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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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bei einem See, der Fortjern heißt. Von Bjørnholt aus gibt es eine für Autos befahrbare Straße durch den Wald, die zum westlichen Ende des kleinen Waldsees hinunterführt. Ich denke, sie ist nicht gesperrt, ihr müsstet mit dem Auto durchkommen.«
    Â»Kann denn keiner von denen fahren, die gerade Dienst haben?«
    Â»Ich brauche jemanden aus der Kriminalredaktion. Aber wir haben ein Team in einem Helikopter, um ein Übersichtsfoto mit dem Fundort zu machen.«
    Â»Und was ist mit den Onlineredakteuren?«
    Â»Wir brauchen jemanden, der einen brauchbaren Artikel für die Printausgabe schreiben kann.«
    Â»Okay, ich komme.«
    Â»Nein, der Fotograf sammelt dich zu Hause auf.«
    Joakim arbeitete sich aus dem Bett. Obwohl er völlig durchgeschwitzt war, fror er noch immer, ihm war eiskalt. Er warf einen schnellen Blick aus dem Fenster. Die Wolken hingen stählern über den Dächern. Es sah aus, als wäre es bereits Nachmittag. Er fluchte, als ihm klar wurde, dass er keine Zeit mehr hatte, sich unter der Dusche aufzuwärmen.
    Wenige Minuten später hörte er den Fotografen ungeduldig hupen. Er eilte die Treppe hinunter und setzte sich auf den Beifahrersitz eines alten, klapprigen Mazda 323. Eine der freiberuflichen Fotografinnen holte ihn ab, Ellinor Linde Fredriksen. Sie warf ihm einen Stadtplan von Oslo in den Schoß.
    Â»Ich komme aus Harstad und kenn mich hier nicht aus.«
    Ressortleiter Fredrik Telle hatte recht gehabt: Der Waldweg zum Fortjern war offen. Die Wolken wurden immer dichter, und es begann zu nieseln. Schwarz und undurchdringlich erhob sich der Wald vor ihnen, als sie aus dem Auto stiegen. Schon von Weitem waren die Lichter zu sehen. Die Polizei war draußen im Wasser mit irgendetwas beschäftigt. Joakim lief zum See hinunter. Telle hatte gemeint, dass sie zeitig dran seien. Ein Spaziergänger hatte eine Leiche im Wasser entdeckt und Nyhetsavisen eine halbe Stunde später den entscheidenden Tipp gegeben.
    Ellinor Linde Fredriksen watete mit hohen Gummistiefeln ins Wasser und fotografierte den schwarzen Müllsack, der gerade herausgezogen wurde. Überall liefen Kriminaltechniker in weißen Schutzanzügen herum. Joakim machte Ellinor ein Zeichen, dass er mit einem der Beamten reden wolle. Sie nickte kurz und konzentrierte sich dann weiter auf die Leiche, die jetzt aus dem Plastiksack befreit wurde. Obwohl Joakim ein Stück weit entfernt stand, sah er, dass die Tote übel misshandelt worden war. Der Körper wirkte merkwürdig deformiert. Joakim merkte, dass er zu zittern begann. Wieder diese schreckliche Kälte.
    Joakim bekam nicht viel aus der Polizei heraus. Dass es sich um eine junge Frau handelte, sah er selbst. Er rief in der Onlineredaktion an und gab ihnen die entsprechenden Stichworte durch, damit sie eine Meldung auf den Internetseiten bringen konnten: »Nackte Frauenleiche in Nordmarka gefunden!«
    Die Journalisten der Konkurrenz tauchten erst auf, als die Leiche schon wieder eingepackt und abtransportiert worden war. Helene Muus Mikalsen war nirgendwo zu sehen. Stattdessen hatte VG drei Grünschnäbel von Journalisten und einen Fotografen geschickt. Dagbladet war mit zwei seiner Krimiveteranen vertreten. Einer von ihnen verspeiste ein matschiges Baguette, während er die Polizisten interviewte. Über ihnen kreisten die Hubschrauber.
    Â»Die sind ganz schön spät dran heute«, sagte Ellinor, die zu ihm getreten war.
    Â»Hast du gute Bilder geschossen?«
    Â»Ich bin zufrieden. Ich weiß nicht, ob hier noch viel zu holen ist.«
    Â»Wir brauchen mehr«, antwortete Joakim.
    Er rief Telle an.
    Â»Ich brauche die Nummer von dem Mann, der euch den Tipp gegeben hat.«
    Wenige Sekunden später hatte er einen Namen, eine Telefonnummer und eine Adresse. Der Mann hieß Ewald Knutsen und wohnte ganz in der Nähe. Joakim wählte seine Nummer. Er meldete sich nach dem ersten Klingeln und lud das Journalistenteam zu sich nach Hause ein.
    Knutsen war ein einsamer älterer Mann, der an diesem Tag wahrscheinlich den aufregendsten Moment seines Lebens erlebt hatte. Er öffnete die Tür in einer leicht abgenutzten Hose, einer grauen Strickjacke und Lederpantoffeln und lud sie auf einen Kaffee ins Wohnzimmer ein. Der Raum sah aus, als wäre die Zeit die letzten dreißig Jahre stehen geblieben. Die kaffeebraunen Sofas waren verschlissen. Die rotbraunen Gardinen hielten das Licht

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