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Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion

Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion

Titel: Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Glauser
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der alte Kainz wirklich zufrieden. Er kauert noch immer am Boden und läßt die Hand nicht los, die er gepackt hält. – Es sei verboten, kreischt eine Stimme auf (Baskakoff hat sich nähergeschlichen), mit einem Untersuchungsgefangenen zu reden, er werde es dem Leutnant melden. Lös' Hand ist frei. Aber die Ritze in der Tür ist noch immer dunkel. Der alte Kainz beeilt sich nicht. »Halt die Pappen«, sagt er mit Nachdruck; pfeifend geht er davon.
    Wieder Stille.
    »Nun will ich schlafen«, sagt Lös laut, legt sich nieder, zieht die Decke bis unters Kinn und schließt die Augen. Drückend ist die Hitze, und er wirft die Decke wieder von sich. Doch nach einiger Zeit friert er dermaßen, daß er mit den Zähnen klappert. Er muß die Decke vom Boden aufheben – und sie ist voll Staub. Er wickelt sich ein, friert immer noch, sucht die zweite. Ein Zementblock liegt auf seinen Füßen, er vermag ihn nicht fortzuwälzen. Fieber, denkt er; hart, schnell klopft es in seinem Kopf, und ein Dornenreif liegt auf seiner Stirne…
    Pullmann weckt ihn. Die Tür der Zelle steht weit offen, aber draußen ist noch Dunkelheit. Lös solle zum Leutnant kommen.
    Mauriot sitzt vor dem Tisch, auf dem Hefte und die breiten losen Blätter der Buchhaltung verstreut herumliegen… »Ein paar Fragen…«, sagt der Leutnant, ohne auf zublicken. – Wo die eingekauften Schafe vermerkt seien? Der Zettel liegt in einer Schublade. Lös muß sie aufreißen und stößt mit der Ecke in Mauriots Seite. »Hier!« – »Gut. Dann fehlen verschiedene Posten für Nahrungsmittellieferung an durchziehende Truppen. Wo sind diese eingetragen?« Lös ist so verschlafen, daß er keine Mühe hat, den Dummen zu spielen. Welche durchziehenden Truppen? Er erinnert sich nicht. Der Leutnant sieht überwach aus; aber Lös gähnt. Über dem tannenen Tisch, der wohl aus Frankreich stammt, hängt ein Karabiner. Das Magazin ist voll, und Lös muß trotz seiner Müdigkeit gegen den Wunsch ankämpfen, die Waffe von der Wand zu reißen und den Leutnant niederzuschießen. Die Aufregung läßt ihn zittern, er klappert mit den Zähnen, der Leutnant sieht ihn verwundert an: »Haben Sie Fieber?« »Ich weiß nicht«, antwortet Lös. Es klingt mürrisch. Die Frage hat den Wunsch zersplittert. »Sie können gehen!«
    Pullmann ist schweigsam. Ein paarmal räuspert er sich, blickt Lös prüfend von der Seite an und will offenbar einen Vorschlag machen. Aber dann verriegelt er die Tür der Zelle, ohne den Mund aufgetan zu haben.
    Während Lös unruhig weiter schläft, faßt Pullmann einen Entschluß. Einfach ist der Entschluß für Leute, die alle vierzehn Tage zehn Franken erhalten, mit denen sie ihren Bedarf an Wein, Liebe und Zigaretten decken müssen. Nicht zu vergessen, daß diese Leute manchmal auch hungrig sind und der amerikanische Speck in der Militärcooperative zwei Franken das Viertelpfund kostet.
    Pullmann hatte noch eine Stunde Wache; vorsichtig schlich er über den Hof. Im Büro der Verpflegung brannte noch immer das stille Licht. Pullmann stellte sein Gewehr vor der Türe ab und betrat ruhig Leutnant Mauriots Zimmer. Leise gehen? Wozu? Alles schlief. Pullmann tappte zur Wand, nahm die Kassette unter den Arm, ging hinaus, durchquerte die Höfe auf den Fußspitzen und kam endlich zitternd im Park der Maultiere an. Seine Hände bebten dermaßen, daß er Mühe hatte, den Sattel zu heben. Doch seine Muskeln waren kräftig, sie warfen den Sattel mit Schwung über den Rücken des Tieres, das erst bei dieser Berührung erwachte. Die Stahlkassette war nicht groß, sie ließ sich gut in eine der Satteltaschen schieben. Und so, mit wenig Lebensmitteln, mit einem alten Zelttuch, ritt der dicke Pullmann davon – in der Ferne sah er die Lampe des Leutnants leuchten, hielt noch vor Lös' verschlossener Zelle an: »Soll ich ihn mitnehmen?« murmelte er. »Er kann französisch… Ach, der macht noch lange Geschichten. Waschlappen!« Er spuckte aus. »Eine Stunde werde ich wohl Vorsprung haben.«
    Die Verzweiflung hat viele Masken.
    Der Posten schläft wieder. Ein leiser Sandalenschritt läßt den Kies kaum hörbar knirschen. Sonst ist nur der Morgenwind wach, der noch nicht kräftig genug ist, um den Sand vom Boden aufzuwirbeln; niemand hört ihn, wenn er zögernd über die Wellblechdächer streicht. Der Leutnant geht müde in sein Zimmer. Die schwache Dämmerung des Morgens ist hell genug, er braucht kein Licht, um Toilette zu machen. An die Kassette denkt er gar nicht. Er zieht ein

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