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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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damals schon ein hoffnungsloser Romantiker gewesen.«
    »Wie wäre es mit Paradise By The Dashboard Light ?«
    »Warum nicht, aber überspring den Teil, wo sie ihn dazu nötigt, dass er ihr ewige Liebe schwört, bevor sie ihn ranlässt.«
    »Ihn ranlässt«, wiederholte ich. »Darauf steh ich ja.«
    Sie drehte sich zu mir um, so dass ihr Körper mir ganz zugewandt war. »Mit welchem Spruch hast du mich rumgekriegt?«
    »Wahrscheinlich doch mit meinem patentierten Herzensbrecher.«
    »Und wie lautet der?«
    Ich greinte jämmerlich: »Ach bitte. Komm schon, Kleine, bitte.«
    Sie lachte.
    »Hey, bei dir hat’s funktioniert.«
    »Aber ich bin auch leicht rumzukriegen.«
    »Stimmt, das hatte ich vergessen.«

    Sie schlug mir leicht auf den Arm. Ich lächelte. Sie wandte sich ab. Dann hörten wir schweigend ein bisschen Meat Loaf.
    »Cope?«
    »Was ist?«
    »Du warst der Erste.«
    Fast wäre ich voll auf die Bremse getreten.
    »Ich weiß, dass ich dir damals was anderes erzählt hab. Mein Vater und ich hatten diesen ganzen verrückten Lebensstil mit der freien Liebe und so. Aber ich hatte es noch nie getan. Du warst mein Erster. Du warst der erste Mann, den ich je geliebt habe.«
    Das Schweigen lag schwer im Wagen.
    »Hinterher bin ich natürlich sofort mit jedem ins Bett gehüpft.«
    Ich schüttelte den Kopf und sah nach rechts. Sie lächelte wieder.
    Auf Anweisung der forschen Stimme meines Navigationssystems bog ich rechts ab.
    Die Perez’ wohnten in einer Eigentumswohnung in Park Ridge.
    »Erwarten sie uns?«, fragte Lucy.
    »Nein.«
    »Woher weißt du dann, ob sie zu Hause sind?«, fragte sie.
    »Bevor ich dich abgeholt habe, habe ich bei ihnen angerufen. Ich hatte die Rufnummer unterdrückt. Als Mrs Perez sich gemeldet hat, habe ich meine Stimme verstellt und nach Harold gefragt. Sie sagte, ich hätte mich verwählt. Ich habe mich entschuldigt und aufgelegt.«
    »Wow, du bist gut in so was.«
    »Ich bemühe mich, dass mir das nicht zu Kopf steigt.«
    Wir stiegen aus. Das Grundstück war hübsch gestaltet. Ein schwerer Blütenduft lag in der Luft. Ich konnte ihn nicht genau bestimmen. Flieder oder so etwas. Er war viel zu stark und daher
unangenehm, fast so als ob jemand eine Flasche billiges Shampoo verschüttet hätte.
    Noch bevor ich klopfen konnte, wurde die Tür von innen geöffnet. Mrs Perez erschien. Sie sagte nicht hallo und nickte auch nicht. Sie sah mich nur mit verschleiertem Blick an und wartete.
    »Wir müssen reden«, sagte ich.
    Sie sah Lucy an. »Wer sind Sie?«
    »Lucy Silverstein«, sagte sie.
    Mrs Perez schloss die Augen. »Iras Tochter.«
    »Ja.«
    Ihre Schultern sanken noch tiefer.
    »Dürfen wir reinkommen?«, fragte ich.
    »Und wenn ich ablehne?«
    Ich sah ihr in die Augen. »Ich lass Sie damit nicht einfach so davonkommen.«
    »Womit? Der Mann war nicht mein Sohn.«
    »Bitte«, sagte ich. »Fünf Minuten.«
    Mrs Perez seufzte und trat zur Seite. Wir gingen ins Haus. Drinnen roch es noch stärker nach Shampoo. Viel zu stark. Sie schloss die Tür und führte uns zu einer Couch.
    »Ist Ihr Mann zu Hause?«
    »Nein.«
    Aus einem Schlafzimmer waren Geräusche zu hören. In einer Ecke lagen ein paar Pappkartons. Den Aufschriften konnte man entnehmen, dass sie Medikamente enthalten hatten. Ich sah mich im Zimmer um.
    Mit Ausnahme dieser Pappkartons war alles so aufgeräumt und ordentlich, dass ich darauf geschworen hätte, dass sie das Musterhaus gekauft hatten.
    Im Wohnzimmer war ein Kamin. Ich stand auf und sah mir den Sims an, auf dem wie fast immer die Familienfotos standen. Ich betrachtete sie. Von den Eltern waren keine Fotos da. Von
Gil auch nicht. Auf dem Kaminsims waren Fotos von Menschen, von denen ich annahm, dass es Gils Brüder und seine Schwester waren.
    Einer der beiden Brüder saß im Rollstuhl.
    »Das ist Tomás«, sagte sie und deutete auf das Bild des lächelnden jungen Mannes bei der Abschlussfeier der Kean University. »Er hat CP. Wissen Sie, was das ist?«
    »Cerebrale Parese oder Bewegungsstörungen.«
    »Ja.«
    »Wie alt ist er?«
    »Tomás ist jetzt dreiunddreißig.«
    »Und wer ist das?«
    »Eduardo«, sagte sie. Ihre Miene verriet mir, dass ich nicht unbedingt weiterfragen sollte. Eduardo sah aus wie ein Ganove. Ich weiß noch, wie Gil mir damals erzählt hatte, dass sein Bruder Mitglied in einer Gang war oder so etwas, was ich ihm aber nicht geglaubt hatte.
    Ich deutete auf das Mädchen. »Gil hat von ihr erzählt«, sagte ich. »Sie muss ungefähr zwei Jahre älter

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