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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien vertieft. Es war eine hässliche Lektüre gewesen, um es einmal milde auszudrücken. Er hatte von einer menschlichen Brutalität gelesen, die ihm bis zu diesem Zeitpunkt völlig fremd gewesen war. Die Skorpione waren in mehreren der Dokumente aufgetaucht.
    Â»Es kann sein, dass du nach zwei Kriegsverbrechern suchst, die Mitglieder dieser Spezialeinheit waren: Ratomir Damnjanović und Admir Banovici. Der eine von ihnen, Admir, passt von seinem Aussehen her genau auf die Beschreibung, die du mir gegeben hast.«
    Joakim sah sie aufmerksam an.
    Sie fuhr fort: »Beide waren beim Massaker von Srebrenica dabei. Ratomir Damnjanović und Admir Banovici wurden 1996 für ihre Taten zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Beide haben gestanden, jeweils mindestens fünfzig Jungen und Männer hingerichtet zu haben, die meisten per Kopfschuss. Wir glauben allerdings, dass die Anzahl der Todesopfer in Wirklichkeit viermal so hoch ist. Gegen das Urteil wurde im Jahr darauf Revision eingelegt, und die Strafe wurde auf sechs Jahre Gefängnis reduziert. Ein Jahr später wurden die beiden gemäß einem Abkommen zwischen der norwegischen Regierung und dem UN-Kriegsverbrechertribunal aus dem Spezialgefängnis in Den Haag nach Norwegen überführt. Nach zwei Jahren in einem norwegischen Gefängnis waren sie wieder auf freiem Fuß.«
    Sie zog zwei dünne Bögen hervor und legte sie auf den Wohnzimmertisch. Es waren grobkörnige Ausdrucke von Fotos, die zwei Männer zeigten. Der eine schien kräftig gebaut zu sein und kurzes dunkelblondes Haar zu haben.
    Â»Admir Banovici«, sagte Aida.
    Joakim betrachtete forschend das kantige Gesicht. Ihm fiel ein kleiner, dunkler Fleck unter dem linken Auge des Mannes auf. Ein Muttermal. Er erinnerte sich an die Beschreibung, die seine Quelle ihm von dem osteuropäischen Schläger gegeben hatte, der in seinem Schlafzimmer aufgetaucht war.
    Der andere, Ratomir Damnjanović, hatte ein schmaleres Gesicht und dunklere Haare. Sein Blick wirkte noch härter und kälter als der seines Kumpanen.
    Â»Und diese Männer verdienen ihr Geld als Schläger?«
    Aida zögerte. »Das wissen wir nicht. Wir haben versucht, sie zu überwachen, seit sie aus dem Gefängnis entlassen wurden, aber das war nicht so einfach. Sie haben sich zurückgehalten – bis vor Kurzem.«
    Â»Was ist da passiert?«
    Â»Offenbar hat man sie in einer sehr exklusiven Bar gesehen, dem Hjørnet am Solli plass. Wir nehmen an, dass sie dort arbeiten, als Sicherheitspersonal.«
    Joakim zuckte zusammen. Das Hjørnet war Helles Stammlokal gewesen.

Kapitel 31
    Einige Stunden nach Aidas Besuch ging Joakim zur Arbeit. Der Regen hatte eine Pause eingelegt, durch die Risse in der Wolkendecke brachen die Sonnenstrahlen. Es war kurz vor vier, überall wuselten die Leute herum wie die Ameisen. Plötzlich sah er eine Person vor sich, die er nur allzu gut kannte. Eine große, schmale Gestalt mit kerzengerader Haltung.
    Â»Kikki?«
    Sie drehte sich um und guckte ihn überrascht an. Dann stellte sie ihre Einkaufstüten auf dem Boden ab, um sich umarmen zu lassen.
    Â»Kaffee?«, schlug er vor.
    Â»Leider nein. Ich habe mir heute ein paar Stunden freigenommen. Zu Hause herrscht das pure Chaos, uns fehlt einfach alles, von Windeln bis hin zu Brot.«
    Â»Komm schon, ein Kaffee dauert nicht lange.«
    Kikki zauderte noch etwas, bevor sie nachgab. Er griff nach ihren Tüten, und sie steuerten ein kleines Café in der Nähe an.
    Draußen waren alle Tische von Leuten besetzt, die nach Frühjahrssonne gierten, doch drinnen saß fast niemand. Sie nahmen an dem Tisch Platz, der am weitesten von den anderen entfernt stand, damit sie ungestört reden konnten. Kikki legte ihren Mantel ordentlich zusammen, während Joakim Kaffee holen ging.
    Â»Wie kommt ihr voran?«, fragte er, als er zurück war.
    Sie sah ihn skeptisch an und seufzte. »Joakim, ich kann dir keine weiteren Informationen geben. Gerade in diesem Fall nicht. Ich bin die verantwortliche Ermittlungsleiterin.«
    Â»Wenn du mir hilfst, helfe ich dir. So was nennt man eine Win-win-Situation«, versuchte Joakim sie zu überzeugen.
    Sie dachte eine Weile nach, dann fasste sie einen Entschluss. »Okay, aber nur unter einer Bedingung.«
    Â»Und die wäre?«
    Â»Ich beende die Zusammenarbeit,

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