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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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während ich auf ihn zulief.
    Muse legte mir die Hand auf die Schulter: »Cope …«
    Ich ging unbeirrt weiter. »Ist schon okay.«
    EJ grinste mir weiter zu. Ich sah ihm in die Augen. Er blieb im Weg stehen. Ich ging weiter und hielt erst, als unsere Gesichter nur noch ein paar Handbreit voneinander entfernt waren. Der Idiot grinste mich immer noch an.
    »Ich habe Sie gewarnt«, sagte EJ.
    Ich erwiderte sein Grinsen und beugte mich zu ihm.
    »Die Nachricht ist schon im Umlauf«, sagte ich.
    »Welche?«
    »Jeder Insasse, der den kleinen Edward rannimmt, bekommt eine Vorzugsbehandlung. Ihr Junge wird die Hure des Trakts.«
    Ich ging, ohne auf eine Reaktion zu warten. Muse stolperte hinter mir her.

    »Na, das war ja echt klasse«, sagte sie.
    Ich ging weiter. Selbstverständlich war das eine leere Drohung  – die Sünden des Vaters dürfen nicht auf den Sohn zurückfallen  –, aber wenn der Gedanke EJ heute Abend nicht mehr aus dem Kopf ging, wenn er ihn aufs Daunenkissen legte, sollte mir das recht sein.
    Muse sprang mir in den Weg. »Sie müssen ein bisschen runterkommen, Cope.«
    »Wie war das noch, Muse – sind Sie meine Ermittlerin oder meine Psychiaterin?«
    Sie hob ergeben die Hände und ließ mich vorbei. Ich setzte mich auf meinen Platz und wartete auf den Richter.
    Was um alles in der Welt hatte Bob sich dabei gedacht?
    Manchmal geht es im Gericht nur um Märchen, voller Klang und Wut, die nichts bedeuten. Heute war so ein Tag. Flair und Mort wussten, dass sie tief in der Scheiße steckten. Sie wollten die Porno-DVD als Beweismittel ausschließen lassen, weil wir sie nicht früher vorgelegt hatten.
    Sie versuchten, einen fehlerhaften Prozess herbeizureden. Sie probierten alles Mögliche, reichten Fundstücke und Forschungsergebnisse und Präzedenzfälle ein. Ihre Rechtsberater und sonstigen Mitarbeiter mussten die ganze Nacht durchgemacht haben.
    Richter Pierce hörte sich alles mit gesenkten Augenbrauen an. Er hatte die Hand am Kinn und sah extrem richterlich aus. Er gab keine Kommentare ab. Er verwendete Floskeln wie »zu Rate ziehen«. Ich machte mir keine Sorgen. Sie hatten nichts in der Hand. Aber dann begann ein Gedanke an mir zu nagen. Sie hatten versucht, mich unter Druck zu setzen. Und zwar mir allen Mitteln.
    Würden sie das nicht auch bei dem Richter versuchen?
    Ich sah ihm ins Gesicht. Es verriet nichts. Ich sah mir seine Augen an, suchte nach den verräterischen Zeichen dafür, dass
er nicht schlief. Ich konnte keine entdecken, aber das hatte nichts zu bedeuten.
    Um drei Uhr nachmittags waren wir fertig. Ich ging zurück in mein Büro und ging meine Nachrichten durch. Nichts von Greta. Ich rief noch einmal bei ihr an. Sie ging immer noch nicht ans Telefon. Ich probierte es auch auf Bobs Handy. Wieder nichts. Ich hinterließ eine Nachricht.
    Ich sah mir die beiden Fotos an – das vom künstlich gealterten Gil Perez und das von Manolo Santiago. Dann rief ich Lucy an. Sie meldete sich nach dem ersten Klingeln.
    »Hey«, sagte Lucy. Und anders als gestern Abend lallte sie leicht. Ich fühlte mich wieder zurückgeworfen.
    »Hey.«
    Es entstand eine seltsame, fast fröhliche Pause.
    »Ich hab die Adresse von Mr und Mrs Perez«, sagte ich. »Ich will noch mal mit ihnen reden.«
    »Wann?«
    »Jetzt. Sie wohnen nicht weit von dir weg. Ich kann dich auf dem Weg abholen.«
    »Ich mach mich fertig.«

23
    Lucy sah großartig aus.
    Sie trug einen engen, grünen Pullover, der sich genauso an ihren Körper schmiegte, wie es sich für einen engen Pullover gehörte. Die Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie schob sich eine Strähne hinters Ohr. Heute Abend trug sie eine Brille, und auch die gefiel mir.
    Sobald sie im Wagen saß, guckte Lucy sich meine CDs an. »Die Counting Crows«, sagte sie. »August and Everything After.«

    »Magst du die?«
    »Das beste Debüt der letzten zwanzig Jahre.«
    Ich nickte.
    Sie legte die CD ein. Round Here fing an. Wir fuhren und hörten die Musik. Als Adam Duritz über eine Frau sang, die sagte: »You should try to take a shot, can’t you see my walls are crumbling«, riskierte ich einen Blick zur Seite. Lucy hatte feuchte Augen.
    »Alles klar bei dir?«
    »Was hast du noch für CDs?«
    »Was willst du denn hören?«
    »Irgendwas, das heiß und sexy ist.«
    »Meat Loaf?« Ich hielt die CD-Hülle hoch. »Was von Bat Out of Hell?«
    »Ach herrje«, sagte sie. »Erinnerst du dich noch daran?«
    »Ich hab sie fast immer dabei.«
    »Herrgott, du bist

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