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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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benommen und kindlich. Mir wurde schlecht. Ich rief Greta erst zu Hause, dann auf ihrem Handy an. Sie meldete sich nicht. Ich hinterließ bei beiden Anrufen eine Nachricht.
    Muse saß die ganze Zeit neben mir. Als der Bericht zu Ende war, sagte sie: »Das ist echt Kacke.«
    »Das ist es.«
    »Sie sollten Flair bitten, dass er ihn verteidigt.«
    »Geht nicht, Interessenkonflikt.«
    »Warum? Wegen unserem Fall?«
    »Ja.«
    »Aber da besteht doch keine Verbindung.«

    »EJ Jenrette, der Vater seines Mandanten, hat diese Ermittlungen angestoßen.«
    »Ach, klar.« Sie lehnte sich zurück. »Mist.«
    Ich sagte nichts.
    »Sind Sie in Stimmung, über Gil Perez und Ihre Schwester zu reden?«
    »Bin ich.«
    »Wie Sie wissen, ist im Wald damals zerrissene Kleidung und Blut von ihnen gefunden worden.«
    Ich nickte.
    »Das ganze Blut war Null-positiv. Die Vermissten hatten beide diese Blutgruppe. Das ist aber nicht weiter überraschend, das haben nämlich vierzig Prozent der Menschen hier in den USA. Und weil es damals noch keine DNA-Tests gab, konnte man nicht mit hundertprozentiger Sicherheit feststellen, ob das Blut von beiden Opfern oder vielleicht nur von einem der Opfer stammte. Ich hab jetzt einen DNA-Test in Auftrag gegeben. Aber selbst wenn wir drängeln, dauert es mindestens drei Wochen, bis wir das Ergebnis haben. Wahrscheinlich länger.«
    Ich hörte ihr nur mit einem Ohr zu. Mir ging noch Bob durch den Kopf. Sein ungläubiger Blick beim Spießrutenlauf. Ich dachte an Greta, die liebe, nette Greta, die jetzt am Boden zerstört war. Ich dachte an meine Frau, meine Jane, und daran, wie die nach ihr benannte Stiftung zum Teufel ging. Ich hatte sie als Denkmal für meine Frau gegründet, die ich zu Lebzeiten im Stich gelassen hatte. Jetzt hatte ich sie wieder im Stich gelassen.
    »Außerdem brauchen wir für den DNA-Test eine Vergleichsprobe von ihr oder einem nahen Verwandten. Für Ihre Schwester können wir Sie nehmen, aber für Gil Perez bräuchten wir noch jemand aus seiner Familie.«
    »Was gibt’s sonst noch?«
    »Eigentlich brauchen wir von Perez keinen DNA-Test.«

    »Wieso nicht?«
    »Farrell Lynch hat’s durch das Alterungsprogramm laufen lassen.«
    Sie gab mir zwei Fotos. Das erste war das von Manolo Santiago aus dem Leichenschauhaus. Das zweite war mit dem Alterungsprogramm erstellt und basierte auf dem zwanzig Jahre alten Foto, das ich ihr gegeben hatte.
    Sie stimmten perfekt überein.
    »Wow«, sagte ich.
    »Ich habe Ihnen die Adresse von Perez’ Eltern besorgt.« Sie reichte mir einen kleinen Zettel. Ich sah ihn an. Sie wohnten in der Park Ridge. Weniger als eine Stunde von hier entfernt.
    »Werden Sie ihnen das Ergebnis vom Computertest präsentieren?«, fragte Muse.
    »Ja.«
    »Soll ich mitkommen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Lucy hatte schon darauf bestanden, mich zu begleiten. Das musste reichen.
    »Ich hätte da noch eine Idee«, sagte sie.
    »Und die wäre?«
    »Die Technologie zum Auffinden vergrabener Leichen ist heutzutage viel besser als vor zwanzig Jahren. Erinnern Sie sich noch an Andrew Barrett?«
    »Von der Spurensicherung vom John Jay College? Komischer Typ, der viel krauses Zeug redet?«
    »Und außerdem ist er ein Genie. Das ist er. Er ist wohl der beste Experte im Land, wenn es um Radargeräte zur Bodenuntersuchung geht. Er hat sie erfunden und behauptet, dass er damit in Rekordzeit ein Grundstück auf Leichen absuchen kann.«
    »Dafür ist das Gebiet zu groß.«
    »Aber wir können es doch mal versuchen, oder? Barrett ist ganz wild darauf, seine neue Erfindung zu testen. Er sagt, er braucht dringend ein paar praktische Erfahrungen im Feld.«

    »Haben Sie schon mit ihm gesprochen?«
    »Klar. Was denken Sie?«
    Ich zuckte die Achseln. »Für die Ermittlungen sind Sie zuständig.«
    Ich sah auf den Fernseher. Bobs Spießrutenlauf wurde schon wiederholt. Es kam mir vor, als würde er dieses Mal noch jämmerlicher dreinblicken. Ich ballte die Fäuste.
    »Cope?«
    Ich sah sie an.
    »Wir müssen ins Gericht«, sagte sie.
    Ich nickte und stand schweigend auf. Sie öffnete die Tür. Ein paar Minuten später sah ich EJ Jenrette in der Lobby. Er trat mir absichtlich in den Weg. Außerdem grinste er mich an.
    Muse blieb stehen und versuchte, mich an ihm vorbeizuschleusen. »Gehen wir links rum. Wir können auch durch den …«
    »Nein.«
    Ich ging geradeaus weiter. Mich packte die Wut. Muse musste sich beeilen, um mit mir mithalten zu können. EJ Jenrette blieb ruhig stehen und sah mich an,

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