Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman
alten Silbers. Josefa stand verwirrt vor der Fülle der Kostbarkeiten. Sie war rechenhaft und erfreute sich der überreichen Gabe, doch auch war sie gekränkt. Goya erläuterte: »Ich habe mich veranlaßt gesehen, der Herzogin zwei meiner Bilder zu schenken. Es ist natürlich, daß sie das Geschenk erwidert. Da siehst du es«, schloß er vergnügt. »Hätte ich mir die Bilder bezahlen lassen, so hätte ich schwerlich mehr als sechstausend Realen verlangen können. Was da vor uns liegt, ist seine dreißigtausend wert. Ich sag dir’s immer: Generosität macht sich besser bezahlt als Sparsamkeit.«
Er stellte die Bilder in der Akademie aus. Nicht ohne Angst erwarteten Goyas Freunde, wie die Inquisition darauf antworten werde.
Er erhielt eine Mitteilung, Sachverständige des Heiligen Offiziums würden seine Bilder besichtigen; er wurde aufgefordert, zur Stelle zu sein.
An der Spitze der geistlichen Herren erschien Erzbischof Despuig. Es war Goya bekannt, daß Pepa mit diesem Prälatenbefreundet war. Er sagte sich, vielleicht habe sie ihn geschickt. Ihm zu helfen? Oder ihn zu verderben?
Der Kirchenfürst beschaute die Bilder. »Das sind gute, fromme Werke«, fand er. »Es geht von dieser ›Inquisition‹ jener wohltätige Schrecken aus, den das Heilige Offizium anstrebt. Sie sollten uns das Bild stiften, mein Sohn, Sie sollten es dem Herrn Großinquisitor zum Geschenk machen.« Goya war verwirrt und beglückt.
Beiläufig erzählte er Josefa, er habe das »Ketzergericht« dem Heiligen Offizium gestiftet.
Sie, erstarrt vor solcher Frechheit,
Sagte: »Auf den Scheiterhaufen
Schmeißen sie das Bild und dich in
Ihren Kerker.« Goya, immer
In dem gleich beiläuf’gen Tone,
Sagte: »Der Großinquisitor
Hat mich um das Bild gebeten.«
Staunend stand Josefa. »Wie du
Es nur anstellst, Francho«, sagte
Sie. »Ich kann es nicht begreifen,
Francho. Francho, du verhext die
Menschen.«
11
Seitdem der Abate den Pablo Olavide auf dem Armesünderstuhl hatte hocken sehen, fühlte er geradezu körperlich, wie die Gefahr auch an ihn herankroch, näher, Stunde um Stunde. Er wußte, Lorenzana haßte ihn, den Freund des gestürzten Sierra, den inneren Feind der Inquisition. Die Zeit, die dem Abate noch zur Flucht blieb, rann aus, aber er konnte sich nicht losreißen von Madrid und Lucía.
Manuel versprach ihm in großen Worten Schutz, aber der Abate baute nicht darauf. Es gab nur ein Mittel, Lorenzana inden Arm zu fallen. Don Manuel mußte auch jetzt noch, gerade jetzt, den Olavide der Inquisition entreißen.
Der Abate und Miguel drängten in ihn, er solle dem Olavide zur Flucht verhelfen. Den Minister selber kratzte und brannte weiter die Sarna, die Schmach des Schauspiels in der Kirche San Domingo, und es verlangte ihn sehr danach, den Olavide den hochfahrenden Männern der Kirche zu entreißen. Aber er war sich der Gefahr dieses Unternehmens bewußt, er konnte es ohne bündige Billigung der Königin nicht wagen, und es schien ihm unmöglich, ihre Zustimmung zu erreichen. María Luisa nämlich, verärgert, daß seine Sache mit Pepa weiterdauerte, machte ihm gerade um diese Zeit wieder viele Szenen. Suchte ihn zu kränken. Verhöhnte ihn wegen der Niederlage, die er sich im Fall Olavide geholt hatte. Bestimmt wird sie ihm erklären, er solle allein die Suppe auslöffeln, die er sich eingebrockt.
Er erklärte seinen liberalen Freunden, er werde den Olavide nicht in dem Kloster von Gerona verkommen lassen; aber die Entführung eines verurteilten Ketzers sei eine kitzlige Sache, er brauche Zeit, um Carlos dafür zu gewinnen.
Vorläufig führte er gegen die Inquisition Kampf auf anderem Felde.
Es bedurfte nämlich die seit dem Kriege immer brüchigere spanische Währung der Stützung, und ausländische Geschäftsleute hatten sich bereit erklärt, eine nicht unbeträchtliche spanische Anleihe unterzubringen. Leider aber waren die wagemutigen Finanzmänner Juden. Seit Jahrhunderten hatte die Inquisition darauf gehalten, daß keines Juden Fuß den Boden Spaniens besudele; die jüdischen Herren indes, welche Spaniens Finanzen zu sanieren willens waren, legten Gewicht darauf, sich über die ökonomischen Verhältnisse im Lande selber zu informieren. Don Manuel hielt der Königin Vortrag, er nannte ihr die Höhe der Anleihe: zweihundert Millionen. María Luisa hatte nichts dagegen, daß ihr Minister den Großinquisitor mit höflichem Nachdruck um die Zulassung der beiden Herren ersuchte.
Lorenzana sagte sogleich und
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