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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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mir die Zeit für die Identifizierung der Leiche geben.«

    »Sie wollen, dass Copeland nichts von dem Fund erfährt?«
    »Er wartet jetzt seit zwanzig Jahren. Da kommt es doch wohl auf einen Tag mehr oder weniger nicht an.«
    Muse verstand, worauf er hinauswollte.
    »Ich will die Ermittlungen nicht behindern«, sagte sie, »aber der Gedanke, einen Mann, den ich mag und dem ich vertraue, zu belügen, widerstrebt mir.«
    »Das Leben ist hart, Ermittlerin Muse.«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Ich erwarte sogar noch mehr von Ihnen«, fuhr Lowell fort. »Sie sollen mir sagen, warum dieser Barrett mit seinem technischen Spielzeug hier draußen herumgelaufen ist und nach Leichen gesucht hat, die schon sehr lange tot sind.«
    »Das habe ich Ihnen doch gesagt. Sie wollten ihr neues Gerät einem Praxistest unterziehen.«
    »Sie arbeiten in Newark, New Jersey. Wollen Sie mir erzählen, dass es in Ihrem Bezirk keine Orte gibt, wo sie ihn hätten hinschicken können, weil Sie dort Leichen vermuten?«
    Er hatte natürlich Recht. Sie musste mit der Wahrheit rausrücken.
    »In New York wurde vor ein paar Tagen eine Leiche gefunden«, sagte Muse. »Mein Chef glaubt, dass es Gil Perez war.«
    Lowells Pokerface verschwand. »Wie war das?«
    Sie wollte es gerade erklären, als Tara O’Neill ins Büro stürzte. Lowell wirkte verärgert wegen der Unterbrechung, sagte aber in neutralem Tonfall: »Was gibt’s, Tara?«
    »Ich hab was an der Leiche entdeckt«, sagte sie. »Und ich glaub, das ist wichtig.«

    Als Cope ausgestiegen war, saß Lucy noch gut fünf Minuten allein auf dem Beifahrersitz. Ein Lächeln lag auf ihrem Gesicht, und sie war immer noch etwas benommen von seinem Kuss.
Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet – wie er mit seinen großen Händen ihren Kopf ergriffen hatte, wie er sie angesehen hatte … es war, als hätte ihr Herz nicht nur wieder zu schlagen angefangen, sondern als hätte es sich in die Luft geschwungen.
    Es war wunderbar. Und es machte ihr Angst.
    Sie sah seine CDs durch, fand eine von Ben Folds und stellte den Song Bricks an. Sie hatte nie ganz verstanden, worum es darin ging – eine Überdosis Drogen, eine Abtreibung, ein Nervenzusammenbruch  –, aber am Ende war die Frau wie ein Ziegelstein, der ihn runterzog, so dass er langsam ertrank.
    Traurige Musik ist besser als Alkohol, dachte sie, wenn auch nicht viel besser.
    Als sie die Musik ausschaltete, sah sie einen grünen Wagen, einen Ford mit New Yorker Kennzeichen, der direkt vor den Eingang fuhr. Er hielt auf dem Platz, auf dem NO PARKING stand. Zwei Männer stiegen aus – einer groß, der andere quadratisch  – und schlenderten ins Heim. Lucy wusste nicht, was sie davon halten sollte. Aber wahrscheinlich hatte es nichts zu bedeuten.
    Die Schlüssel für Iras Käfer waren in ihrer Handtasche. Nach kurzem Suchen fand sie sie. Sie steckte sich einen Kaugummi in den Mund. Falls Cope sie noch einmal küsste, sollte Mundgeruch wirklich kein Hindernis sein.
    Sie fragte sich, was Ira Cope erzählen wollte. Außerdem fragte sie sich, woran Ira sich überhaupt noch erinnerte. Sie hatten nie über jene Nacht gesprochen. Nicht ein einziges Mal. Vielleicht hätten sie es tun sollen. Vater und Tochter. Vielleicht hätte das alles verändert. Vielleicht aber auch nicht. Die Toten wären immer noch tot, die Lebenden am Leben. Kein besonders tiefsinniger Gedanke, aber so war es nun mal, oder?
    Sie stieg aus und ging zum alten VW-Käfer. Sie nahm den Schlüssel in die Hand und richtete ihn auf den Volkswagen. Schon seltsam, was man sich alles so angewöhnte. Kein Mensch
öffnete sein Auto heute noch mit dem Schlüssel. Schließlich haben die alle eine Fernbedienung. Was auf den Käfer natürlich nicht zutraf. Sie ging zur Fahrertür, steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Es war rostig, und sie brauchte etwas Kraft, aber das Schloss sprang auf.
    Sie dachte daran, wie sie ihr Leben gelebt und welche Fehler sie gemacht hatte. Sie hatte Cope von dem Gefühl erzählt, wie sie in jener Nacht einen Stoß bekommen hatte und seitdem einen Berg herunterfiel und nicht wusste, wo sie wieder Halt finden sollte. Das stimmte. Die ersten Jahre hatte er nach ihr gesucht, aber sie hatte sich weiter versteckt. Vielleicht hätte sie früher Kontakt zu ihm aufnehmen sollen. Vielleicht hätte sie versuchen sollen, die Dinge, die in jener Nacht vorgefallen waren, direkt zu verarbeiten. Stattdessen hatte sie alles verdrängt. Hatte sich geweigert, sich damit

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