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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Eltern?«
    »Ich bin nicht gekommen, um über meine Eltern zu reden.«

    »Ich muss wissen …«
    »Wer Ihre Schwester ermordet hat. Das habe ich inzwischen verstanden.«
    »Und?«
    »Und eins werde ich Ihnen noch erzählen. Damit hat es sich dann aber auch. Und ich werde eine Bedingung stellen, bevor ich es Ihnen erzähle.«
    »Die wäre?«
    »Dass dies für alle Zeiten eine Spekulation bleibt. Dass Sie aufhören, den Behörden gegenüber zu behaupten, dass Manolo Santiago mein Bruder war. Dass Sie versprechen, meine Eltern in Frieden zu lassen.«
    »Das kann ich Ihnen nicht versprechen.«
    »Dann kann ich Ihnen nicht sagen, was ich über Ihre Schwester weiß.«
    Schweigen. Jetzt war es so weit. Wir hatten eine Pattsituation. Glenda Perez stand auf, um zu gehen.
    »Sie sind Anwältin«, sagte ich. »Wenn ich Ermittlungen gegen Sie einleite, verlieren Sie Ihre Zulassung.«
    »Schluss mit den Drohungen, Mr Copeland.«
    Ich schwieg.
    »Ich weiß etwas darüber, was injener Nacht mit Ihrer Schwester passiert ist. Wenn Sie das erfahren wollen, werden Sie auf den Deal eingehen.«
    »Und Sie akzeptieren mein Ehrenwort?«
    »Nein. Ich habe einen Vertrag aufgesetzt.«
    »Das ist doch wohl ein Witz?«
    Glenda Perez griff in ihre Jackentasche und zog die Papiere heraus. Sie faltete sie auseinander. Es war im Prinzip eine Geheimhaltungsverpflichtung. Darin stand, dass ich nicht behaupten durfte, dass Manolo Santiago Gil Perez war, und dass ich als Staatsanwalt ihren Eltern in diesem Punkt Immunität gewährte.

    »Ihnen ist natürlich klar, dass das vor Gericht keinen Bestand haben kann«, sagte ich.
    Sie zuckte die Achseln. »Das ist das Beste, was ich in der kurzen Zeit hingekriegt habe.«
    »Ich werde solange nichts verraten«, sagte ich, »wie es sich irgendwie vermeiden lässt. Ich habe kein Interesse daran, Ihnen oder Ihrer Familie Schaden zuzufügen. Ich höre auch auf, York oder irgendjemanden zu erzählen, dass ich Manolo Santiago für Ihren Bruder halte. Das kann ich alles machen. Aber wenn’s hart auf hart kommt, bringt das nichts, und das wissen Sie ebenso gut wie ich.«
    Glenda Perez zögerte. Dann faltete sie die Papiere zusammen, stopfte sie in die Tasche und ging zur Tür. Sie legte die Hand auf den Knauf und drehte sich zu mir um.
    »Spekulieren wir noch?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Falls mein Bruder den Wald aus eigener Kraft verlassen hat, dann hat er das nicht allein getan.«
    Mir gefror das Blut in den Adern. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich versuchte, etwas zu sagen, bekam aber keinen Laut heraus. Ich sah Glenda Perez in die Augen. Sie erwiderte den Blick. Sie nickte, und ich sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Dann wandte sie sich ab und öffnete die Tür.
    »Spielen Sie nicht mit mir, Glenda.«
    »Das tu ich nicht, Paul. Mehr weiß ich nicht. Mein Bruder hatte jene Nacht überlebt. Genau wie Ihre Schwester.«

33
    Der Tag kapitulierte vor den länger werdenden Schatten, als Loren Muse am Ferienlager ankam.
    Auf dem Schild stand Lake Charmaine Condomonium Center.
Sie wusste, dass das Grundstück riesig war und sich sogar bis über den Delaware River erstreckte, in dem hier die Grenze zwischen New Jersey und Pennsylvania verlief. Der See und die Wohnungen lagen in Pennsylvania. Der größte Teil des Waldes befand sich in New Jersey.
    Muse konnte Wald nicht ausstehen. Sie trieb gern Sport, hegte aber eine tiefe Abneigung gegen die angeblich so tolle ›Natur‹. Sie hasste Mücken und Angeln, Waten und Wandern, seltene antike Funde, Dreck, Anschläge an Bäumen, Köder und preisgekrönte Schweine, ländliche Volksfeste und auch alles andere, was man »auf dem Lande« so machte.
    Sie hielt vor dem kleinen Wärterhäuschen, zeigte kurz ihren Dienstausweis und wartete darauf, dass sich die Schranke öffnete. Das tat sie nicht. Der Wachmann, Typ aufgedunsener Bodybuilder, nahm ihren Dienstausweis mit ins Gebäude und ging zum Telefon.
    »Hey, ich hab’s eilig.«
    »Machen Sie sich nicht gleich ins Höschen.«
    »Ins Höschen …?«
    Sie kochte.
    Sie sah ein paar Blaulichter blinken. Vermutlich parkende Polizeiwagen. Wahrscheinlich war jeder Bulle im Umkreis von mindestens fünfzig Kilometern gekommen, um sich das nicht entgehen zu lassen.
    Der Wachmann legte auf. Er setzte sich in sein Häuschen und kam nicht wieder zum Wagen.
    »Yo«, rief Muse.
    Er antwortete nicht.
    »Yo, Buddy, ich red mit Ihnen.«
    Er drehte sich langsam zu ihr um. Scheiße, dachte sie. Der Typ war jung und männlich. Das war

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