Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
Vom Netzwerk:
draußen. Ein alter Schäferhund bellte sie zunächst wütend an. Nachdem sie Platz genommen hatten, schnüffelte er schamlos im Schritt der Fotografin. Ellinor schlug verschämt die Beine übereinander.
    Â»Ich war mit Oscar draußen. Im Moment ist es draußen ja ziemlich grau, und wir haben kaum eine Menschenseele getroffen. Deshalb habe ich auch gestutzt, als ich das Geräusch gehört habe.«
    Â»Welches Geräusch?«
    Â»Autoreifen, die ein Stückchen entfernt aufgeheult haben, ein weißer Lieferwagen. Das Auto hat gebremst und ist ganz zum Wasser hinuntergerollt. Sie hatten es eilig.«
    Â»Sie?«
    Â»Die beiden Typen. Es müssen Männer gewesen sein, sie waren ziemlich kräftig, vor allem der eine. Sie sind zum Wasser hinuntergelaufen.«
    Ewald Knutsen schüttelte den Kopf, während er je einen Löffel Instantkaffee in die grau gestreiften Becher gab, die er auf den Tisch gestellt hatte.
    Â»Die Typen waren vermummt, trugen schwarze Kapuzen und Schals. Sie sind mit einem großen Müllsack zum Wasser gelaufen. Ich hatte Angst, dass Oscar mich verraten könnte. Mir war klar, dass das keine anständigen Leute waren.«
    Â»Und – hat er das? Sie verraten?«
    Â»Nein, nein. Glücklicherweise waren wir weit genug weg. Als sie am Wasser waren, haben sie sich an irgendwas zu schaffen gemacht, an einem Tau oder so. An der Stelle war ein kleines altes Ruderboot vertäut. Ich nehme mal an, dass sie eigentlich auf den See raus wollten. Und das hätten sie wohl auch getan, wenn Oscar nicht ihre Fährte aufgenommen hätte. Als Oscar zu bellen begann, habe ich die Leine losgelassen und mich hinter einem kleinen Hügel versteckt. Oscar ist ihnen hinterher. Sie haben spontan reagiert und vermutlich nach mir Ausschau gehalten. Dann habe ich laute Stimmen gehört. Sie haben gestritten. Oder diskutiert, was weiß ich. Ich hörte, dass Oscar zu winseln begann.«
    Ewald streichelte seinen Freund liebevoll. Das Fell des alten Schäferhunds war ebenso grau wie die Haare seines Besitzers.
    Â»Ich denke, sie haben ihn geschlagen. Dann habe ich einen schweren, lauten Platsch gehört, und sie sind zurück zum Auto gelaufen und in einem wahnsinnigen Tempo davongeprescht.«
    Ellinor hatte die Kamera im Schoß deponiert.
    Â»Und da haben Sie die Polizei angerufen?«, fragte sie.
    Â»Nein, ich wusste doch nicht, was das zu bedeuten hatte. Ich bin zu Oscar gelaufen, dem es schon wieder besser zu gehen schien. Dann habe ich den großen Plastiksack am Ufer dümpeln sehen, nahe dem Dickicht. Ich habe mich hingehockt, mich an einem Ast festgehalten und ihn zu mir gezogen. Es war ein einfacher schwarzer Müllsack, der leicht aufzureißen war. Als Erstes habe ich das blasse Frauengesicht gesehen. Ich bin so zusammengezuckt, dass ich gedacht habe, ich würde auf der Stelle tot umfallen. Vor Schreck habe ich den Sack losgelassen, und der ist dann weiter hinausgetrieben. Ich hatte keine Stiefel an und konnte nicht hinauswaten und ihn zurückholen. Da habe ich die Polizei angerufen. Eine halbe Stunde später waren sie da.«
    Â»Warum hat man Sie nicht zur Vernehmung mitgenommen?«
    Â»Man hat mich nur gefragt, ob ich den Müllsack angefasst habe und so.«
    Â»Sie haben ihnen also nicht gesagt, was Sie vorher gesehen haben?«
    Ewald schüttelte den Kopf.
    Â»Sie haben nicht gefragt, haben nur gesagt, dass sie Kontakt zu mir aufnehmen werden, um mich zu vernehmen. Da habe ich Sie angerufen. Ich mag Nyhetsavisen von allen Zeitungen am liebsten, ich habe sie auch abonniert. VG und Dagbladet sind mir zu reißerisch geworden.«
    Â»Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen? Wie hat die Frau ausgesehen?«
    Â»Schlimm. Ihre Augen waren geschlossen, das Gesicht irgendwie zerquetscht. Ich kann das nicht richtig beschreiben.«
    Er hielt inne, suchte eifrig nach Worten. »Sie hatte etwas Unnatürliches an sich.«

Kapitel 37
    Veronica Eple starrte von ihrem Schlafzimmerfenster auf den Skovvei hinunter, der drei Stockwerke unter ihr lag. Auf beiden Seiten parkten Autos, doch nichts bewegte sich. Sie lehnte die Stirn gegen die Scheibe, um sich abzukühlen.
    Der Charmeur hatte einen Mord begangen. Schon wieder. Nach sehr, sehr kurzer Zeit. Die Panik schien ihn jeglicher Vernunft zu berauben. Er war verrückt, oder? Ja, er musste total verrückt sein. Diesmal hatte er Ester, seine Freundin, umgebracht. Veronica

Weitere Kostenlose Bücher