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Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Titel: Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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einzuschreiten. Mein seliger Schwager hat mir die Vorschriften des Pacheco gut eingebleut. Ich habe niemals Nacktes gemalt. Ich habe niemals die Füße Unserer Lieben Frau gemalt. In meiner ganzen Malerei ist nichts, was gegen die Verbote der Inquisition verstößt.« Er ließ das Aug nochmals über die Bilder wandern. »Ich kann nichts Anstößiges finden an den Bildern«, wiederholte er und schüttelte ernsthaft den Kopf.
    Miguel seufzte über Franciscos naive Bauernschlauheit. »Der Aufruhr ist nicht greifbar«, erklärte er geduldig, »aber man riecht doch diesen Bildern das Rebellische förmlich an.«
    Francisco begriff durchaus nicht, was Miguel wollte. Offenbar könne er’s dem Freunde niemals recht machen. Erst sei er ihm zu sehr Nur-Künstler gewesen, jetzt sei er ihm zu sehr Politiker. Was in aller Welt hätten seine Bilder mit Politik zu schaffen? Hätten nicht schon viele vor ihm ein Inquisitionstribunal gemalt? »Aber nicht jetzt!« rief Miguel. »Aber nicht so!«
    Goya zuckte die Achseln. »Ich kann mir nicht vorstellen«, erklärte er, »daß diese Bilder mir Ungelegenheiten bringen sollten. Ich habe sie malen müssen . Sie sind das, was ich kann, und ich will sie nicht verstecken, ich will sie zeigen, ich werde sie ausstellen.« Da er die Sorge und Betrübnis auf den sonst so klaren Zügen des Freundes wahrnahm, fügte er mit Wärme hinzu: »Du selber hast dich so oft Gefahren ausgesetzt. Es ist sehr freundschaftlich, daß du jetzt mich vor Unvorsichtigkeiten bewahren willst.« Dann aber schloß er bündig: »Red dir nicht weiter die Zunge wund. Ich stelle die Bilder aus.« Miguel gab es auf. »Ich will veranlassen«, meinte er bekümmert, »daß wenigstens Don Manuel herkommt und sich für die Bilder erklärt. Möglich, daß sich dadurch der Großinquisitor warnen läßt.«
    Don Manuel kam bald, er war in Begleitung Pepas. Es zeigte sich, daß Pepa, als Francisco zu dem Auto particular geladen worden war, sich um ihn geängstigt hatte. »Ich habe es Ihnen immer gesagt, Don Francisco«, erklärte sie ihm, »Ihre Ansichten riechen nach Ketzerei. Wenn Don Manuel manchmal nicht so katholisch ist, wie ich ihn gerne haben möchte, so hat er eine Entschuldigung: er ist Staatsmann, er muß gewisse Vorrechte der Krone wahren. Aber du, Francho, bist doch nur ein Maler.« – »Lassen Sie sich von ihr keine Bange machen, Don Francisco«, tröstete heiter Manuel. »Ich schütze Sie schon. Einmal habe ich denen vom Heiligen Offizium ihr großes Spektakel durchgehen lassen, ein zweites Mal tu ich es nicht. Und nun zeigen Sie uns die Bilder. Miguel hat mir viel davon erzählt.«
    Sie beschauten die Bilder. »Großartig«, sagte Manuel. »Eigentlich müssen Sie mir dankbar sein, Don Francisco, daß ich dieses Autodafé zugelassen habe. Sonst hätten Sie Ihre Bilder nie gemalt.« Pepa betrachtete sich die Bilder lange, schweigend. Dann, etwas schleppend, mit ihrer vollen, trägen Stimme, sagte sie: »Das hast du wirklich ausgezeichnet gemacht, Francho. Freilich verstehe ich nicht, warum der Stier so klein ist und der Torero so groß, aber du wirst schon deine Gründe haben. Du bist eingebildet, Francho, und man sollte dir nicht zu viel Lob sagen, aber ich glaube, du bist wirklich ein großer Maler«, und sie schaute ihn voll und schamlos an mit ihren grünen Augen.
    Das gefiel Don Manuel nicht. »Wir müssen gehen«, sagte er. »Bitte, schicken Sie mir die Bilder, Don Francisco. Ich kaufe sie.«
    Goya war angenehm überrascht, daß die Bilder, die er nur sich zum Spaß gemalt hatte, ihm nun auch noch Geld einbringen sollten, und von Manuel konnte er einen hohen Preis verlangen. Allein er hatte die Bilder nicht für ihn gemacht und bestimmt nicht für Pepa, er wollte sie nicht im Besitz von Leuten so geringen Verständnisses wissen. Es war kühn und unklug, den Príncipe de la Paz zu verstimmen, aber: »Soleid es mir tut, Don Manuel«, sagte er, »ich kann Ihnen die Bilder nicht überlassen, sie sind schon versprochen.« – »Nun«, sagte ungnädig Manuel, »zweie werden Sie uns trotzdem noch überlassen können, eines Señora Tudó, eines mir.« Er sprach herrisch, so daß eine Widerrede nicht möglich war.
    Als sie sich verabschiedeten, sagte Pepa: »Der Stier ist zu klein, Sie werden es schon noch einsehen, Francisco. Aber Sie sind ein Ruhm Spaniens.« Manuel, ein wenig unwirsch, meinte: »Sie spricht immer wie in ihren Romanzen, unsere Pepa.«
    Alle Freunde Goyas hatten jetzt die Bilder gesehen, nur nicht

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