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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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aber nicht mit Namen. Wir haben nicht unter unseren richtigen Namen gearbeitet.«
    Â»Unter welchem Namen hast du gearbeitet?«
    Â»Caroline.«
    Agnes suchte auf ihrem Handy ein Foto von Ester.
    Â»Und wie nennt die sich?«
    Â»Der bin ich nie begegnet.«
    Â»Was ist mit Helle Isaksen? Die ermordet wurde?«
    Lauras Gesichtszüge veränderten sich abrupt. Dann nickte sie kurz.
    Â»Wie gut hast du sie gekannt?«
    Â»Wir haben hin und wieder zusammen gearbeitet. Wir haben manchmal als Paar gejobbt. Sie hat sich Sandra genannt. Ich habe gelesen, dass man sie tot aufgefunden hat. War das nicht einer von ihren Professoren? Ich habe in der letzten Zeit nicht so viel Zeitung gelesen.«
    Â»Was hat sie für einen Eindruck auf dich gemacht?«
    Lauras Augen füllten sich mit Tränen. »Das letzte Mal«, flüsterte sie. »Das letzte Mal, als ich mit ihr gearbeitet habe …«
    Agnes wartete schweigend, bis Laura weiterreden konnte.
    Â»Das war ein Job zu Hause bei einem steinreichen Typen draußen in Nesøya. Wir hatten die Info bekommen, dass die Bezahlung doppelt so hoch sein sollte wie üblich. Aber auf das, was uns erwartet hat, waren wir nicht vorbereitet. Er hatte Gäste eingeladen, viele Gäste. Sie waren völlig zügellos, alles Männer in Anzügen. Reiche Männer. Auf den Tischen lag das Koks, gebrauchsfertig quasi. Es gab jede Menge davon, man konnte sich einfach bedienen. Die Typen waren high und völlig wahnsinnig. Sie wollten, dass wir einander auszogen, oben auf dem Tisch miteinander Sex hatten, während sie zusahen und grölten.«
    Laura hielt inne. Agnes konnte nur ahnen, was für Bilder sie in ihrem Gedächtnis gespeichert hatte. Sie legte ihr beruhigend die Hand auf den Rücken.
    Â»Wir dachten, dass das Schlimmste überstanden sei, als der Kunde, also der Typ, der da wohnte, zu seinen Gästen sagte, dass sie sich jetzt bedienen könnten. Es waren ungefähr dreißig Männer.«
    Â»Sich bedienen? An euch?«
    Â»Sandra, entschuldige, ich meine Helle, ist total ausgerastet, hat angefangen zu heulen und zu schreien. Wir hätten doch unseren Job gemacht, meinte sie. Sie hat sich geweigert, ist durchs Haus gerannt und die Männer hinter ihr her.«
    Laura beugte sich vor und erzählte den Rest, während sie ihr Gesicht in den Händen verbarg.
    Â»Sie haben sie an den Händen gefesselt und ihr die Augen verbunden. Sie hat hilflos auf dem Boden gelegen, während einer nach dem anderen sich bedient hat. Sie haben sie genommen … und zwar überall.«
    Ein Geräusch, ein Knistern, irgendetwas. Sie hörten es, alle beide. Laura starrte Agnes mit offenem Mund an.
    Â»Mehr kann ich nicht sagen. Ich muss abhauen.«
    Â»Ich habe niemanden gesehen, der uns gefolgt ist«, flüsterte Agnes, während sie die Scheine hinblätterte und ihr gab.

Kapitel 29
    Laura Vangen Ringdal lief geduckt den Hang hinter dem Kindergarten entlang, während Agnes die Straße zurückging, die sie gekommen waren. Laura hatte kein Risiko eingehen wollen. Beinahe wäre sie im Matsch ausgerutscht. Ihre hochhackigen Schuhe waren braun vor Schmutz. Sie fühlte das Geld in der Jackentasche. Der Gedanke, dass ein High in Reichweite war, erleichterte sie. Sie hatte durch das Kokain keine Entzugserscheinungen wie Zittern und Schüttelfrost, doch das psychische Tief war nicht auszuhalten. Angst und Paranoia wurden jedes Mal schlimmer, und jetzt waren viele, viele Stunden vergangen, seit sie das letzte Mal etwas bekommen hatte. Sie musste ihren Dealer finden, und zwar schnell. Sie brauchte Stoff.
    Laura spürte, dass sie ein wenig fror, als sie das Kindergartengelände verließ und nach links abbog, an der Nationalbibliothek entlang. Alles war verlassen und still, Laub hing an den Bäumen, überall war es nass. Ängstlich blickte sie zurück. Sie hatte wieder dieses Geräusch gehört. Plötzlich sah sie ein kleines, schwarzes Geschöpf, jämmerlich, mit nassem Fell und großen gelben Augen. Wie kann man nur so blöd sein, sagte sie leise zu sich selbst. Sie war so erleichtert, dass sie fast zu lachen begann. Alles würde gut werden. Sie hatte Geld, bald würde sie ihren Stoff kriegen, das Wochenende war gerettet.
    Â»Komm, Miezekatze, miez, miez!« Sie ging in die Hocke und streckte die Hand aus.
    Die Katze ließ sich bitten. Sie starrte sie eine Weile abwartend an,

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