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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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bevor sie sich umdrehte und zwischen ein paar ordentlich beschnittenen Büschen verschwand.
    Laura wollte sich gerade wieder aufrichten, als sich plötzlich eine schwere Hand auf ihre rechte Schulter legte. Im Lauf von nur einer Sekunde war ihr Körper ein anderer, die Angst besiegte und lähmte sie. Sie zwang sich, zu dem Mann aufzusehen, der sie so hart und schmerzhaft festhielt.
    Dann schrie sie, so laut sie konnte.

Kapitel 30
Samstag, 7. Mai
    Joakim konnte das Geräusch erst nicht recht einordnen, was zum einen daran lag, dass er noch im Halbschlaf war, und zum anderen daran, dass nur selten jemand bei ihm anklingelte. Er richtete sich auf und warf einen Blick auf den Radiowecker. 9 : 30. In der Schlafanzughose schlurfte er zur Wohnungstür.
    Es war Aida Isabegovic. Er hatte damit gerechnet, dass sie ihn auf dem Handy anrufen würde, nachdem er sie um Hilfe gebeten hatte, aber nicht, dass sie an einem Samstagmorgen höchstpersönlich vor seiner Tür stehen würde. Sie schlüpfte an ihm vorbei und musterte ihn. Dann lachte sie.
    Â»Was ist los?«
    Â»Ich habe dich nur noch nie so gesehen«, sagte sie mit einem Blick auf seinen nackten Oberkörper, während sie ihre Jacke auszog.
    Er lächelte, fuhr sich durch die verwuschelten Haare. Heute Nacht hatten ihn wieder Albträume gequält. Eine starke Unruhe, das Gefühl, dass etwas passieren würde, saß noch immer in ihm. Er versuchte, die Gedanken abzuschütteln.
    Â»Geh doch schon mal rein und setz dich, dann ziehe ich mir schnell was über.«
    Sie nickte, zog die schwarzen Stiefel aus und erklärte, dass sie ohnehin gerade in der Nähe gewesen sei. Ihren bunten Schal behielt sie an. Sie blieb an der Wohnzimmertür stehen und sah hinein.
    Â»Was ist?«, fragte er und folgte ihrem Blick.
    Der Wohnzimmertisch versank unter Illustrierten, alten Zeitungen und Computerausdrucken. Auf dem abgenutzten Ledersofa lagen Kleidungsstücke und Handtücher.
    Â»Man sieht, dass du alleine wohnst«, antwortete Aida und lachte wieder.
    Joakim grinste zurück und schloss die Badezimmertür hinter sich. Er war gespannt, was sie herausgefunden hatte, und spritzte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Dann versuchte er, das zerzauste Haar zu bändigen, und zog eine Cordhose und einen grauen Pullover an.
    Aida arbeitete immer, das wusste er. Sie ging keiner regulären Tätigkeit nach, engagierte sich aber für eine Reihe von Netzwerken und Organisationen im Bereich der Flüchtlingshilfe. Für ihn am interessantesten war ihr Engagement in einem internationalen bosnischen Netzwerk, das Jagd auf Kriegsverbrecher machte. Die Mitglieder hatten unterschiedlichste Motive für ihre Mitarbeit: Die einen hatten Angst, den serbischen Massenmördern auf der Straße zu begegnen, die anderen hatten Rache geschworen. Viele von ihnen hatten, wie auch Aida, ihre Angehörigen auf unfassbar grausame Weise verloren. Die systematische Überwachung und das Sammeln von Informationen verschafften ihnen eine gewisse Sicherheit. In einzelnen Fällen hatte ihre Arbeit dazu beigetragen, die Identität von Kriegsverbrechern zu enthüllen – wie damals, als Aida mit Joakim und seinen Kollegen von Nyhetsavisen zusammengearbeitet hatte. Ihr Netzwerk operierte in vielen europäischen Ländern.
    Als er wieder ins Wohnzimmer kam, hockte sie mit dem Rücken zu ihm vor den Bücherregalen. Sie studierte die unterste Reihe. Er beobachtete, wie sie einige Bücher herauszog und den Umschlagtext las.
    Â»Du schnüffelst in meinen Regalen herum?«, erkundigte er sich lächelnd.
    Â»Natürlich«, antwortete Aida. »Aber in deinen Regalen steht ziemlich genau das, was ich mir vorgestellt habe.«
    Klassiker der Weltliteratur (die er größtenteils von seiner Mutter zu Weihnachten bekommen hatte) füllten die zwei obersten Reihen. Ansonsten standen dort viel politische Literatur, historische Werke, Bücher über Wirtschaftstheorie, Biografien und Zeitschriften. Nichts war alphabetisch geordnet, Joakim hatte noch immer die Illusion, eines Tages genug Zeit zu finden, um alles zu sortieren.
    Sie stand auf und setzte sich auf das Sofa.
    Â»Ich weiß vielleicht, nach wem du suchst. Zumindest habe ich zwei Kandidaten«, sagte sie. »Du kennst möglicherweise die serbische Spezialeinheit der Skorpione?«
    Joakim nickte. Vor einigen Monaten hatte er sich in diverse Urteile des

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