheiß-Arbeit, obwohl an dem alten Sack nichts dran ist, hab ich ihn schier nicht aus dem Grab bekommen, … und die Margot, die Zeit war zu knapp, auch egal.
Der Mann schlich sich in der morgendlichen Dämmerung zur Kirche. Nebelschwaden trieben über dem Ried. Die ersten Vögel wurden aktiv. In der Werkstatt hatte er sich ein Stück vom Gartenschlauch abgeschnitten und einen leeren Plastikkanister mitgenommen. Er kannte in der Kirche alle Gefäße, die mit Weihwasser befüllt waren. Zuerst ging er zum Portal, dort erhoffte er sich die größte Ausbeute.
Er steckte den Schlauch ins steinerne Weihwasserbecken, saugte auf der anderen Seite das Wasser kurz an. Drückte rasch den Daumen zwischen seine Lippen und das Schlauchende, um die Öffnung zu verschließen. Dann senkte er die Hand hinab zum Plastikbehälter, der auf dem steinernen Kirchenboden stand. Er zwängte den Schlauch in die kleine Öffnung und ließ dabei den Daumen zur Seite gleiten. Das Weihwasser lief gurgelnd in das Behältnis.
Nachdem er alle Weihwasser-Gefäße geleert hatte, verließ er die Kirche.
Zu Hause füllte er in seinem Badezimmer das Weihwasser in eine große blaue Plastikwanne. Er zog seine Kleider aus, nahm ein Stück Seife, stellte sich in die Wanne und begann zu singen:
»Ich bin getauft auf deinen Namen,
Gott Vater, Sohn und Heilger Geist;
Ich bin gezählt zu deinem Samen,
zum Volk, das dir geheiligt heißt.
Ich bin in Christum eingesenkt,
ich bin mit seinem Geist beschenkt.«
Heilandhurensakrament aber auch! Die Seife war ihm entglitten. Er stieg aus der Plastikwanne, holte sie und sang weiter:
»Du hast zu deinem Kind und Erben,
mein lieber Vater, mich erklärt.
Du hast die Frucht von deinem Sterben,
mein treuer Heiland, mir gewährt.
Du willst in aller Not und Pein,
o guter Geist, mein Tröster sein.«
Immer wieder leerte er sich Wasser, das er ächzend aus der Wanne mit beiden Händen hob, über seinen Kopf, seine Stimme wurde lauter, als er die dritte Strophe anstimmte:
»Mein treuer Gott, auf deiner Seite
bleibt dieser Bund wohl feste stehn;
wenn aber ich ihn
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