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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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natürlich auf Kosten von Nyhetsavisen.«
    Agnes nickte.
    Â»Natürlich kannst du dich auch beurlauben lassen«, sagte Hoff.
    Â»Das wird nicht nötig sein. Ich will diesen Fall zu Ende bringen. Ich bin hier in der Redaktion nicht weniger sicher als zu Hause.«
    Hoff nickte. »Aber du machst keinen Außendienst mehr.«
    Sie blieb stehen und sah den Kollegen nach, als sie gingen. Sie machte sich Sorgen. Die Narbe auf Agnes’ Wange war nicht ohne. Leider kam es öfter vor, dass Journalisten Drohungen ausgesetzt wurden, hin und wieder auch Morddrohungen. Sie seufzte. Dann drängten sich andere Sorgen in den Vordergrund. Ihre Verantwortung als Nachrichtenchefin war bisweilen zu schwer. Im Grunde war sie die Triebkraft von Nyhetsavisen. Der Chefredakteur war voll und ganz mit den Finanzproblemen beschäftigt, in denen sie steckten, saß ihr aber ständig im Nacken. Er wollte, dass der Lesestoff stärker den Wünschen der Inserenten angepasst wurde. Als Abonnementzeitung waren sie abhängiger von den Anzeigeneinnahmen als die Straßenzeitungen. Was bedeutete, dass Hoff oft große Teile des Mitarbeiterstabs damit betrauen musste, Sondermagazine zu produzieren, um Fremdenverkehrsgewerbe, Gesundheitsindustrie, Autobranche und so weiter zufriedenzustellen. Hin und wieder protestierte sie.
    Â»Wir sollten den Nachrichtenjournalismus kultivieren. Der ist wichtig. Auf Enthüllungen setzen, Preise gewinnen, Freiheiten verteidigen. Da können wir uns nicht gleichzeitig mit allem anderen Unsinn beschäftigen«, sagte sie manchmal.
    Doch PÃ¥l Røed stellte sich bei solchen Protesten taub. »Wir betreiben eben zwei Arten von Journalismus: den, von dem wir leben, und den, für den wir leben«, antwortete er dann.
    Katarina Hoff starrte auf ihren Bildschirm, wo ihr die Personallisten entgegenflimmerten. Kündigungen in der Redaktion würden sich wohl nicht vermeiden lassen. Sie spürte, wie verspannt sie im Nacken war, und massierte sich den Haaransatz, in der Hoffnung, den Schmerz ein wenig zu lindern.
    PÃ¥l Røed hatte sich in der letzten Redaktionsbesprechung eindeutig geäußert: Die Herausgeber der Zeitung verlangten, dass sie in diesem Jahr sechzig Millionen Kronen zusätzlich einsparten. Sie hatte gewütet und getobt. »Das bedeutet das Aus für den seriösen Journalismus!«, hatte sie gerufen, doch er hatte sie nur kleinlaut angesehen und gesagt: »Meine einzige Alternative wäre, zurückzutreten. Dann müsste die Zeitung jemanden finden, der bereit ist, genau diese Kürzungen vorzunehmen.«
    Sie sah das anders. Bestimmt hatte er während der Vorstandssitzung gebuckelt, als man verlangte, die Sparmesser zu schleifen und einen höheren Gewinn herauszuschinden. Katarina Hoff war direkt nach der Sitzung gegangen und hatte sich in ihrem großen, leeren Einfamilienhaus aufs Sofa zurückgezogen. Sie war zum dritten Mal geschieden. Ihr einziger Lebenspartner war ihr Job. Nach fünf Gläsern Wein war sie endlich eingeschlafen. Am nächsten Tag hatte sie erneut das Büro des Chefredakteurs aufgesucht.
    Â»Okay, unter einer Bedingung. Wenn du die respektierst, bin ich dabei.«
    Sie gebrauchte das Wort »ich«. Sie wusste, dass sie die Stellenkürzungen ohnehin alleine durchziehen musste, weil die anderen Redakteure keine Nerven dafür hatten. Sie waren scharf auf ihre Titel und ihre dicken Gehaltstüten, doch wenn es darum ging, die Drecksarbeit zu tun, weigerten sie sich. Dann landete der Schwarze Peter immer bei der Nachrichtenchefin.
    Â»Und wie lautet deine Bedingung?«, fragte Røed.
    Â»Nicht ein einziger Nachrichtenjournalist wird entlassen.«
    Der Chefredakteur hatte stumm genickt, und sie konnte erleichtert aufatmen. Sie wusste, dass die anderen Redakteure toben würden, denn das bedeutete, dass stattdessen ihre Leute entlassen wurden. Sie würden sagen, dass das ein fauler Deal sei, dass die Entscheidungen wieder einmal im Hinterzimmer getroffen worden seien, ohne dass man sie daran beteiligt habe. Doch damit konnte sie leben.
    Katarina Hoffs Spekulationen wurden von einem kurzen Räuspern unterbrochen. Sie blickte auf und sah den Chef der politischen Redaktion, Sverre Ekker, in ihrem Büro stehen.
    Â»Ja, was gibt’s?«
    Sverre Ekker setzte sich auf ihr Sofa. »Ich habe ein Problem«, begann er.
    Hoff ging um den Schreibtisch herum und nahm neben ihm Platz. »Raus

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