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Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Titel: Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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und der Ruhm seiner Taten machten den hagern, eher häßlichen Mann vielen Frauen angenehm, man erzählte von wilden Ausschweifungen, die er sich zuweilen leiste. Doña Cayetana aber flößte ihm sichtlich vom ersten Augenblick an eine knabenhafte, romantische Leidenschaft ein, und wenn er zu ihr sprach, konnte sich der verwöhnte und sonst so reservierte Herr nicht zähmen, seine Augen wurden flackerig, sein trockenes Gesicht rötete sich. Cayetana hatte ihren Spaß daran, sie behandelte ihn mit jenem liebenswürdigen, kaum merklichen Hochmut, der nur ihr eigen war. Der lebenskundige Señor Martínez mußte wohl erkennen, daß er ihr nichts war als ein Spielzeug, ein Pelele. Allein trotz seines Bürgerstolzes war es offenbar gerade diese selbstverständliche Arroganz der Grandin, die ihn anzog. Goya, bösartig erheitert, meinte, wenn der pergamentene Abenteurer mit ihr sprechen dürfe, dann seien ihm bestimmt alle ihre alten hohen Titel gegenwärtig und die Daten der Schlachten, die ihr Ahnherr, der düstere Feldmarschall, geschlagen habe.
    Er arbeitete an den Bildern für die Santa Cueva, schnell und gewandt, ohne viel Lust, doch nicht ohne neue Ideen. Schon am Ende der zweiten Woche konnte er Señor Martínez mitteilen, die Bilder stünden zur Ablieferung bereit.
    Señor Martínez besichtigte das Werk seiner achtzehntausend Realen. Er äußerte sich nicht unverständig. »Nur Sie, Herr Erster Maler«, meinte er vor der »Speisung der Fünftausend«, »konnten eine Menschenmenge gleichzeitig so gebunden und so bewegt machen.« Und vor dem »Abendmahl« fand er: »Nur ein Francisco Goya durfte sich erlauben, die Apostel vom Tische wegzuscheuchen. Wie Sie sie auf die Erde hingeworfen haben im Schrecken über die Worte des Herrn, das ist vollkommen neu, das ist aufrührerisch, bei einem andern würde man sagen: ketzerisch.« Er kicherte.
    Dann, schmeichelnd, schelmisch lächelnd, fuhr der erfreuteSammler fort, vielleicht habe der Herr Erste Maler nun doch noch Zeit und Lust, ein Porträt von ihm, Sebastián Martínez, Kaufmann von Cádiz, anzufertigen; wie Don Francisco bekannt sei, lasse er seine Flotte erst in der kommenden Woche in See stechen. »Ich weiß nicht«, antwortete kühl Francisco, »ob ich in den nächsten Tagen Lust zur Arbeit haben werde. Ich bin zur Erholung hier.« – »Welcher Preis könnte Sie verlocken«, fragte Señor Martínez, »Ihre Erholung auf zwei bis drei Tage zu unterbrechen?« – »Fünfundzwanzigtausend Realen«, antwortete ohne Zögern Francisco, erstaunt über seine Frechheit. »Einverstanden«, sagte, gleichfalls ohne Zögern, Señor Martínez.
    Dann aber, etwas zaghaft, meinte er, ob er wohl die Herzogin und ihn zu einer kleinen Feier in sein Haus laden dürfe. Ursache sei gegeben; die Bilder für die Santa Cueva seien fertig, er sei mit dem Herrn Ersten Maler ins Geschäft gekommen, er habe die Frau Herzogin kennengelernt, und er sei im Begriff, zur größeren Ehre Spaniens die englische Blockade zu brechen und seine Schiffe nach Amerika zu führen. »Plus ultra«, sagte er und kicherte, »immer weiter voran.« Goya antwortete dürr, er sei nicht ermächtigt, Einladungen für die Frau Herzogin anzunehmen. Im übrigen wisse er, daß Ihre Hoheit für die nächsten beiden Wochen Pläne bereits gemacht habe, und dann sei ja wohl Señor Martínez schon glücklich auf See.
    Señor Martínez schwieg eine kleine Weile, sein trockenes Gesicht arbeitete. Wenn er die Freude und Ehre haben könnte, meinte er dann, Doña Cayetana und Don Francisco unter seinem bürgerlichen Dach begrüßen zu dürfen, würde er sein Geschwader in See stechen lassen, ohne es zu begleiten. Goya war verblüfft. Er zuckte die Achseln. »Sprechen Sie mit der Herzogin«, riet er.
    Im Kreise der vertrauten Freunde, in Gegenwart Doña Cayetanas war die Rede davon, daß Señor Martínez den Plan, seine Schiffe zu begleiten, aufgegeben habe, um einen Abend für die Herzogin zu geben. Quintana, voll sichtlicher Mißbilligung, sagte: »Es muß peinvoll für eine Frau sein, Begierdezu erregen, wohin immer sie kommt.« – »Sie sind sehr jung, Señor«, sagte die Herzogin.
    Señor Martínez hatte aus Rücksicht auf die Trauerzeit Doña Cayetanas nur wenige Gäste geladen. Am interessantesten schien Goya ein Herr, den Señor Martínez als Señor Bajer vorstellte, Reeder aus Málaga, einen nahen Geschäftsfreund. Allein der Akzent des fremden Herrn kennzeichnete ihn deutlich als von englischer Abkunft. Wahrscheinlich war

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