Gott´sacker (Krimi-Edition)
bleib ruhig.«
Gerade als ich das Haus verlassen wollte, klingelte wieder das Telefon. Ich hoffte, dass es Cäci war. Es war Frieda, sie hätte immer noch nichts von ihrer Tochter gehört und könne sie auch nicht in Tübingen erreichen. Schluchzend legte sie auf.
Ich versuchte noch einmal von meinem stationären Telefon aus mein Handy zu erreichen – erfolglos.
Ohne zu frühstücken, lief ich zu Deo. Er empfing mich schon am Eingang des Pfarrhauses. Kalner stand mit besorgter Miene neben ihm.
»Die Sauerei schauen Sie sich lieber nicht an.«
Mein Interesse war geweckt. Die Krähen flatterten auf und mit ihnen Tausende von Fliegen, als wir uns der Mauer näherten. Der Gestank war noch einigermaßen erträglich. Direkt hinter der Mauer lagen die sterblichen Überreste des alten einäugigen Pfarrers im besten Anzug.
Kalner hatte recht, der Anblick war wirklich eine Sauerei. Die Krähen hatten keinen Respekt vor dem Toten gehabt. Ich zückte meine Kamera.
Deo zeigte mir auch das einzelne Auge, das auf dem Kiesweg lag.
Ich fotografierte es ebenfalls und sagte in Richtung meines priesterlichen Freundes: »Ich würde das hier nehmen, das sieht deutlich besser aus als deines.«
Entsetzt schaute mich Deo aus seinem gesunden Auge an: »Daniel, manchma bist du wiaklich ein Riesaaschloch!«
Kalner kicherte entzückt wegen meines makabren Spaßes. Er nickte mir zu und zwinkerte mit dem linken Auge.
»Wir rühren hier nichts an, wegen der Spuren«, sagte er dann, wieder gänzlich in seinem Mesnerberuf aufgehend. »Ich mache mit meiner Arbeit in der Kirche weiter. Wenn die Polizei was von mir will, schickt sie vorbei.«
Der Alte schlurfte Richtung Kirche.
Die Kommissarin erschien diesmal mit dem Chef Härmle persönlich. Spöttisch lächelte sie mich an.
»Ersparen Sie sich bitte jeden Kommentar, Cäci ist verschwunden«, kam ich ihr zuvor.
»Alles der Reihe nach. Wir wurden doch wegen Leichenschändung beziehungsweise Störung der Totenruhe gerufen, oder habe ich da etwas falsch verstanden?«
Härmle war schon hinter Deodonatus her zur Friedhofsmauer gegangen und forderte gerade die Spurensicherung an. Die Blonde hörte mir aufmerksam zu, bis wir an den zerstörten Gräbern angelangt waren.
»Was soll das alles?«, schüttelte Härmle seinen Kopf. »Da steckt doch kein Muster dahinter. So was kann doch nur von einem Verrückten stammen.«
Die Spurensicherung war bald eingetroffen. Während sie ihre akribische Arbeit verrichteten, wurde ich von Hauptkommissar Härmle und seiner Kollegin intensiv verhört. Beide schienen besorgt über das Verschwinden von Cäci.
»Das muss in keinem Zusammenhang stehen«, bemerkte Härmle mit sachlicher Freundlichkeit.
Ich schluckte kurz und heftig, denn diese in der Befragung häufig verwendete Formel seitens ermittelnder Polizisten zeigte mir, wie ernst es um Cäci stand. Da war irgendein Zusammenhang zwischen all den schrecklichen Vorfällen, den weder ich und am allerwenigsten die Polizei durchschaute. Irgendetwas hatte ich übersehen.
Nach meinem Verhör wurden noch Kalner und Deodonatus befragt. Beide hatten weder etwas gehört noch etwas gesehen. Kalners ›Dienstwohnung‹ lag hinter dem Pfarrhaus, das den Blick auf den Friedhof verdeckte. Der Pfarrer hatte ein starkes Schmerzmittel und ein Schlafmittel eingenommen, wegen des verletzten Auges. Er musste den Beamten die Päckchen mit den Medikamenten bringen. Er hatte aufgrund der starken Schmerzen zwei Dolomo-Nacht und als Schlafmittel eine halbe Flasche Wick-MediNait-Erkältungssaft zu sich genommen. Die Beamten staunten.
»Bei da Zettelbeipack steht imma, was ich nix versteh, aba Schmerz war weg unda Schlaf war ausgazeichnat.«
Auch die Kommissarin konnte sich ein Nebelfetzchen an Lächeln nicht verkneifen.
»Kann ich mal Ihr Auge sehen?« Hauptkommissar Härmle deutete auf die Augenklappe.
Vorsichtig zog sie der Pfarrer vom Kopf.
»Damit sollten Sie zum Arzt gehen, das gefällt mir nicht, da könnte was mit dem Knochen sein, so geschwollen wie das ist. Wie ist das denn passiert?«
»Bei da Fest von die Dani, ah die Herr Bönle. Ja, war peinlich, ich bina bei de Fest eingeschlafe, haba bissale viel von de Walda Bier getrunka und am nächsta Morga bin ich üba die Soutane gestolpert und mit de Kopf an de Gatazaun gestoßa. Es war de höchsta Zeit für da heilige Messa.«
»Was war mit dem Messer?«, stutzte Härmle.
»Nix Messa, sondan Messa, heilige Messa, Gottasdienst.«
»Na, es war ja wohl ordentlich
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