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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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nicht.«
    Wir blieben stehen. Ira sah den Hügel hinab. Ich folgte seinem Blick. Ich sah nur noch das Dach des Heims. Wir waren im dichten Wald. Wir atmeten schwerer, als es eigentlich nötig gewesen wäre. Iras Gesicht war blass.
    »Es muss begraben bleiben.«
    »Was?«
    »Das hab ich zu Gil gesagt. Es war vorbei. Er sollte zurückgehen und sein Leben weiterleben. Das war alles so lange her. Er war tot gewesen. Da war er es plötzlich nicht mehr. Aber er hätte tot sein müssen.«
    »Ira, hör mir zu. Was hat Gil zu dir gesagt?«
    »Du wirst dich damit nicht zufriedengeben, oder?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich werde mich damit nicht zufriedengeben.«
    Ira nickte. Er sah sehr traurig aus. Dann steckte er die Hand unter den Poncho, zog eine Pistole heraus, zielte auf mich und drückte ohne ein weiteres Wort ab.

36
    »Wir haben hier ein Problem.«
    Sheriff Lowell putzte sich die Nase mit einem Taschentuch, so groß, dass ein Clown es als Requisite hätte nutzen können. Seine Wache war moderner eingerichtet, als Muse erwartet hatte, ihre Erwartungen waren allerdings auch nicht sehr hoch gewesen. Das Haus war neu, stilvoll und sauber. Alle Kabinen, die sie sah, waren mit Computern ausgestattet. Die Einrichtung war in Weiß- und Grautönen gehalten.
    »Wir haben hier«, hielt Muse dagegen, »eine Leiche.«

    »Das meinte ich nicht.« Er deutete auf die Tasse in ihrer Hand. »Wie ist der Kaffee?«
    »Ausgezeichnet, um ehrlich zu sein.«
    »Früher war er wirklich furchtbar. Manche Mitarbeiter haben ihn zu stark gemacht, andere zu dünn. Und dann stand er noch ewig auf der Warmhalteplatte. Bis uns dann letztes Jahr einer der anständigen Bürger aus unserem Bezirk eine von diesen Kaffee-Pad-Maschinen geschenkt hat. Haben Sie je eins benutzt, so ein Kaffee-Pad, meine ich?«
    »Sheriff?«
    »Ja.«
    »Versuchen Sie, mich mit Ihrem einfachen, ländlichen Charme um den Finger zu wickeln?«
    Er grinste. »Ein bisschen.«
    »Dann sehen Sie das als geschehen an. Welches Problem haben wir Ihrer Ansicht nach?«
    »Wir haben gerade eine Leiche gefunden, die, nach vorläufigen Schätzungen, ziemlich lange im Wald gelegen hat. Wir wissen drei Dinge: weiß, weiblich, Größe zirka eins siebzig. Mehr nicht. Die Vermisstenanzeigen habe ich schon durchgesehen. Im Umkreis von gut hundert Kilometern wird keine Frau vermisst, auf die diese Beschreibung passt.«
    »Wir wissen beide, wer das ist«, sagte Muse.
    »Nein, das wissen wir nicht.«
    »Glauben Sie wirklich, dass noch eine ein Meter siebzig große Frau um die gleiche Zeit herum im Ferienlager ermordet und in der Nähe der anderen Leichen begraben wurde?«
    »Das hab ich nicht gesagt.«
    »Was haben Sie dann gesagt?«
    »Dass wir keine eindeutige Identifikation haben. Doc O’Neill arbeitet daran. Wir haben die Akten von Camille Copelands Zahnarzt angefordert. In ein bis zwei Tagen wissen wir mehr. Es besteht kein Grund zur Eile. Wir haben alle noch andere Fälle.«
    »Kein Grund zur Eile?«
    »Genau das habe ich gesagt.«
    »Dann verstehe ich Sie nicht.«
    »Wissen Sie, welche Frage ich mir schon die ganze Zeit stelle, Ermittlerin Muse – was sind Sie eigentlich in erster Linie? Sind Sie Ermittlerin oder ein politischer Spezi?«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Sie sind die Chefermittlerin des Countys«, sagte Lowell. »Also, ich möchte gern glauben, dass eine Person, besonders eine Dame in Ihrem Alter, diesen Posten aufgrund ihrer Fähigkeiten und Leistungen bekommen hat. Aber ich bin auch Realist. Ich kenne mich mit Vetternwirtschaft, Seilschaften und Arschkriecherei aus. Also frage ich Sie …«
    »Ich habe mir diesen Posten erarbeitet.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Muse schüttelte den Kopf. »Unglaublich, dass ich mich vor Ihnen rechtfertigen muss.«
    »Aber so, meine Liebe, spielt nun mal das Leben. Denn, nehmen Sie mal an, das wäre Ihr Fall und ich wäre da einfach so reingeplatzt und Sie wüssten, dass ich sofort nach Hause laufe und alles meinem Boss erzähle – also jemandem, der damals in diese Geschichte zumindest in irgendeiner Form involviert war –, was würden Sie dann machen?«
    »Sie glauben, ich würde seine Beteiligung unter den Teppich kehren?«
    Lowell zuckte die Achseln. »Noch mal: Wenn ich, sagen wir, der Hilfssheriff wäre und meinen Job vom Sheriff bekommen hätte, der in Ihren Mordfall verwickelt ist, was würden Sie dann denken?«
    Muse lehnte sich zurück. »Okay«, sagte sie. »Was kann ich also tun, um Sie zu beruhigen?«
    »Sie können

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