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Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Titel: Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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Josefa. Das Volk von Madrid nennt mich Condesa Pepa oder auch einfach die Pepa.« – »Ja«, meinte die Königin, »das Volk meiner Hauptstadt ist freundlich und zutraulich.« Pepa war erstaunt über diese Unverschämtheit; María Luisa, »die Fremde, die Italienerin, die Hure, die Räuberin«, war verhaßt, und die Polizei mußte, wenn sie in Madrid ausfuhr, umständliche Vorkehrungen treffen, um Kundgebungen zu verhüten. »Sie sind in Andalusien begütert, Doña Josefa?« fragte die Königin weiter. »Ja, Madame«, antwortete Pepa. »Aber Sie ziehen den Aufenthalt in Madrid vor?« fragte María Luisa. »Ja, Madame«, antwortete Pepa. »Es ist, wie Sie sagten, Madame, das Volk Ihrer Hauptstadt ist freundlich und zutraulich. Zu mir.« – »Und der Conde, Ihr Herr Gemahl«, fragte María Luisa, »teilt er Ihre Freude an dem Leben in Madrid?« – »Gewiß, Madame«, antwortete Pepa. »Leider aber erfordert seine Gesundheit, daß er den größten Teil des Jahres in Andalusien verbringt.« – »Ich sehe«, sagte María Luisa, und: »Sie sind guter Hoffnung,Doña Josefa?« erkundigte sie sich. »Dank der Allerheiligsten Jungfrau«, antwortete Pepa.
    »Sagen Sie, wie alt ist doch Ihr
    Herr Gemahl, der Conde?« fragte,
    Freundlich überlegend, sie, die
    Kön’gin. »Achtundsechzig«, sagte
    Pepa. »Doch ich hoffe, ja, ich
    Bin der inneren Gewißheit,
    Unsre Jungfrau von Atocha
    wird mit glücklicher Entbindung
    Mich begnaden und mit einem
    Starken und gesunden Söhnchen«,
    Und sie sah der Königin mit
    Strahlenden, unschuld’gen Augen
    Voll ins Antlitz.

11
    Doña María Luisa wollte aus Gründen der Würde den Anschein vermeiden, sie lasse sich vom Konsul Bonaparte die Besetzung der Ämter vorschreiben. Sie schob die Entlassung Urquijos auf einige Zeit hinaus.
    Don Manuel war das willkommen. Er hatte von Anfang an erkannt, und Miguel hatte es ihm mit zwingender Logik auseinandergesetzt, daß der von Lucien vorgeschlagene Vertrag für Spanien nur Nachteile hatte. Wenn Frankreich den Schwiegersohn Doña María Luisas mit der Krone Etruriens belehnte, so war eine solche Erhöhung zwar Futter für die Eitelkeit María Luisas, doch zu zahlen hatte Spanien. Es konnte Manuel nur angenehm sein, daß ein anderer im Amt war, wenn ein solcher Vertrag unterzeichnet wurde. Ja, er konnte sich eine bessere Verteilung gar nicht wünschen: er, Manuel, verhandelte mit Lucien Bonaparte und hatte vor derKönigin die Ehre, Urquijo setzte ihr die Argumente auseinander, die gegen das Abkommen sprachen, sie, aus Eitelkeit, hörte nicht darauf, Urquijo wird zuletzt den Vertrag unterzeichnen müssen und davon den Makel haben.
    Don Manuel war sicher, er werde Urquijo stürzen können, wann immer es ihm beliebe, und aus solcher Wissenschaft heraus behandelte er ihn freundschaftlich. Auch nachdem man ihm hinterbrachte, Urquijo spreche von ihm bösartig und verächtlich, hielt er’s weiter so. Er lächelte und sagte sich: Gib mir gute Feinde, Virgen del Pilar, und eine lange, süße Rache.
    Don Manuel war satt, glücklich und wohlgelaunt und wollte andere an seiner Freude teilhaben lassen. Seine gute, alte, vernünftige María Luisa hatte sich sehr anständig benommen, er erwies sich dankbar, sang ihr vor, bemühte sich, seine Freundschaft mit Pepa weniger sichtbar zu machen. Er setzte Pepa auseinander, er hege jetzt schon für das Kind, das sie im Leibe trage, die zärtlichsten Gefühle und wolle vermeiden, daß um dieses Kind auch nur der Schatten eines Verdachtes sei. Aus diesem Grunde habe er den Grafen Castillofiel bestimmt, bis zur Zeit ihrer Niederkunft in Madrid zu bleiben; er selber aber, Manuel, werde, so schwer ihm das falle, sie aus Gründen der Schicklichkeit in diesen letzten Monaten der Schwangerschaft seltener sehen. Pepa stimmte ohne weiteres zu; auch sie wünschte, daß der kleine Graf Castillofiel unter möglichst würdigen Umständen in die Welt trete.
    Sogar seine Infantin Teresa ließ Don Manuel seine heiter dankbare Laune spüren, und er bezeigte ihr mitleidig ungeschlachte Neigung. Die Königin von Spanien hatte ihm Kinder geboren, doch trugen sie leider nicht seinen Namen, die Frau, die er liebte, wird ihm ein Kind gebären, doch wird es leider den Namen eines andern tragen. Wohl aber wird diese Infantin von Geblüt ihm einen Sohn zur Welt bringen, der seinen Namen trägt. Eigentlich hatte er’s der hundsmagern Ziege nicht zugetraut, daß sie schwanger werden könne. Er wollte ihr zeigen, daß er ihre Leistung

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