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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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eine Pistole abdrücken. Dafür reichte seine Kraft noch. Aber das Alter und die Drogen mussten seine Reflexe verlangsamt haben.
    Ich kletterte auf ihn und suchte die Pistole. Er hatte sie in der rechten Hand gehalten. Den Arm. Du brauchst nur den rechten Arm festzuhalten. Ich packte ihn mit beiden Händen, legte mich mit dem ganzen Körper darauf, drückte ihn zu Boden und bog ihn nach hinten.
    Die Hand war leer.
    Ich hatte mich so sehr auf die rechte Hand konzentriert, dass ich die linke gar nicht kommen sah. Er hatte in großem Bogen
ausgeholt. Die Pistole musste ihm beim Sturz aus der Hand gefallen sein. Jetzt hatte er sie in der Linken umklammert wie einen Stein. Er traf mich mit dem Griff auf der Stirn.
    Der Schlag traf meinen Schädel wie ein Blitz. Ich spürte, wie mein Gehirn nach rechts geschleudert wurde, als wäre es aus seiner Verankerung gerissen worden und pendelte jetzt lose im Kopf herum. Ich krümmte mich zusammen.
    Ich ließ seinen Arm los.
    Ich blickte auf. Er hatte die Pistole auf mich gerichtet.
    »Polizei! Keine Bewegung!«
    Ich erkannte die Stimme. Es war York.
    Die Luft erstarrte. Sie fing an zu knistern. Ich riss den Blick vom Pistolenlauf los und sah Ira in die Augen. Er war so nah bei mir, hatte die Pistole direkt auf mein Gesicht gerichtet. Und ich sah es. Er würde abdrücken und mich töten. York und Dillon würden zu spät kommen. Für ihn war es gelaufen. Das wusste er. Trotzdem würde er mich erschießen.
    »Dad! Nein!«
    Es war Lucy. Als er ihre Stimme hörte, veränderte sich etwas in seinem Blick.
    »Lassen Sie die Waffe fallen! Sofort! Tun Sie, was ich sage!«
    Wieder York. Ich sah Ira immer noch in die Augen.
    Ira sah mich weiter an. »Deine Schwester ist tot«, sagte er.
    Dann drehte er die Pistole um, steckte sie sich in den Mund und drückte ab.

38
    Ich wurde ohnmächtig.
    Das hat man mir erzählt. Ich erinnere mich allerdings auch noch dunkel. Ich weiß, dass Iras Hinterkopf wegflog und Ira dann auf mich fiel. Ich erinnere mich an Lucys Schrei. Ich erinnere
mich, dass ich nach oben blickte und den blauen Himmel mit ein paar vorbeisegelnden Wölkchen sah. Ich nehme an, dass ich auf dem Rücken lag und auf einer Trage zum Krankenwagen gebracht wurde. Aber da endet meine Erinnerung. Beim blauen Himmel. Bei den weißen Wölkchen.
    Und dann, als mich ein fast schon ruhiges und friedliches Gefühl erfasste, fielen mir Iras Worte wieder ein.
    Deine Schwester ist tot.
    Ich schüttelte den Kopf. Nein. Glenda Perez hatte mir gesagt, dass Camille den Wald aus eigener Kraft verlassen hatte. Ira wusste das nicht. Er konnte es gar nicht wissen.
    »Mr Copeland?«
    Ich öffnete die Augen und blinzelte. Ich lag in einem Bett. Ein Krankenhauszimmer.
    »Ich bin Dr McFadden.«
    Ich ließ den Blick durch den Raum wandern. York stand direkt hinter ihm.
    »Sie haben einen Schuss in die Seite bekommen. Wir haben Sie wieder zusammengeflickt. Das wird schon wieder, aber die Wunde braucht …«
    »Doc?«
    McFadden hatte in seinem besten Arzt-Singsang gesprochen und nicht damit gerechnet, dass man ihn so schnell unterbrach. Er runzelte die Stirn. »Ja?«
    »Mir geht’s also gut, ja?«
    »Ja.«
    »Können wir das dann später besprechen? Ich muss mich dringend mit dem Detective unterhalten.«
    York unterdrückte ein Lächeln. Ich hatte Widerstand erwartet. Ärzte sind noch arroganter als Anwälte. Aber er leistete keinen. Er zuckte nur kurz die Achseln und sagte: »Wenn Sie meinen. Wenn Sie fertig sind, sagen Sie der Schwester Bescheid, dass sie mich anpiepen soll.«

    »Danke, Doktor.«
    Er ging ohne ein weiteres Wort. York trat näher ans Bett heran.
    »Woher wissen Sie das von Ira?«, fragte ich.
    »Die Jungs von der Spurensicherung haben an der Leiche von, äh …« York brach ab. Dann fuhr er fort: »Also, wir haben immer noch keine Identifikation, aber wenn Sie wollen, können wir ihn Gil Perez nennen.«
    »Das wäre gut.«
    »In Ordnung. An seiner Leiche befanden sich jedenfalls Teppichfasern aus einem sehr alten Fahrzeug. Dann haben wir in der Nähe des Leichenfundorts eine Überwachungskamera ausfindig gemacht, die ein Stück Straße zeigt. Und auf dem Video aus dieser Kamera haben wir einen gelben Volkswagen entdeckt und ihn Silverstein zugeordnet. Darum sind wir rübergekommen.«
    »Wo ist Lucy?«
    »Dillon stellt ihr gerade ein paar Fragen.«
    »Ich begreif das immer noch nicht. Ira hat also Gil Perez umgebracht?«
    »Ja.«
    »Und das steht außer Frage?«
    »Ja. Erstens haben wir auf

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